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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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benannt hatte, nur daß sie fester waren, wie altes, vertrocknetes Leder. Dann wechselte sie wieder die Richtung und verschwand zwischen indischen Feigenbäumen, deren Wurzeln wie eine Hülle aus blassem Holz waren und so glatt und dünn wie Travertingestein. Plötzlich stand sie vor dem mächtigen Wasserfall, der sich hier geräuschlos in den schimmernden Schlund weiter unter ergoß. Blake kam ihr immer noch nach – jetzt allerdings zögernder.
    Das echte Donnern des Wasserfalls war etwas gedämpft worden, aber aus Sprinkleranlagen, die man hinter der Projektion der Holographie nicht sehen konnte, nieselte feiner Dunst. Am Rand der illusionären, riesigen Schlucht, in die die Wassermassen stürzten, hing eine Aussichtsplattform mit einem rustikalen Bambusgeländer, auf der sich zur Zeit niemand befand.
    Sparta drückte sich hinter einen Baumstamm und überlegte, was sie tun sollte. Sie hatte gehofft, Blake Redfield im Filmkulissen-Regenwald abhängen zu können, aber ganz so leicht ließ er sich nicht abschütteln. Sie riskierte, seinen Aufenthaltsort aus den Ohren zu verlieren, und stellte ihr Gehör auf das Hochfrequenzsummen des Projektionssystems für das Kodak-Hologramm ein. Der Schaltkreis für die Tiefenschärfe war irgendwo in die Wand wenige Meter vor ihr eingelassen. Die Gestalt der elektrischen Impulse ermöglichte ihr eine vage Vorstellung von der Art des Programms, aber sie hatte keine Möglichkeit, direkt an das Kontrollzentrum heranzukommen.
    Dann überkam sie ein beunruhigendes Gefühl, es ging von ihrem Bauch aus und verbreitete sich über Brust und Arme. In ihrem Magen fing es an, zu brennen. Das Gefühl war ebenso fremdartig wie vertraut. Als sie sich vor Monaten ihre medizinischen Untersuchungsberichte angesehen hatte, hatte sie die netzartigen Strukturen unter ihrem Brustbein gesehen und geglaubt zu wissen, was sie waren – leistungsstarke Polymer-Batterien –, aber sie konnte sich nicht erinnern, wie man sie benutzt oder auch nur, wozu. Plötzlich kehrte diese Erinnerung zurück, gewissermaßen als Reaktion auf ihre unbewußte Anfrage.
    Sie streckte Arme und Hände aus und formte sie zu einer schlaufenförmigen Mikrowellenantenne. Ihr Gesicht erstarrte vor Konzentration zu einer Maske. Datenströme ergossen sich durch ihre Stirnhöhlen; sie sandte einen einzigen Stoß von Instruktionen mitten ins Herz des Betriebsprogramms der Projektion.
    Die Holographie machte einen Satz nach vorne. Tonnen von Wasser stürzten auf sie herab …
    … und sie blickte auf die polierte Marmorwand des alten Bahnhofs. Sie senkte ihre Arme und kam aus ihrer konzentrierten Versenkung hervor. Sie ging zu dem nachgemachten Bambusgeländer der Aussichtsplattform, die kaum einen Meter von der Wand entfernt auf dem Boden stand. Über ihr blinkte eine Ansammlung verschiedener Hologrammprojektoren in Gelb, Zyanidblau und Magentarot. Sie drehte sich um und betrachtete die Dschungelbäume. Von innerhalb der Projektion konnte sie nichts von der sich bewegenden Holographie sehen, aber wenn ihre übersandten Instruktionen funktioniert hatten, müßte der Rand des tiefen Schlundes sich jetzt am Ende des Pfades befinden, gleich vor den Bäumen …
    Blake kam aus dem Dschungel hervor, machte zwei Schritte auf sie zu und blieb stehen. Er starrte an ihrem Kopf vorbei in die herabstürzenden Wassermassen. Sein Blick folgte dem Wasser in die Schlucht.
    Sie stand mit dem Rücken zum Geländer. Ein Schritt, und sie hätte den Arm ausstrecken und dieses gutaussehende, freundliche Gesicht berühren können. Auf dem Boden zwischen ihnen lag ein zusammengeknülltes Kaugummipapier, genau dort, wo er von Dunst umgebene Abgründe sah. Auf ihn fiel nur das Licht aus dem Oberlicht des Conservatorys und das Weißlicht aus dem Projektor. Zwischen ihnen war absolut nichts – bis auf das Kaugummipapier und dieses körperlose Licht.
    Sie wurde daran erinnert, wie sehr sie ihn einmal gemocht hatte, auch wenn sie sich damals nicht sonderlich für jüngere Kinder interessierte – sie war schließlich 17 und weit entwickelt, und er war erst 16 und recht ungeschickt und linkisch – außerdem hatte sie ohnehin nie gut Gefühle zeigen können.
    Jetzt konnte er nur durch sein Wissen ihre neue Existenz zerstören. Blake fuhr sich mit der Hand durch seine braunen Haare, dann drehte er verwundert ab und verschwand im Dschungel. Sparta duckte sich unter dem Geländer hindurch. Sie lief an der glatten Marmorwand entlang, kam hinter dem Wasserfall hervor und

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