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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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konnte. Freigang hatte er, aber zu mehr als einem Bier reichte sein Geld nicht. Im Fort Saint-Jean hatte er mit seinem Offiziersehrenwort versprechen müssen, nicht zu fliehen. Das reichte als Garantie. Das akzeptierten die Bewacher. Ein Ehrenwort war verbindlich. Seitdem durfte er tagsüber sein Gefängnis verlassen.
    Die deutsche Militärverwaltung in Paris verlangte zwar, alle im Süden internierten britischen Soldaten müssten an sie überstellt werden für den dann fälligen Abtransport in Kriegsgefangenenlager, und setzte die Regierung in Vichy unter Druck. Doch die sträubte sich, versprach, sich zu kümmern in eigenen Lagern, und versuchte so, ihre Souveränität zu demonstrieren. Die ausgelobten 10 0 00 Francs Kopfgeld der Deutschen für Hinweise, die zur Ergreifung von britischen Piloten führten, die sich nach dem Abschuss ihres Flugzeugs per Fallschirm gerettet und seitdem versteckt hatten, wurden nicht plakatiert. Als die Deutschen nach der Besetzung auch des freien Teils selbst entschieden, was plakatiert werden sollte, setzten sie die Summe pro gefangenem Pilot hoch auf eine Million Francs.
    Pétain lehnte nach einem Treffen mit Hitler außerdem den Wunsch der deutschen Führung ab, an ihrer Seite gegen Großbritannien in den Krieg zu ziehen. So weit ging die neue Feindschaft dann doch nicht. Der Marschall und sein Stellvertreter Pierre Laval bewiesen ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Kollaboration mit den Nazis durchaus aber in anderen Fällen. Nicht nur mit den Repressionen des Vichy-Regimes gegen Juden. Sondern zum Beispiel auch, als gegen den nach London geflüchteten General Charles de Gaulle wegen Desertation in Abwesenheit das Todesurteil verhängt wurde. Pétain persönlich gab es bekannt. De Gaulle hatte im Exil das »Komitee Freies Frankreich« gegründet, in England mit den bei der Operation Dynamo entkommenen Franzosen die Forces Françaises Libres ( FFL ) aufgestellt, die sich britischen Truppen anschlossen, und, ähnlich beeindruckend pathetisch leidenschaftlich wie Winston Churchill in der Rede an die Briten, seine Franzosen zum bedingungslosen Kampf gegen die Deutschen aufgerufen:
    »Ich, General de Gaulle, zur Zeit in London«, begann die über BBC versendete Ansprache, in der er seine Landsleute zur Résistance ermutigte:
    »Muss die Hoffnung begraben werden? Ist die Niederlage endgültig? Nein. Denn Frankreich ist nicht allein. Ein großes Reich steht hinter ihm. Es kann sich mit dem Britischen Empire verbünden, das das Meer beherrscht und den Kampf fortsetzt. […] Was auch geschieht: Die Flamme des Widerstands darf nicht erlöschen und wird nicht erlöschen.«
    Noch flackerte die nur, und noch konnten nur wenige Franzosen die BBC empfangen. Entsprechende Frequenzen waren kaum allgemein bekannt. Dafür sorgte erst ein Flugblatt der Widerstandsgruppe »Freies Frankreich«:
    »Alle diejenigen, die anders als durch die unvollständigen oder tendenziösen Nachrichten der sogenannten neutralen, aber in Wirklichkeit dem Druck der totalen Mächte unterworfenen Presse unterrichtet zu werden wünschen, hören zweckmäßigerweise die Sendungen der noch freien Franzosen. An allen Tagen: Radio London über Daventry [in der 130 Kilometer von London entfernten Stadt begann über die Funkstation Daventry mit dem Code Daventry Calling 1932 der BBC Empire Service, Anm. d. Verf.] Nachrichten in französischer Sprache um 6 . 15 , 12 . 15 , 18 . 15 , 22 . 00 und 0 . 45 Uhr. Nachrichten und Kommentare 20 . 15 – 21 . 00 Uhr. Kurzwelle 31 - 41 - 49 , Mittlere: 265 - 265 - 273 )«.
    Bald wurde überall im Land umgeschaltet, wenn der französische Rundfunk um 19 . 15 Uhr sein Programm beendete.
    Trotz aller Propaganda sei im Süden und besonders in Marseille die England-Freundlichkeit nach wie vor groß, berichtete die Pariser Dienststelle der Abwehr nach Berlin. Rückhalt der Opposition würden Beamte bilden, vor allem Eisenbahner, kleine Dienstgrade der Gendarmerie, Postler. Außerdem ein »bedeutender« Teil der Arbeiterschaft und »Kleinbürger«, die sich hauptsächlich mit Kleinhandel beschäftigen. »Kleine Provinzzeitungen verstehen es geschickt, zwischen den Zeilen Zweifel zu säen und Ungewissheit zu erzeugen. Als einzige und mächtigste Nachrichtenquelle gilt BBC . Zwar habe die Regierung das Abhören grundsätzlich verboten, aber keiner halte sich daran, und Kontrolle ist unmöglich.«
    Die Bürger von Marseille labten sich ganz offensichtlich regelmäßig an dieser frischen Quelle. Was

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