Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Kontrolleur gutgelaunt und grinste den verwirrten Polizisten an. Er nickte Sparta zu. »Gut, Inspektor. Wir haben die Sternenkönigin seit 36 Stunden auf Automatik. In ungefähr 72 Minuten müßte wir sie an Bord haben.«
»Wo parken Sie das Schiff, Sir?«
»Überhaupt nicht. Sie haben recht, normalerweise würden wir kein Schiff von dieser Masse auf Dock legen, sondern es auf einer Umlaufbahn parken. Aber Captain Antreen von Ihrer Abteilung hier hat vorgeschlagen, die Sternenkönigin in den Sicherheitssektor zu bringen, wo wir den … Überlebenden leichter herausholen können. Das wäre dann auf Dock Q3, Inspektor.«
Diese Anordnung Antreens überraschte Sparta ein wenig – schließlich hatte das Mannschaftsmitglied eine Woche auf der Sternenkönigin alleine überlebt, und die zusätzliche halbe Stunde, die es dauern würde, ihn mit einem Lastenshuttle aus der Parkumlaufbahn zu holen, dürfte kaum eine Rolle spielen.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne hierbleiben und mir das Andocken ansehen«, sagte sie. »Und ich möchte die erste in der Reihe sein, wenn die Schleuse geöffnet wird. Seien Sie doch bitte so freundlich, und informieren Sie diesbezüglich Ihre Leute.« Sie drehte den Kopf, denn sie spürte, daß Proboda protestieren wollte. »Sie werden natürlich mit mir an der Luftschleuse sein, Inspektor«, sagte sie.
»Wir haben nichts dagegen«, sagte Tanaka. Ganz war er nicht einverstanden. »Sobald das Schiff sicher drin ist, haben wir mit der Sache nichts mehr zu tun. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …« Der muskulöse Mann fuhr sich mit seiner dicken Hand leicht über seinen Bürstenhaarschnitt. Erst als er sich nach vorne aus seinen Haltegurten schob, in denen er die ganze Zeit gehangen hatte, bemerkte Sparta, daß er keine Beine hatte.
Eine Stunde verstrich im Gebäude der Raumkontrolle. Irgendwo unten ging die heiße Sonne auf. Von ihrem Platz auf der Plattform des Chefkontrolleurs aus konnte Sparta zu den Sternen hinaufsehen. Auf der anderen Seite ging die mächtige Venus auf. Sie konnte auf den ersten der vielen Ringe von Port Hesperus herabsehen, der sich unablässig wie ein himmlisches Karussell um die stationäre Zentralachse drehte. Die Venus konnte sie nicht erkennen; sie befand sich direkt unter der Station, aber die Reflektion der Schwefelsäurewolken des Planeten auf den gestrichenen Metallwänden der Station war von unten beinahe so hell wie die direkten Sonnenstrahlen von oben.
Sparta richtete ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Raumstation, sondern auf das hundert Meter lange weiße Schiff, das senkrecht vor den Sternen zu stehen schien und sich zentimeterweise mit Hilfe seiner Manöverdüsen in den klaffenden Schlund unterhalb der Kuppel der Raumkontrolle herabließ.
Der Anblick löste eine merkwürdige Erinnerung aus, an ein Gartengrillfest in Maryland – wer war damals dabeigewesen? Ihr Vater? Ihre Mutter? Nein. Ein Mann, eine Frau mit grauen Haaren, weitere ältere Ehepaare, von denen sie weder wußte, wie sie aussahen, noch wo sie sie hinstecken sollte – aber das war nicht so wichtig, eigentlich erinnerte sie sich an ein Vogelhäuschen, das man am Ast einer Ulme im Garten mit einem langen dünnen Draht aufgehängt hatte. Und am Ende dieses Drahtes hing das Vogelhaus, ungefähr zwei Meter unterhalb des Astes und einen Meter über dem Boden, um das Futter vor den Eichhörnchen zu schützen. Aber eines der Eichhörnchen ließ sich keinen Strich durch die Rechnung machen; es hatte gelernt, den Draht mit allen vieren zu umfassen und langsam und voller Angst kopfüber vom Ast oben bis unten zum Vogelhaus daran herabzugleiten. Die Leute, die das Grillfest gaben, waren von dem Wagemut des Eichhörnchens derart begeistert, daß sie noch keinen neuen Plan geschmiedet hatten, um es daran zu hindern. Sie waren ehrlich begeistert und wollten, daß Sparta sah, wie das Tier sein Kunststück vorführte.
Und hier war jetzt dieser riesige, weiße Raumfrachter, der kopfüber an einem unsichtbaren Draht in den Schlund des Landedocks glitt …
Da war noch etwas, das ihr die Erinnerung mitzuteilen versuchte … aber sie kam einfach nicht darauf. Sie zwang ihre Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zurück. Die Sternenkönigin hatte angedockt.
Der Durchgang zur Schleuse außerhalb des Sicherheitssektors wurde von Medienleuten versperrt. Sparta erreichte mit Proboda im Schlepptau das hintere Ende der Menschenmenge.
»Ich frage mich, was er jetzt wohl fühlt«,
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