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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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falls er den Befehlen nicht folgte – Todesurteil, Hinrichtung.
    Das Alliierte Oberkommando hatte entschieden, die französische Hauptstadt links und rechts zu umgehen, um in den Norden Frankreichs und dann über Belgien ins Herz des Bösen vorstoßen zu können. Unter militärischen Gesichtspunkten betrachtet schien dies die richtige Taktik zu sein. Für die Verteidigung von Paris waren außerdem bereits zwei SS -Panzerdivisionen in Marsch gesetzt worden, auch denen wollte Dwight D. Eisenhower durch seine Umgehungstaktik ausweichen, seinen Vormarsch auf die deutsche Grenze nicht gefährden, um den Krieg direkt im Land des Feindes zu beenden. Die Regierungen in Washington oder London scheuten vor der Verantwortung zurück, die nach einem möglichen Sieg auf ihnen lasten würde: Nach einer Einnahme von Paris wären sie verpflichtet gewesen, die Versorgung der Einwohner zu übernehmen.
    Wie es Charles de Gaulle gelang, die widerspenstigen Verbündeten auszutricksen, indem er insgeheim über Nacht die Forces Françaises Libres unter General Philipp Leclerc in Richtung Hauptstadt marschieren ließ und damit Briten und Amerikaner moralisch unter Zugzwang setzte, ihre Strategie zu ändern und den Franzosen zu helfen, ist eine legendär gute Geschichte. Am besten recherchiert und am spannendsten erzählt in einem Buch, das ebenfalls legendär geworden ist, in Brennt Paris? der beiden Autoren Larry Collins und Dominique Lapierre.
    Nein, Paris brannte nicht. Das war am Ende ausgerechnet einem deutschen Nazi-General zu verdanken, eben Dietrich von Choltitz. Auf seinem Schreibtisch lag zwar Hitlers strikter Befehl, Paris entweder zu halten oder vor einem doch erforderlichen Rückzug dem Erdboden gleichzumachen: »Innerhalb der Stadt muß gegen Anzeichen von Aufruhr mit schärfsten Mitteln eingeschritten werden, z. B. Sprengung von Häuserblocks, öffentliche Exekutierung der Rädelsführer, Evakuierung des betroffenen Stadtteils. […] Die Seinebrücken sind zur Sprengung vorzubereiten. Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen.«Der »Führer« hatte sogar angeordnet, dass die letzten V 1 -Raketen auf Paris abgefeuert werden sollten, alle verfügbaren Luftstreitkräfte eingesetzt werden mussten, falls die Sprengungen nicht ausreichen würden, die Stadt in Trümmern zu hinterlassen.
    Insgeheim verhandelte Choltitz mit neutralen Vertrauensleuten der Résistance. Zwischen der Pflicht als Offizier, der einen Eid auf den »Führer« geschworen hatte, den zu erfüllen er trotz aller Bedenken bereit war, wie er immer wieder betonte, und der schrecklichen Vorstellung, dann verantwortlich zu sein für die Zerstörung eines Weltkulturerbes, fand er eine fast salomonisch zu nennende Lösung. Er bestellte bei den Gegnern ein die Stadt – und damit auch ihn – rettendes Ultimatum, in dem er aufgefordert wurde, aufgrund der Übermacht die weiße Fahne zu hissen. Natürlich so formuliert, dass er es, ohne seinen Eid zu verletzen, annehmen konnte und den Umständen gehorchend kapitulieren musste, um das Leben seiner Soldaten zu schonen. Choltitz übergab am 25 . August 1944 das (fast) unzerstörte Paris, wo in den zurückliegenden zwei Wochen bei Straßenkämpfen noch Tausende gefallen waren, Deutsche wie Franzosen, den Befreiern und begab sich in englische Kriegsgefangenschaft. Nach zwei Jahren wurde er entlassen. 1966 starb er in seiner Heimat Baden-Baden. An der Beerdigung nahmen hohe französische Offiziere teil und erwiesen dem »Retter von Paris« die letzte Ehre.
    In der Auvergne ist der Krieg noch längst nicht zu Ende. Die Deutschen halten im Corrèze zum Beispiel noch Clermont-Ferrand und Montluçon und Vichy. Für Attacken gegen die Stellungen des Widerstands reicht ihre Truppenstärke nicht mehr. Sie müssen im Gegenteil mit Angriffen der Résistance rechnen und ebenso mit denen der Alliierten. Dem sind sie nicht mehr gewachsen. Es fehlt an Munition, und es fehlt an Treibstoff, denn ihre Nachschublinien sind dank der Sabotageakte des Maquis unterbrochen. Um selbst angreifen zu können, statt sich wie bisher nur zu verteidigen, brauchen die Maquisards jedoch nach wie vor Hilfe – Waffen und Munition aus der Luft.
    Wie seit Monaten schon ist Nancy Wake zuständig für den Empfang und anschließend den Transport der abgeworfenen Container in sichere Verstecke sowie die Verteilung der Waffen an die Kämpfer. Zwanzig bis dreißig passende Wiesen und Felder in der näheren Umgebung des Schlosses sind

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