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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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mit Mikroelektronik irgendwelche Hobbies hatte. Die Briefe an seine Frau und seine Kinder waren an den Rand seines zusammenklappbaren Schreibtisches geheftet. Sparta ließ sie dort, nachdem sie sich überzeugt hatte, daß außer Grant sie niemand berührt hatte. Es war durchaus denkbar, daß McNeil neugierig auf ihren Inhalt gewesen war, aber er hatte Charakter genug besessen, sie nicht anzurühren. Es gab auch sonst keine Anzeichen dafür, daß McNeil diesen Raum je betreten hatte.
    In Grants Schublade befand sich noch ein weiterer Brief, der an McNeil selbst adressiert war. Aber da McNeil die Schublade nicht durchsucht hatte, wußte er vermutlich nichts von seiner Existenz.
    McNeils Kabine vermittelte das Bild eines völlig anderen Mannes. Seit Bett war tage-, vielleicht wochenlang nicht gemacht worden. Auf den Laken entdeckte Sparta dunkelrote Spritzer von verschüttetem Wein. Wenn es stimmte, daß er nicht mehr im Laderaum A gewesen war, nachdem Grant die Kombination geändert hatte, klebten sie seit dem vierten Tag nach der Explosion dort. Seine Kleidungsstücke waren ein einziges Durcheinander, er hatte sie einfach in seinen Schrank gestopft. Seine Chipbibliothek bot eine faszinierende Titelmischung. Es gab mystische Werke: das Tao Te Ching von Lao Tsu, eine Abhandlung über Alchemie und eine andere über die Kabbala; daneben philosophische: Kants Prolegomena zu einer jeden zukünftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können und Nietzsches Geburt der Tragödie.
    Einige von McNeils Büchern waren echt. Sie waren auf Plastikseiten fotogrammiert worden, die hundert Jahre altes Papier imitierten. Und es gab Bücher über Spiele: ein schmales kleines Buch über Zauberkunststücke, ein weiteres über Schach und wieder ein anderes über Go. Und Romane: Cabells seltsamer Jurgen und ein erst kürzlich erschienenes Werk über die Futuristen des Mars, Dionysos Redivivus.
    McNeils PC-Dateien zeugten von anderen, aber ebenso weit gefächerten Interessen; Sparta brauchte nur wenige Augenblicke, um zu erkennen, daß er mit seinem Gerät Schach auf Großmeisterniveau gespielt, daß er aufmerksam die Aktienmärkte in London, Tokio und New York verfolgt hatte, Mitglied in verschiedenen Klubs war, angefangen bei dem Rose-des-Monats-Klub bis hin zum Wein-des-Monats-Klub. Wein und Rosen – für beides muß er zwischen seinen Reisen mehrere Monatsgehälter ausgegeben haben.
    Im Computer befanden sich noch andere Dateien, die durch Losungsworte geschützt waren, an denen man bei flüchtigem Durchsehen vielleicht scheitern konnte, die letztlich aber so trivial waren, daß sie Sparta keinerlei Schwierigkeiten bereiteten. Diese Dateien machten von der hohen grafischen Auflösung des Computers vollen Gebrauch. Die Erfindung des Heimvideos vor hundert Jahren hatten erotische Filme ins Wohnzimmer gebracht, aber verglichen mit dem, was nach der Erfindung der Superchipcomputer geschah, war das nur eine geringfügige Neuerung gewesen. Denn die hatten dem Begriff »interaktive Phantasie« eine neue Bedeutung gegeben. McNeils Es trat in diesen Dateien recht deutlich zutage. Sparta schaltete sich hastig aus.
    Sie machte sich auf den Weg durch den Korridor, der mitten durch das Versorgungsdeck verlief. Genau auf der anderen Seite der engen Stahlwände hatte sich die fatale Explosion ereignet. Im selben Augenblick hatten sich die Durchgänge automatisch verschlossen, damit ein Druckverlust in der Mannschaftskapsel verhindert wurde.
    Dann betrat sie durch die Schleuse die Vorkammer der Laderäume, wo die Anzeigen der drei Luken mit dem Hinweis VAKUUM warnten und die vierte in grellem Gelb drohte: »Unbefugten ist der Zutritt streng verboten.«
    McNeil hatte die Wahrheit gesagt. Auf der Tastatur waren die Spuren seiner und vieler fremder Hände immer noch zu erkennen, aber die neuesten Spuren gehörten zu Peter Grant – auf sechs der Tasten überdeckten seine Abdrücke alle anderen. Die Reihenfolge der Abdrücke konnte Sparta nicht mehr feststellen; bei sechs Zahlen war die Anzahl der möglichen Kombinationen eine sechsstellige Zahl, aber wenn sie Lust auf eine kleine Spielerei gehabt hätte, hätte sie wohl innerhalb weniger Sekunden die wahrscheinlicheren Kombinationen aufgrund ihrer Kenntnisse der Wahrscheinlichkeitsrechnung, vor allem aber aufgrund dessen, was sie bereits über den Mann wußte, ausfindig machen können.
    Es hatte keinen Sinn, darauf Zeit zu verschwenden. Sie kannte die Kombination bereits aus Grants

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