Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Originals Millionen verschlungen hatte, konnte man die Chips viel billiger kopieren als die alten Bandkassetten oder die Filme auf Zelluloidbasis. Eigentlich hätte man den Film auch zur Venus überspielen können. Zwar hätte die Qualität zugegebenermaßen darunter gelitten, aber es hätte nur die Übertragungszeit gekostet. Daneben entdeckte Sparta einen Gegenstand, der ihr schon früher aufgefallen war und den sie sich unbedingt näher ansehen wollte: eine Kiste mit ›verschiedenen Büchern ohne eigentlichen Wert, 25 Kilo‹, die für Sondra Sylvester bestimmt war.
Der Inhalt der Frachtcontainer B, C und D, die man während des Fluges im Vakuum belassen hatte, war wesentlich weniger interessant – es waren Werkzeuge, Maschinen, andere Dinge (zum Beispiel eine Tonne Kohle in Form von Graphitziegeln, deren Transport von der Erde nur unwesentlich billiger war, als sie aus dem Kohlendioxyd der Venusatmosphäre zu gewinnen) – bis auf die »Rolls-Royce HMRV, Hochleistungsminenroboter, Typ Venus, zu je 5,5 Tonnen, Gesamtmasse 33,5 inklusive verschiedene Treibstoffbauteile, etc.«, die für die Ishtar-Minengesellschaft bestimmt waren. Sparta war zufrieden, als sie feststellte, daß der Frachtbrief an Bord mit dem veröffentlichten übereinstimmte. Und dessen Korrektheit hatten sie und Proboda bereits überprüfen können.
Sparta wandte sich schnell dem Funkaufzeichnungsgerät zu, in dem sämtliche öffentlichen Übertragungen der Reise gespeichert waren. Sich die gesamte Aufzeichnung ins Bewußtsein zu rufen, mitsamt den dazugehörigen Zeitverschiebungen, war eine recht langwierige Prozedur. Fürs erste gab sie sich mit einem schnellen internen Durchlauf zufrieden, bei dem sie nach Außergewöhnlichem suchte.
Eine Stelle ragte deutlich heraus, in jeder Hinsicht – eine Explosion, Folgeexplosionen, Alarmsignale, Hilferufe … entsetzte Stimmen, Stimmen, die Beschuldigungen ausstießen – die Black Box enthielt die Aufzeichnungen sämtlicher Ereignisabläufe nach dem Meteoriteneinschlag.
Sparta hörte es mit Lichtgeschwindigkeit durch und ließ im Geiste noch einmal zurückspulen. Es bestätigte bis ins kleinste Detail, was sie schon bei der ersten Besichtigung der Unfallstelle gesehen hatte.
Aus dem Datenstrom des Funkaufzeichnungsgerätes fiel eine weitere Abnormalität heraus, ein Gespräch, das stattfand, kurz bevor Grant seine schicksalhafte Funkbotschaft zur Venus sowie zur Erde schickte. »Hier ist Die Sternenkönigin, es spricht Commander Peter Grant. Der Ingenieur McNeil und ich sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, daß für einen Mann ausreichend Sauerstoff bleibt …«
In den Augenblicken vor dieser Ankündigung waren jedoch weder Grant noch McNeil auf dem Steuerdeck gewesen … Die Stimmen der beiden Männer wurden durch die dazwischenliegende Trennwand gedämpft. Einen Augenblick lang konnte man eine der Stimmen beinahe verstehen – die von McNeil –, und seine Worte klangen unnachgiebig: »Du bist gar nicht in der Lage, mich zu beschuldigen …«
Ihn zu beschuldigen …?
Möglicherweise konnte Sparta die gesamte Auseinandersetzung rekonstruieren, dazu mußte sie sich allerdings in eine leichte Trance versetzen. Außerdem gab es noch weitere Daten, die bei genauer Analyse vielleicht etwas hergaben, aber deren Untersuchung mußte sie vorerst zurückstellen. Außerdem konnte sie ihren Wachzustand jetzt nicht schon wieder unterbrechen. Denn ihr blieb nicht mehr viel Zeit …
Das schnelle Passagierschiff Helios, das von einem mächtigen Gaskernreaktor angetrieben wurde, hatte seit einer Woche die Erde verlassen und befand sich eine Woche und einen Tag vor Port Hesperus, als die düstere Nachricht im gesamten Sonnensystem empfangen wurde: »Hier ist die Sternenkönigin, es spricht Commander Peter Grant …«
Innerhalb von Minuten – und sogar noch, bevor Peter Grant zum letzten Mal durch die Luftschleuse der Sternenkönigin trat – hatte der Kapitän der Helios von der Raumkontrollbehörde Order bekommen, seine Passagiere gemäß der interplanetarischen Gesetze davon zu unterrichten, daß alle Übertragungen von der Helios aufgezeichnet wurden und daß etwaige dadurch erhaltene sachdienliche Hinweise in dem folgenden administrativen und rechtlichen Verfahren benutzt werden konnten, darunter möglicherweise auch in einem den Zwischenfall auf der Sternenkönigin betreffenden Strafverfahren.
Mit anderen Worten, jeder an Bord der Helios war ein Verdächtiger im Zusammenhang mit den
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