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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ging. Sie hatte bewußt abgeschaltet und war in einem beinahe tranceähnlichen Zustand umhergelaufen, sonst hätte sie ihn längst bemerkt. Er konnte einer von der Ausbildungsdivision sein, der sie überwachen sollte. Er konnte sonstwer sein.
    Sie zwang sich zu äußerster Aufmerksamkeit. An einem Blumenstand blieb sie stehen und hielt sich einen Strauß gelber Narzissen an die Nase. Die Blumen waren nicht parfümiert, trotzdem explodierte ihr mächtiger Pflanzenduft in ihrem Gehirn. Sie blickte zwischen ihnen hindurch, indem sie ein Auge schloß. Ihr Makrozoomblick zentrierte sich auf sein Ziel …
    Er war jung, hatte dichtes, braunes, nach der neuesten Mode geschnittenes Haar und trug ein elegantes, schwarz schimmerndes Polymerjackett. Er war ein gutaussehender junger Mann, offensichtlich chinesischer und irischer Herkunft. Er hatte hohe Wangenknochen, sanfte dunkle Augen und ganz wenige Sommersprossen. Im Augenblick wirkte er eigenartig verkrampft und unsicher.
    Als sie am Blumenstand stehengeblieben war, hatte er sofort gezögert; einen Augenblick lang hatte sie gedacht, er würde auf sie zu kommen und etwas sagen. Statt dessen drehte er sich um und tat so, als betrachte er die Auslagen im nächsten Schaufenster. Zu seinem deutlichen Entsetzen war es ein Bekleidungsgeschäft, das teure Damenunterwäsche ausgestellt hatte. Als merkte, was er da betrachtete, leuchtete die Haut unter seinen Sommersprossen auf.
    Sie hatte ihn sofort identifiziert, obwohl er bei ihrem letzten Treffen ganz anders ausgesehen hatte. Damals hatte er noch mehr Sommersprossen gehabt, und seine kurzgeschnittenen Haare waren rot gewesen. Sein Name lautete Blake Redfield. Er war ein Jahr jünger als sie, doch von allen anderen Studenten des Projekts SPARTA kam er ihr altersmäßig am nächsten.
    Aber sie sah, daß er noch nicht ganz sicher war, ob er sie wiedererkannt hatte. Im Gegensatz zu dem Mädchen, an das sie ihn erinnerte und deren Haare lang und braun gewesen waren, war Ellen Troy blond. Sie trug ihre unauffällig mittelhellen Haare praktisch geschnitten: glatt und kurz. Sie hatte blaue Augen und volle Lippen. Doch Ellens Gesichtszüge hatten sich nicht verändert, das wäre mit Sicherheit auch kaum möglich gewesen, und so glich Ellen immer noch stark dem Mädchen, das damals Linda geheißen hatte.
    Zum Glück war Blake Redfiel noch immer genauso zurückhaltend und viel zu schüchtern, auf offener Straße eine Frau anzusprechen.
    Sparta gab dem Blumenhändler ihre Magnetkarte, nahm die Narzissen und ging weiter. Sie stellte ihr Gehör auf Blakes Schritte ein, sonderte sie aus und verstärkte das deutliche Klick-Klick ihrer Absätze, um es von den vielen anderen klatschenden, tappenden und schlurfenden Geräuschen unterscheiden zu können, die sie umgaben. Sie mußte ihn unbedingt loswerden, aber ohne daß er merkte, daß er gesehen worden war. Wie zuvor schlenderte sie ziellos weiter, bis sie unter den Bögen des Grand Central Conservatory hindurchkam.
    Das letzte Mal, als sie das riesige Gewächshaus besucht hatte, hatte die Landschaft aus Sand und Felsen bestanden, und in der Ferne hatten sich schroffe Wüstengipfel erhoben, aber diesen Monat waren die Tropen das Thema. Auf allen Seiten reichten Palmen und Hartholzbäume nach der hoch über allem schwebenden Decke, von der, spitzenartig drapiert, wilder Wein und Orchideen herunterhingen. Ein Eastman-Kodak-Hologramm weitete den Blick in den Dschungel bis zu einer weit entfernt gelegenen Landschaft aus Dunst und Wasserfällen aus.
    Das Conservatory war sehr gut besucht, aber die meisten Leute befanden sich auf dem Zwischengeschoß und sahen von dort auf die Baumarrangements hinab, oder sie schlenderten über den breiten Weg, der den Zentralwald umgab. Sparta blieb stehen, dann verschwand sie wie beiläufig zwischen den Bäumen. Die dichte Laubschicht auf dem Boden dämpfte die Schreie der Affen und das Gekreisch der Papageien über ihrem Kopf. Sie war ein paar Schritte weit in die grüne Schattenwelt vorgedrungen, als sie, auch ohne jede Verstärkung, Blakes Schritte auf dem Pfad hinter sich hören konnte.
    Sie bog erneut ab, in einen schmalen Pfad hinter einer Wand aus Kletterpflanzen, die hier so dick und verwoben waren wie die Tentakeln eines riesigen Tintenfisches … Blakes Schritte zögerten kurz, dann bog auch er ab und folgte ihr.
    Wieder nahm sie eine Biegung und verschwand hinter dunkel glänzenden Blättern, die so groß wie die Elefantenohren waren, nach denen man sie

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