Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
wahrscheinlich hat sie sogar recht.« Farnsworths bedeutungsschwerer Blick verengte sich melodramatisch. »Die Pavlakis-Linie hat für ihre Mannschaften eine recht hohe Unfallebensversicherung abgeschlossen – wußten Sie das?«
Beinahe gegen ihren Willen blickte sie ihm fest in die Augen. »Nein, Mr. Farnsworth, das wußte ich tatsächlich nicht.«
»Aber Selbstmord, nun, das ist wieder eine andere Geschichte …«
Sylvester riß ihren Blick von ihm. Irgend etwas an seinen Zähnen oder an seinen rötlichen Haaren, bereitete ihr Ekel. Sie warf einen wütenden Blick auf Nancybeth, die in ihrer übertrieben und berauschten Unschuld zurückstierte. Sie griff nach dem nahen Geländer, drehte den beiden den Rücken zu und schob sich hastig nach außen in die Dunkelheit.
»Bye, bye, Sondra … tut mir sooo leid, daß wir dich verärgert haben«, sang Nancybeth vor sich hin, als Sylvester durch die nächste Tür verschwand. Sie blinzelte Farnsworth an. »Selbstmord? Soll das heißen, daß Sie Grant nicht zu bezahlen brauchen? Ich meine, für Grant? Weil er sich selbst umgebracht hat?«
»Schon möglich.« Farnsworth sah sie an wie eine Eule. »Natürlich nur, wenn es auch wirklich stimmt.«
»Wirklich stimmt? Ach, Sie meinen, … falls ihn nicht jemand umgebracht hat?«
»Ach, umgebracht. Das ist kein schönes Thema.« Farnsworth zupfte den Knoten seiner roten Polymerkrawatte zurecht. »Tja, es war wirklich sehr nett. Aber jetzt muß ich gehen.«
»Na gut, Wusspercy«, knurrte die sitzengelassene Nancybeth. Also hatte er doch nichts anderes gewollt, als mit Sylvester ins Gespräch kommen. »Na los, gehen Sie schon. Und wenn Sie schon mal dabei sind, nehmen Sie sich ein Beispiel an Commander Grant … gehen Sie auch durch die Schleuse.«
Nicht weit entfernt auf der anderen Seite des Raumes schwebte Nikos Pavlakis mit seinem Ouzo und seinen Oliven neben der Bar. Er hatte durchaus mitbekommen, daß man über ihn gesprochen hatte. In seiner Wut hätte er Farnsworth eigentlich zur Rede stellen und augenblicklich eine Erklärung verlangen müssen, aber sein Geschäftssinn sagte ihm, unter allen Umständen ruhig zu bleiben, koste es, was es wolle. Er war außer sich über den Zustand seines wunderbaren, neuen Schiffes. Und beinahe ebenso traurig war er wegen Grant, der viele Jahre lang ein verläßlicher Angestellter von ihm und seinem Vater gewesen war. McNeils Aussichten bereiteten ihm sogar noch mehr Sorgen. Auch er war ein guter Mann …
Pavlakis glaubte zu wissen, was mit der Sternenkönigin geschehen war. Im nachhinein war es für ihn völlig klar und durchsichtig, wenn er auch hoffte, für keinen anderen sonst. Außerdem konnte er es nicht riskieren, irgend jemandem gegenüber auch nur den Hauch eines Verdachts zu äußern. Und schon gar nicht Farnsworth gegenüber.
Die Helios schwenkte gerade in ihre Parkumlaufbahn in der Nähe von Port Hesperus ein, als Sparta in Angus McNeils Kabine auf der Sternenkönigin herumstöberte.
Die Durchsuchung der Kombüse und des Gemeinschaftsbereichs hatte sie schnell hinter sich gebracht. Sie hatte nichts gefunden, was McNeils Bericht widersprochen hätte. Ein kleines Fach im Medizinkästchen, in der sich eine kleine Phiole mit geschmack- und geruchlosem Gift befunden hatte, war leer. In der Schublade des Tischs im Gemeinschaftsraum befanden sich zwei Packen Spielkarten, von denen einer nicht angebrochen und der andere sowohl von McNeil als auch von Grant benutzt worden war. McNeils Spuren waren deutlicher, Grant hatte eine Karte allerdings sehr fest in der Hand gehalten. Sie merkte sich ihren Wert.
Nach dem Gemeinschaftsbereich hatte Sparta als nächstes die Kabine des Piloten aufgesucht. Sie war seit Wycherlys letztem Besuch auf dem Schiff, noch vor dem Verlassen der Falaron-Schiffswerft, nicht mehr betreten worden.
Dann kam Grants Kabine an die Reihe, die insofern bemerkenswert war, als sie keine Besonderheiten aufwies. Sein Bett war immer noch gemacht, die Ecken genau ausgerichtet und die Decke so fest gespannt, daß selbst bei normaler Schwerkraft eine Münze wieder hochgesprungen wäre. Seine Kleidungsstücke waren in dem dafür vorgesehen Korb ordentlich gefaltet. Auf seinem Bücherregal und in den Dateien seines PCs befanden sich fast ausschließlich Bedienungsanleitungen für elektronisches Gerät und Bücher, die einem sagten, wie man ein besserer Mensch wurde. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß Grant je zum Vergnügen las oder außer dem Herumspielen
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