Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Laderäume B und D waren schon seit Wochen nicht mehr benutzt worden, aber die Tastatur und das Rad von Laderaum A wiesen die erwarteten Merkmale auf. Allerdings auch die von Laderaum C.
»A ist als einziger verschlossen, Viktor«, sagte sie, als er neben sie geklettert war. »Wir müssen irgendwann einmal die Kombination ausfindig machen oder es mit Gewalt aufbrechen. Wollen Sie in B nachsehen? Ich sehe mir inzwischen C an.«
»Klar«, sagte er. Er drückte auf einige Knöpfe, um die Luftschleuse von B unter Druck zu setzen. Sie verriegelte ihren Helm und betrat Laderaum C. Das Schließen der äußeren Luke hinter einem, das Entleeren der Schleuse und das Öffnen der inneren Luke war reine Routine, und doch mußte jeder Handgriff mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden.
Der Stahlzylinder war so groß wie ein Getreidesilo. Drinnen war es dunkel, nur über der Luftschleuse brannte ein Arbeitslicht. Die sechs Ungetüme aus Metall, von denen jedes eine Masse von beinahe sechs metrischen Tonnen hatte, waren in dem schummrigen grünen Licht vor der Wand aufgereiht wie Revuemädchen in einer Show. Sie alle waren an den Stahlrippen und Querverstrebungen des Laderaums fest verzurrt. Ihre Schatten schienen beim Näherkommen zu wachsen, und ihre diamantenen Facettenaugen schienen sie wie auf einem trompe d’œil- Portrait zu verfolgen.
Und doch waren sie nichts weiter als leblose Maschinen. Ohne ihre nuklearen Brennelemente, die ganz in der Nähe hinter einer Schutzwand aus Graphit gestapelt lagen, konnten die Roboter sich keinen Millimeter von der Stelle rühren. Trotzdem konnte Sparta nicht leugnen, daß sie einen gewissen Eindruck auf sie machten mit ihrem insektenähnlichen Rumpf aus Titanium, der glutofenähnlichen Temperaturen zu widerstehen hatte, den Insektenbeinen, die sich auf zerklüftetstem Gelände zurechtfinden mußten, ihren diamantbesetzten Greifern, mit denen sie die widerspenstigsten natürlichen Rohmaterialien zerkleinern sollten …
Und dann diese glitzernden Diamantaugen.
Als Sparta auf den nächsten Roboter zuschwebte, spürte sie ein Kribbeln im Innern ihres Ohres. Sie hielt einen Augenblick inne, dann wußte sie, daß es sich um die Auswirkungen latenter Radioaktivität handelte. Sie erkannte sie an den gleichen Induktionsströmen, die in diesem Fall äußerst geringfügig waren, die sie aber auch schon in der Nähe des Strahlenschutzschildes des Schiffes gefürchtet hatte. Ein Blick auf die Seriennummer des Roboters bestätigte, daß es sich um den einen handelte, den Sondra Sylvester drei Wochen vor der Verladung auf die Sternenkönigin auf dem Übungsgelände von Salisbury getestet hatte.
Sie bewegte sich vorsichtig an dem ersten Roboter vorbei und inspizierte dann, einen nach dem anderen, den Rest, wobei sie sich genau ihre aufgerichteten und furchteinflößenden Köpfe betrachtete. Von dem ersten abgesehen, waren sie alle kalt wie Stein.
Sparta war wieder im Verbindungskorridor vor den Frachträumen, hatte die Luftschleuse hinter sich versiegelt und wartete darauf, daß Proboda aus Laderaum C geklettert kam. Wie es schien, war er mit allem zufrieden gewesen, was es in B zu sehen gegeben hatte. Anschließend war er in das letzte Vakuumfach des Laderaums C gestiegen, während sie immer noch die Roboter bewunderte. Die Oberseite seines Kopfes erschien in der Luke, durch seinen Helm wirkte er wie ein Ameisenkopf. Sie klopfte auf seinen blauen Plastikhelm. »Wieso nehmen Sie das Ding nicht ab?« sagte sie. »Der Gestank wird Sie nicht umbringen.«
Er sah sie an und drehte sich den Helm vom Kopf. Er schnupperte einmal, dann kräuselte sich seine markante slawische Nase, bis seine Stirn in Falten lag. »Und in diesem Mief hat er es eine Woche lang ausgehalten«, sagte er.
Vielleicht bekam er durch diesen Gestank einen besseren Eindruck von McNeil, dachte sie, vielleicht sogar etwas mehr Respekt. »Viktor, ich habe eine Bitte an Sie. Dazu müßten wir uns ein paar Minuten trennen.«
»Bevor wir hier drinnen fertig sind? Wir müssen noch McNeils Geschichte überprüfen.«
»Ich bin sicher, daß wir das Wichtigste schon wissen. Seien Sie bitte so nett, und bringen Sie dies Beweismaterial ins Labor.«
»Inspektor Troy« – er wurde auf einmal ganz förmlich – »laut Befehl habe ich bei Ihnen zu bleiben. Ich darf Ihnen nicht von der Seite weichen.«
»Also gut, Viktor, unterrichten Sie Captain Antreen, wenn Sie es für nötig halten.«
»Erst möchte ich wissen, worum es eigentlich
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