Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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ohne Zögern und donnerte das Tal hinauf, wie einst die leichten Brigaden bei Balaklava. Jetzt versperrten ihm herausgespülte, graue Felsen am Ende des Tals sein Ziel. Um die steileren Klippen rannte der Roboter herum, aber wo der Hang nicht allzu steil war, stieg er einfach darüber, wobei er in Spalten und an Felsvorsprüngen nach Halt suchte. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er sein Ziel erreicht, eine Reihe von Betonunterständen auf den auf- und abfallenden Höhen. Dort blieb er stehen.
    »Diese Stellungen dort wurden im 19. Jahrhundert errichtet, Mrs. Sylvester«, informierte sie Witherspoon. »Vier Fuß dicker, stahlverstärkter Beton. Die Armee hat sie für überflüssig erklärt.«
    »Es wäre nett, wenn Sie jetzt mit dem zweiten Teil Ihrer Demonstration beginnen könnten«, sagte Sylvester. »Ich wünschte nur, ich hätte eine bessere Sicht.«
    »Captain Reed? Hierher, wenn ich bitten darf«, rief er in scharfen Kommandoton. Reed brachte sein Schaltpult so nah heran, daß Sylvester und die anderen den Blickwinkel aus dem Auge des Roboters auf dem Videoschirm verfolgen konnten. »Und bitte, nehmen Sie das hier, Madam.« Witherspoon reichte ihr ein starkes Doppelfernglas, das in einer klebrigen Plastikhülle steckte.
    Das Fernglas hatte eine elektromagnetisch stabilisierte Öllinse mit einem selektiven Strahlungsfilter und eingebauter Bildvergrößerung. Als sie es vor ihre Augen hielt, sah sie den Roboter so nah und gestochen scharf, als stünde sie drei Meter entfernt, wenn auch die Perspektive deutlich flach und graphisch wirkte. Dort hockte er gegenüber dem Bunker, unerbittlich wie ein Feuerteufel.
    Der Roboter mußte mehr können, als nur auf der Oberfläche der Venus herumlaufen. Er war ein Schürfer und Minenarbeiter, er war dafür ausgerüstet, Mineralproben auszuwählen und zu analysieren sowie verwertbares Erz auszugraben und zu verarbeiten. Er sollte es auf die Weiterverwendung durch andere Maschinen vorbereiten, bis es schließlich von dem Planeten abtransportiert werden konnte.
    »Also los, Colonel«, sagte Sylvester.
    Witherspoon gab das Zeichen; Reed bearbeitete die Steuerhebel. Der Roboter machte sich mit seinem diamantbesetzten Rüssel und seiner Krallen über den alten Bunker her. Eine Wolke aus Rost und grauem Staub stieg hoch. Der Roboter fraß sich in den Bunker und trug die Wände ringsherum ab. Als das Dach auf ihn stürzte, fraß er sich auch dort hindurch. Er fraß sich in den Boden, ganze Blöcke von roheisernen Kanonenhalterungen verschwanden in seinem Rachen, dazu Gummi, Stahl und Kupferkabel und selbst der Inhalt der mit Unrat verstopften Abflußkanäle. Bald war von dem Bunker außer einer Vertiefung in der Hügelflanke nichts mehr übrig. Der Roboter stellte seine Arbeit ein. Hinter sich hatte er säuberlich Stapel eingeschmolzenen Metalls errichtet – schimmerndes Eisen, rötliches Kupfer, ausgebranntes Kalzium.
    »Ausgezeichnet«, sagte Sylvester und gab Witherspoon das Fernglas. »Und was kommt als nächstes?«
    »Wir dachten, vielleicht die Navigation per Fernbedienung?« schlug der Offizier vor.
    »Schön. Kann ich die Steuerung selbst übernehmen?« fragte sie, »oder macht das Schwierigkeiten?«
    »Es wäre uns ein Vergnügen.« Witherspoon winkte Reed herbei. Er reichte ihr das Steueraggregat. Sie sah es sich einen Augenblick lang genau an, und Gordon beugte seinen Kopf ganz herab und murmelte, ganz Sachverständiger, etwas von vorwärts und rückwärts. Doch da hantierten ihre Finger bereits mit den Kontrollhebeln. Mit bloßem Auge sah der Roboter aus, wie ein glühender Punkt in der Ferne; er hatte sich ein paar Schritte weit von dem zerstörten Bunker zurückgezogen. Er drehte, bewegte sich den Hügel hinunter und kam auf sie zu.
    Sie ließ ihn absichtlich über einen der steilen ausgewaschenen Felsen laufen. Exakt am Rand des Abgrundes weigerte er sich, weiterzulaufen. Sie dachte nicht daran, ihr Kommando zurückzunehmen, also beriet der Roboter sich kurz mit sich selbst und fand eine Lösung: Er begann, den nackten Felsen unter sich wegzufressen. Sylvester mußte lachen, als sie sah, wie er sich seine eigenen Serpentinen bis auf den Fuß des Abgrundes schuf.
    Sie ließ ihn mit Höchstgeschwindigkeit auf ihre Stellung zulaufen. Er kletterte über den roten Untergrund und zog Staubwolken und wabernde Hitzeschwaden hinter sich her.
    Sie drehte sich mit glänzenden Augen zu Witherspoon um. »Und jetzt ein Hitzetest!«
    Er kniff vor ihrem Eifer die Augen zusammen.