Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Außenbedienung, mit der man die Luke öffnete und die laut Gesetz an allen Raumfahrzeugen gleich sein mußte, und kletterte dann in den beengten Innenraum. Proboda drückte sich hinter ihr hinein.
Sie schloß die äußere Luke. Von innen konnte sie die Schleuse unter Druck setzten, vorausgesetzt, es gab aus dem Inneren des Raumschiff keine vorrangigen Befehle. Neben dem inneren Lukenrad leuchtete jedoch ein großes rotes Zeichen auf: VORSICHT. VAKUUM.
»Ich mache jetzt den Druckausgleich«, sagte sie. »Es wird nicht besonders gut riechen.«
»Warum bleiben wir nicht einfach in unseren Raumanzügen?«
»Irgendwann müssen wir es ohnehin tun, Viktor. Sie können Ihren Helm ja aufbehalten, wenn Sie wollen.«
Er fing keine Diskussion mit ihr an, behielt aber seinen Helm auf. Sie verbarg ihr Grinsen vor ihm. Für einen Mann seiner Größe und mit seinem Beruf war er sehr empfindlich.
Mit den Kontrollhebeln setzte sie das Innere des Zentralschafts des Schiffes unter Druck. Nach wenigen Augenblicken wechselte die Warnleuchte von rot auf grün – »Druckausgleich erfolgt« –, dennoch öffnete sie immer noch nicht die innere Luke. Erst zog sie ihren Helm ab.
Sparta wurde von einem Gestank aus Schweiß, verdorbenen Lebensmitteln, Zigarettenrauch, verschüttetem Wein, Ozon, neuer Farbe, Maschinenöl, Schmiere, menschlichen Verdauungsprodukten … und vor allem Kohlendioxyd überwältigt. Die Luft war längst nicht mehr so schlecht, wie für McNeil in seinen letzten Tagen, da sie sich bereits mit Frischluft aus der Station vermischt hatte, aber sie war immer noch schlimm genug. Sparta mußte sich gewaltig anstrengen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Sie verschwieg Proboda allerdings, daß sie dies nicht aus purer Selbstquälerei machte.
Allmählich war sie in der Lage, die chemischen Bestandteile ihrer Umgebung nicht nur unmittelbar zu spüren, sondern ihre Eindrücke bewußt zu ordnen und auszuwerten. Eine dringende Frage mußte hier beantwortet werden, bevor sie hineinging: Hatte jemand während der Fahrt diese Schleuse benutzt? Die Hauptluftschleuse stellte kein Problem dar. Hätten Grant oder McNeil das Schiff während des Fluges durch sie verlassen, würde jeweils der andere davon erfahren haben, spätestens als sie zum letztenmal zusammen hindurchgingen und nur McNeil zurückkehrte. Aber mit dieser Luftschleuse verhielt es sich anders. Es war durchaus denkbar, daß sich einer der beiden durch diese Zusatzschleuse aus dem Schiff geschlichen hatte, während der andere schlief oder woanders beschäftigt war. Diese Frage war in der letzten Zeit erneut aufgetaucht.
Der Geruch beantwortete ihre Frage.
»Also gut, ich glaube, jetzt halte ich es aus.« Sie grinste Proboda an, der sie zweifelnd aus der Sicherheit seines Helmes betrachtete.
Sie drehte das Rad, öffnete die innere Luke und betrat den Mittelgang. Einen Augenblick lang machte sie eine verwirrende Erfahrung: Sie befand sich in einem engen, hundert Meter langen Schacht, einer beklemmenden, glatten, Röhre, die so gerade war, daß sie zum Heck hin in einem schwarzen Punkt zusammenzulaufen schien. Sie hatte kurz das beunruhigende Gefühl, in einen Gewehrlauf zu blicken.
»Stimmt etwas nicht?« Probodas Stimme erschallte laut in ihrem Kommfunk.
»Nein … alles in Ordnung.« Sie blickte zum Bug des Schiffes, wo sich die Luftschleuse des Laderaums ein paar Meter über ihrem Kopf befand. Über dieser Luke lag der Zugang zu dem Laderaum und darüber der zu der eigentlichen Mannschaftskapsel.
Das Licht daneben leuchtete grün: »Druckausgleich erfolgt.« Sie drehte das Rad, hob die Deckel an und betrat die riesige Luftschleuse, die alle Laderäume, von denen jeder seine eigene Luftschleuse besaß, von der Mannschaftskapsel trennte. Jetzt umringten sie die äußeren Luken der vier Laderaumluftschleusen: Hellrote Warnsignale leuchteten über dreien von ihnen. GEFAHR. VAKUUM.
Der Hinweis neben der Luke zu Laderaum A schimmerte in einem weniger grellem Gelb: »Unbefugten ist der Zutritt strikt untersagt.«
Es waren alles Standardausführungen, Hochleistungsräder mit weit auseinanderstehenden Speichen mitten auf den kreisrunden, an Scharnieren befestigten Türen. Jeder, der die richtige Zahlenkombination in die Konsole neben dem Rad eintippen konnte, gelangte unverzüglich hinein.
Sie ließ sich einen Augenblick Zeit und brachte ihren Kopf abwechselnd in die Nähe jeder Luke, bevor Proboda mit seiner Tasche voller Werkzeug heraufgeklettert kam. Die
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