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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Malypense nichts mehr auf das »Höre ich mehr …?« zu sagen. Als wäre der Hammer ihr Stichwort, marschierte die Schauspielerin mitsamt ihrer Gefolgschaft aus dem Saal und warf dem wohlbeleibten Sieger böse Blicke zu.
    Dann wurde die anonyme Sammlung, ›das Eigentum eines Gentleman‹, in Einzelstücken angeboten. Das meiste waren militärhistorische Gegenstände, für die Sylvester sich nicht sonderlich interessierte. Ihr Gebiet war die Literatur des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere die englische.
    Schließlich kam Stück Nr. 60 unter den Hammer, es war die Erstausgabe eines Berichtes über die Heldentaten von Patrick Leigh Fermor im kretischen Widerstand während des Zweiten Weltkrieges. Sylvester hätte dieses Buch gerne erworben und bot auch mit – zwar interessierte sie sich nicht für Kreta oder einen halbvergessenen Krieg, aber Leigh Fermor beschrieb auf faszinierende Weise Orte und Landschaften; der Preis jedoch stieg rasch höher, als sie bereit war, mitzugehen. Schon bald kam das »Verkauft« des Auktionators, und sofort wurde es still im Raum.
    »Stück Nr. 61. Lawrence, T.E., Die sieben Säulen der Weisheit .« Während der Direktor sprach, trug ein ernst aussehender junger Mann das Buch nach vorne, hielt es in die Höhe und drehte es langsam von einer Seite auf die andere. »Druck rechtsseitig und zweispaltig auf Bibelpapier und in Linotype. Gebunden in Saffianleder. Mit marmorierter Schutzhülle. Vorne zwei lose handgeschriebene Blätter, das eine Widmung ›Für Jonathan‹, vom Autor mit der Unterschrift versehen, ›Farnborough, 18. November 1922‹; das andere Bleistiftnotizen in einer Handschrift, die man Robert Graves zuschreibt. Dieses äußerst seltene Buch ist eines von acht Exemplaren, die von der Oxford Times Press im Jahr 1922 auf Geheiß des Autors gedruckt wurden. Drei davon hat er selbst vernichtet, drei weitere gelten als verschollen. Das Mindestgebot liegt bei 500.000 Pfund.«
    Er hatte kaum seine Beschreibung zu Ende führen können, als schon das Bieten einsetzte. Ein aufgeregtes Rascheln durchzog den Raum, als der Auktionator beinahe ohne Unterlaß die immer größer werdenden Zahlen verkündete: »600.000, ich höre 600.000 … ich höre 650.000 … 700.000.« Niemand sprach, aber Finger fuhren in die Höhe, Köpfe nickten am Tisch der Händler und anderswo, und das alles so schnell, daß dem Auktionator nicht einmal Zeit blieb, diejenigen zu nennen, die die Gebote gemacht hatten.
    »875.000 Pfund«, sagte der Auktionator. Zum erstenmal trat eine kurze Pause ein, ehe eine Reaktion erfolgte. Offensichtlich waren viele der Mitbieter an ihr Limit gekommen. »Höre ich 880.000 Pfund?« fragte der Auktionator vollkommen sachlich.
    Quaritch und ein einzelner anderer Buchhändler meldeten sich. Der Blick des Auktionators huschte kurz in das Querschiff zu seiner Linken; wer immer dort saß, hatte offensichtlich mitgeboten.
    »Höre ich 885.000?«
    »900.000 Pfund«, sagte Sondra Sylvester und sprach damit zum ersten Mal. Ihre Stimme klang in dem überfüllten Raum voll und dunkel; eine Stimme – das konnte jeder hören –, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Der Auktionator nickte sie lächelnd an, er hatte sie wiedererkannt.
    Der Gentleman von Quaritch am Tisch ganz vorne, der eigentlich die Universität Texas vertrat, schien unbeeindruckt, die humanistische Abteilung in Texas besaß eine ausgedehnte Lawrence-Sammlung und war ohne Zweifel darauf vorbereitet, zum Ankauf des wertvollen Stückes sehr weit zu gehen; der andere verbliebene Buchhändler lehnte sich jedoch resigniert zurück und ließ seinen Stift fallen.
    »900.000 Pfund sind geboten. Höre ich 950.000?« Der Auktionator blickte zu seiner Linken, einmal, zweimal, dann verkündete er; »1.000.000 Pfund.«
    Ein Murmeln ging durch das Publikum. Der Mann von Quaritch sah neugierig über seine Schulter, notierte etwas auf seinem Block – und lehnte es ab, weiter mitzubieten, da er das Höchstgebot seines Klienten erreicht hatte. Jetzt mußten die Gebote um mindestens 100.000 Pfund steigen.
    »1.100.000 Pfund«, sagte Sylvester. Sie klang zuversichtlich, jedenfalls zuversichtlicher, als sie sich fühlte. Wer war der Unbekannte dort im Querschiff? Wer bot mit ihr mit?
    Der Auktionator nickte. »Es sind geboten …« Als er kurz nach links sah, stockte er und konnte eine Weile seinen Blick nicht abwenden. Dann drehte er sich um, sah Sondra Sylvester direkt ins Gesicht und deutete mit einer zuckenden Bewegung seiner

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