Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
den Ärmeln und genau die richtige steife Kopfhaltung. Sein eher gewöhnlicher Akzent war allerdings absolut zweitklassig.
Sylvester übersah seine ausgestreckte Hand. »Du solltest vorsichtig sein, Nancybeth, ein Brandykater ist alles andere als angenehm.«
»Meine liebe Sylvester, ewig mußt du mich bemuttern«, erwiderte sie mit einem gezierten Lächeln. »Was hab ich Ihnen gesagt, Farny? Sie weiß einfach alles besser. Ich hatte von dem Zeugs nicht einmal etwas gehört, bevor sie mich damit bekanntgemacht hat.« Nancybeth warf sich den Brandykolben von einer Hand in die andere. Beim drittenmal entglitt er ihr, und Farnsworth angelte ihn aus der Luft für sie. Er gab ihn ihr ohne Kommentar zurück.
»Ich höre, Sie hatten einen sehr netten Aufenthalt in Südfrankreich«, sagte Farnsworth und trat ihren Unhöflichkeiten mutig entgegen.
Sylvester bedachte ihn mit einem Blick, der ihn zum Schweigen bringen sollte, aber Nancybeth tönte erfreut los. »Sie hatte zwei oder drei sehr schöne Tage. Ich habe mich drei Wochen gelangweilt.«
»Mr. Farnsworth«, unterbrach Sylvester hastig, »Ihr Versuch, meine Begleiterin nach Informationen auszuhorchen, die Ihnen vielleicht nützlich sein könnten, ist … ist sehr durchsichtig.«
Nancybeths Augen wurden immer größer. »Mich auszuhorchen? Aber, Mr. Farmerworthy.« Dabei raffte sie ihr wiegendes, mit Blumen bedrucktes Kleid in einer dramatischen Geste an sich.
»Und verabscheuenswürdig«, fügte Sylvester hinzu.
Aber Farnsworth tat so, als hätte er nichts gehört. »Ich wollte niemandem zu nahe treten, Mrs. Sylvester. Nur eine nette Plauderei, das war alles. Wenn es ums Geschäft geht, ziehe ich es vor, ganz offen mit Ihnen zu reden.«
Nancybeth knurrte: »Sozusagen von Mann zu Mann«, und gab vor, zusammenzucken, als Sylvester sie wütend ansah. Offensichtlich hatte sie schon einiges mehr intus, als Sylvester befürchtet hatte.
»Sie haben mich falsch verstanden, Mrs. Sylvester«, sagte Farnsworth. »Wissen Sie, ich vertrete auch Ihre Interessen, in gewissem Sinn.«
»Wohl in dem Sinn, daß Sie gezwungen sind, Ihren Klienten den Betrag zurückzuzahlen, um den Sie beim besten Willen nicht herumkommen.«
Er richtete sich ein wenig auf. »Sie haben nichts zu befürchten, Mrs. Sylvester. Selbst als Geisterschiff wird die Sternenkönigin noch sicher mit Ihrer Fracht anlegen. Da muß schon etwas mehr passieren als ein kleiner Meteoriteneinschlag, um einen Rolls-Royce-Roboter außer Gefecht zu setzen, nicht mehr?«
Während des ganzen Hin und Her hatte Nancybeth ihr Gesicht zu einer Reihe übertriebener Grimassen verzogen. Erst ahmte sie Sylvesters angewiderte Überheblichkeit nach, dann Farnsworths beleidigte Unschuld. Wenn sie auf diese Art ihre Kindlichkeit zur Schau stellte, verlieh ihr das unter bestimmten Umständen die Anziehungskraft eines heimatlosen Kindes. Im Augenblick war sie allerdings etwa so attraktiv wie eine Zweijährige während eines Wutanfalls.
»Vielen Dank für Ihr Interesse, Mr. Farnsworth«, sagte Sylvester kühl. »Vielleicht würden Sie uns jetzt alleine lassen.«
»Wenn ich ganz offen sein darf, Mrs. Sylvester, bitte entschuldigen Sie …«
»Ja, seien Sie ganz offen«, mischte sich Nancybeth erfreut ein.
Farnsworth ließ sich nicht beirren. »Schließlich sind wir uns beide über die Schwierigkeiten der Pavlakis-Linie im klaren, oder?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorstellen zu können, was Pavlakis davon hat, wenn er mit seinem eigenen Schiff etwas Derartiges anstellt, oder?«
»Nancybeth, ich will, daß du jetzt mitkommst, und zwar sofort«, sagte Sylvester und wandte sich ab.
»Aber besonders gut hat er es nicht gemacht, oder wie sehen Sie das?« sagte Farnsworth und schwebte dichter an Sylvester heran. Seine Stimme wurde tiefer und rauher. »Das Schiff hat keinen bedeutenden Schaden davongetragen, und die Ladung überhaupt keinen. Nicht einmal dieses berühmte Buch, hinter dem Sie so sehr her waren?«
»Sie vergessen die Mannschaft«, rief Nancybeth dazwischen. »Er wollte sie alle umbringen!«
»Du lieber Gott, Nancybeth …« Sylvester warf einen Blick quer durch den Salon, wo Nikos Pavlakis über seinem Ouzo schwebte. »Wie kannst du so etwas nur sagen? Noch dazu über einen Mann, den du nie getroffen hast?«
»Hat aber nur die Hälfte erwischt«, schloß das Mädchen. »Der gute, alte Angus ist ihm durch die Lappen gegangen.«
»Eine clevere Vermutung, Mrs. Sylvester, und
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