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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Widerstands – sogar die ihm ansonsten politisch suspekten Kommunisten hatte er inzwischen in sein Befreiungskomitee aufgenommen – kannten seit Monaten die Texte, die dann per BBC am tatsächlichen D-Day verkündet werden würden, woraufhin alle Kämpfer im Untergrund mit ihren Mitteln losschlagen sollten.
    Special Operations Executive schickte seine Agenten außer mit der ihnen speziell übertragenen Mission mit der grundsätzlichen Information an die Résistance ins Feld, dass jeweils am 1 ., 2 ., 15 . und 16 . eines Monats besondere Botschaften via BBC übermittelt würden. Gefolgt von einer weiteren Mitteilung, die ebenfalls kodiert war. Auf die Minute genau 48 Stunden danach wurden konkrete Aktionen in verschiedenen Regionen befohlen. Das System funktionierte. Der britische Rundfunksender war für die Befreiung Frankreichs so wesentlich wie der Einsatz der Alliierten und der Aufstand des Maquis.
    Colonel Gaspard besaß die Gottesgabe Charisma, obwohl die britischen Agenten Nancy Wake und John Farmer im Umgang mit ihm davon nichts spürten. Da benahm er sich genau so, wie sich Engländer immer schon Franzosen vorgestellt hatten. Arrogant, eitel, von der eigenen Bedeutung zutiefst überzeugt. Hélène und Hubert machten sich zwar lustig über Gaspards Attitüden, aber von seinen Männern wurde er verehrt. Er konnte sie begeistern, indem er ihnen den Sieg über die Nazis versprach, auch wenn viele dafür ihr Leben lassen müssten, auch wenn es lange dauern könnte, aber am Ende würde Frankreich befreit sein von den verdammten Boches. Frei sein oder sterben, einen dritten Weg wie den der Kollaboration gab es für ihn nicht. Genau diese Vision der Zukunft vermittelte er voller Leidenschaft. Nach erfolgreichen Einsätzen – Sabotageakte gegen Eisenbahnlinien, Überfälle auf Materialdepots und Sprengungen von Strommasten – hatte er sich selbst zum Colonel befördert.
    Anfangs wollten sie, erzählte er nach dem Krieg – da bereits im Rang eines Generals, was aber niemand infrage stellte, auch Charles de Gaulle nicht, der echte General, der ihn als mutigen Kämpfer pries und ihm die Hand reichte unter Gleichen –, nicht so sehr »Deutsche killen, wo immer es uns möglich war, sondern sie durch unsere Aktionen in Angst und Schrecken versetzen, Psychodruck auf sie ausüben«. Diese Art des Widerstands durch schmerzhafte Nadelstiche gab er auf, als immer mehr bekannt wurde über die Grausamkeiten der SS und der Milice . Die Frau seines Stellvertreters Max Menut, im Maquis ebenfalls Colonel der Gaspard-Art, zum Beispiel war nach dem Erlass der Sippenhaft eingesperrt und gefoltert worden, um das Versteck ihres Mannes herauszubekommen. Marinette Menut aber schwieg. Ihre Peiniger schlugen sie halb tot und begruben sie anschließend lebendig, wie Coulaudon alias Gaspard 1969 Marcel Ophüls erzählte. Von da an wollte er in richtige Schlachten ziehen, von da an sollten möglichst viele Feinde sterben. Für die Befreiung Frankreichs »war es wert, zu kämpfen, war es wert, zu sterben, statt als Sklave zu enden«.
    Den Rest der Nacht und den Tag nach ihrer Landung verbringen Nancy Wake und John Farmer im safe house von Jean Villechenon in Cosne-d’Allier, bis ihr Kontaktmann Hector eintrifft. Er kommt zwar wie avisiert am späten Nachmittag, und sie beschließen gemeinsam, dass er sie am nächsten Morgen abholen soll, um sie zunächst mit der Umgebung vertraut zu machen und anschließend zu Gaspard zu führen. Doch sie warten vergebens auf Hector. Stunden später erfahren sie von einem Helfer seines Netzwerks, dass er in Montluçon, wo die Gestapo im Hôtel de l’Univers ihr regionales Hauptquartier eingerichtet hat, in eine Falle geraten war, zusammen mit seinem Funker. Deshalb konnte die kodierte Nachricht – »Landung geglückt« – nicht nach London gesendet werden.
    Hubert und Hélène brechen sofort auf. Falls Hector unter der Folter geredet hatte, könnten die Deutschen jederzeit vor dem Haus stehen. Villechenon bringt sie in den nächstgrößeren Ort, und dort werden sie von zwei Maquisards, die sich ebenfalls eigenmächtig zu Offizieren befördert haben, in einem gestohlenen Auto abgeholt, einem Gazogène , betrieben wie fast alle zivilen Pkws mit Kohle oder Holz. In Massiac endlich, wo es eine große Raffinerie gibt, die deshalb zu den begehrten Objekten für Sabotakeakte gehört, sollen sie Gaspard treffen, aber »unfortunately he was not there and nobody knows his whereabouts« – und weil niemand weiß,

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