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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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auch wenn er sie kaum wiedererkannte. »Was willst du damit sagen?« flüsterte er.
    »Was meist du wohl?« antwortete McNeil. Er wirkte kaum mehr als leicht genervt. »Deinen kleinen Versuch, mich zu vergiften, natürlich.«
    Grants Welt schwankte und brach in sich zusammen. In seiner Erleichterung kümmerte es ihn fast nicht mehr, daß man ihm auf die Schliche gekommen war.
    McNeil widmete sich jetzt ganz seinen wunderbar gepflegten Fingernägeln. »Eins würde mich allerdings interessieren«, sagte er so beiläufig, wie man sich nach der Uhrzeit erkundigt, »wann hast du beschlossen, mich umzubringen?«
    Grant fand das alles so unwirklich, daß er sich vorkam wie ein Schauspieler. »Erst heute morgen«, sagte er und glaubte es sogar.
    »Hmmm«, bemerkte McNeil, er war offenbar nicht sonderlich überzeugt. Er stand auf und ging zu dem Medizinschränkchen. Grant folgte ihm mit seinen Augen, als er in dem Fach herumkramte und mit der kleinen Giftflasche zurückkam. Sie sah immer noch voll aus. Dafür hatte Grant gesorgt.
    »Eigentlich müßte ich verdammt sauer sein«, fuhr McNeil im Plauderton fort und hielt das Fläschchen zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. »Aber ich bin es einfach nicht. Vielleicht, weil ich mir über die Natur des Menschen nie große Illusionen gemacht habe. Und natürlich, weil ich es schon lange habe kommen sehen.«
    Nur der letzte Satz drang in Grants Bewußtsein. »Du hast es kommen sehen?«
    »Natürlich! Für einen guter Kriminellen bist du einfach zu leicht zu durchschauen. Und jetzt ist dein kleiner Plan gescheitert, und wir beide befinden uns in einer ziemlich peinlichen Lage. Oder bist du etwa anderer Meinung?«
    Auf diese grandiose Untertreibung schien es keine passende Antwort zu geben.
    Der Ingenieur fuhr nachdenklich fort: »Von Rechts wegen müßte ich mich jetzt richtig in Rage bringen, Port Hesperus rufen und dich bei den Behörden anzeigen. Aber das wäre ziemlich sinnlos, außerdem konnte ich sowieso noch nie gut wütend werden. Du hältst mich natürlich einfach nur für zu träge – aber ich glaube, da irrst du dich.« Er lächelte Grant schief an. »Oh, ich weiß, wie du über mich denkst; du hast mich in Gedanken doch längst säuberlich eingeordnet, stimmt’s? Ich bin ein bißchen blöde und selbstgenügsam, mir fehlt es an Mut und Moral – in jeder Hinsicht –, und was mit anderen geschieht, ist mir völlig egal. Also gut, das will ich gar nicht bestreiten. Vielleicht stimmt es zu neunzig Prozent. Aber die restlichen zehn sind verdammt wichtig, Grant, für mich jedenfalls.«
    Zu psychologischen Analysen war Grant nicht mehr in der Lage, außerdem war dies wohl kaum der richtige Zeitpunkt. Der Gedanke, daß er gescheitert war und McNeil wie durch ein Wunder überlebt hatte, ließ ihn immer noch nicht los. Und McNeil wußte dies ganz genau, dachte aber nicht daran, ihn darüber aufzuklären.
    »Und was sollen wir jetzt machen?« fragte Grant. Er wollte es jetzt unbedingt hinter sich bringen.
    »Am liebsten«, fuhr McNeil fort, »würde ich unser Gespräch dort fortsetzen, wo es durch den Kaffee unterbrochen wurde.«
    »Du meinst doch nicht etwa …?«
    »Ganz genau. So, als wäre nichts geschehen.«
    »Aber das gibt doch keinen Sinn! Du hast dir irgendwas ausgedacht!« schrie Grant.
    McNeil seufzte. »Weißt du, Grant, du bist der letzte, von dem ich mir jetzt einen solchen Vorwurf gefallen lasse.« Er ließ die kleine Flasche los, die jetzt über dem Tisch zwischen ihnen schwebte. Dann sah er hoch und blickte Grant unnachgiebig an. »Um auf meinen früheren Vorschlag zurückzukommen, wir müssen entscheiden, wer von uns beiden das Gift nehmen soll. Allerdings wollen wir jetzt keine einseitigen Entscheidungen mehr. Außerdem« – er zog noch eine Phiole aus seiner Jackentasche, die der ersten in der Größe ähnelte, allerdings hellblau war, und ließ sie neben der anderen schweben – »wird es diesmal das echte sein. Das Zeug hier drin«, sagte er und zeigte auf das klare Fläschchen, »hinterläßt nur einen schlechten Geschmack im Mund.«
    Allmählich dämmerte es Grant. »Du hast sie ausgetauscht.«
    »Na klar. Du hältst dich vielleicht für einen guten Schauspieler, Grant, aber im Grunde war es eine ziemlich dürftige Vorstellung. Wahrscheinlich wußte ich noch vor dir, daß du irgendwas aushecken wolltest. In den letzten paar Tagen habe ich das Schiff ziemlich sorgfältig durchgekämmt. Es war ganz amüsant, sich alle Möglichkeiten auszudenken, wie du mich

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