Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
Vom Netzwerk:
Automobile ohne den am Heck befestigten deutlich sichtbaren Verbrennungsofen wiesen auf deutsche Insassen hin, weil es für die Besatzer keine Rationierungen gab beim Treibstoff, weshalb sie bei Kontrollen meist nur durchgewunken wurden. Alex und Denis fuhren, die Gunst der ihnen geschenkten Stunde nutzend, Funkgerätschaften im Kofferraum verstaut, in die nächstgelegene kleine Stadt, nach Châteauroux, wo Schokolowski oder auch Schwatschko eine sichere Unterkunft besaß und ein Netzwerk von Fluchthelfern koordinierte. Erst einmal aber gönnten sich beide eine kleine private Flucht.
    Absolut irre. Unverzeihlich. Unter anderen Umständen und zu anderen Zeiten ein Fall fürs Militärgericht. Doch unter dem Denis-Motto No risk, no fun nicht überraschend. Als ihm seine beiden Freelancer dann mal heftige Vorwürfe machten, weil er sich, statt seinen Auftrag zu erfüllen, eine Woche lang für einen ganz anderen Einsatz abgesetzt hatte, erzählte ihnen Denis, zu seiner großen Überraschung und, ja, auch Freude sei der lange vermisste Freund Alex vor ihm gestanden, und beide hätten sich im Wald verirrt, daher die Verspätung – was natürlich weder Nancy noch John glaubten. Den offensichtlich wahren Grund behielt er aber für sich.
    John Farmer empfahl Denis Rake 1946 der SOE für eine Beförderung zum Major und für eine Auszeichnung ausdrücklich mit dem Hinweis darauf, dass Roland alias Denis Rake trotz seines einst gebrochenen, von einer Silberplatte gestützten Schienbeins, das ihm offensichtlich extreme Schmerzen verursachte, klaglos alle Strapazen durchgehalten habe. Sogar auf langen Fußmärschen beschwerte er sich nie und war immer guter Laune, trotz beträchtlicher physischer Belastung: »Although it was obvious to everyone that he was going extreme pain from his feet, he never once complained and always remained cheerful in face of very considerable physical trial.« Seine Tapferkeit im Angesicht des Feindes habe deshalb die Moral des ziemlich schlecht ausgebildeten – »poorly trained« – Maquis bei jeder Gelegenheit, bei der sie angegriffen wurden, entscheidend gestärkt.
    Als in den 80 er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts TV -Dokumentationen die Pannen von SOE behandelten, die es zwangsläufig eben auch gegeben hatte, meldete sich aus dem Ruhestand Maurice Buckmaster in einem Leserbrief an die Times und sang auch für Roland das Lied der »brave men and women, both British and French, who volunteered to risk their lives in order to liberate France«, stellte sich uneingeschränkt vor all die tapferen Männer und Frauen, die sich freiwillig gemeldet hatten und ihr Leben riskierten, um Frankreich zu befreien.
    Die Millionen, die Hubert von Buckmaster zu treuen Händen beim Start bekommen hat, sind bestimmt für »Colonel« Gaspard von Forces Françaises de l’Intérieur ( FFI ), Chef der Résistance in der Auvergne. Er heißt in Wirklichkeit Émile Coulaudon, ist 36 Jahre alt, stammt aus Clermont-Ferrand und ist im Zivilberuf Vertreter des Elektrokonzerns Philips. Inzwischen befehligt er ein, zwei Kompanien, die immer wieder für einzelne Sabotageakte ihre Verstecke verlassen, sich dann aber schnell nach erfolgter Tat zurückziehen in die Wälder. In denen sind sie einigermaßen sicher. Deutsche Aufklärer in den Fieseler Störchen sehen von oben nur Baumwipfel und nicht, wer unter den Bäumen liegt. Das Zentralmassiv in den vier Départements Allier, Cantal, Haute-Loire und Puy de Dôme ist ein ideales Gelände für einen Guerillakrieg. Der Legende nach nutzten das bereits Gallier im Kampf gegen Cäsars Legionen. Vulkanische Höhen. Tiefe Felsschluchten. Dichte Wälder. Wilde Flüsse. Dunkle Seen. Heiße Quellen. Winzige Dörfer. Wenige schmale Straßen. Tausende von Franzosen, die überall in der Auvergne ein unauffälliges Alltagsleben führen, warten aber nur noch auf ein Zeichen von Gaspard, um sich der Schattenarmee in den Bergen und Wäldern anzuschließen. Die Jahreszeit ist günstig. Zwischen Oktober und März wäre es zu kalt gewesen.
    Jetzt, im Frühling 1944 , hat für die Nazis die Götterdämmerung begonnen. In ganz Europa. Noch einmal, ein letztes Mal, wie sich herausstellen würde, hatte die Luftwaffe am 19 . April zwar London bombardiert. Aber in allen besetzten Ländern bereiteten sich Widerstandskämpfer auf die entscheidenden Gefechte vor. Über eine mögliche Landung der Alliierten gab es viele Gerüchte. Die unter Charles de Gaulles Führung vereinten Truppenführer des

Weitere Kostenlose Bücher