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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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befinde mich jetzt direkt vor dem Eingang.« Die Ishtar-Minengesellschaft lag fast zwei Kilometer entfernt, ganz am anderen Ende der Raumstation. Von dort aus konnten ihre Antennen und Fenster direkt auf hellen Wolken der Venus herabsehen.
    »Damit kommt sie wohl auch nicht mehr in Frage. Kommen Sie so schnell wie möglich wieder her.«
    »Und was geschieht als nächstes?« Proboda klang genervt. Wieder einmal hatte sie ihn sinnloserweise auf jemanden angesetzt.
    »Wir müssen abwarten. Unsere Liste ist sehr kurz, Viktor. Ich glaube, wir werden ein Geständnis oder eine Verzweiflungstat zu sehen bekommen. Es wird nicht lange dauern. Vielleicht zehn oder fünfzehn Min …«
    Sie hörte und fühlte das dumpfe, mächtige Poltern. Die Lichter erloschen, alle auf einmal, und in der schwarzen Dunkelheit steigerte sich das dunkle Stöhnen der Warnsirenen zu einem hohen, verzweifelten Klagen. Über Lautsprecher wurden alle in Hörweite auf Englisch, Arabisch, Russisch und Japanisch aufgefordert: »Verlassen Sie sofort Kernsektor eins. Katastrophaler Druckabfall in Kernsektor eins. Verlassen Sie sofort Kernsektor eins …«
    Proboda schrie so laut in den Kommfunk, daß sie fast taub wurde. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Was ist denn bloß da oben passiert? Troy?« Aber niemand antwortete ihm.

18
    Die lebenswichtigen Systeme einer Raumstation sind sowohl voneinander unabhängig als auch redundant. Jemandem, der Port Hesperus sehr gut kannte, war es gelungen, das gesamte den Sternen zugewandte Viertel der Achse zu isolieren, die Hauptversorgungsleitungen vom Kernreaktor zu unterbrechen und die Leitungen zu den Solarzellen zu kappen. Und das genau in dem Augenblick, als ein Druckschott im Sicherheitssektor herausplatzte …
    Bis die Notbatterien einspringen konnten, würde es sehr dunkel sein.
    Nicht allerdings für Sparta, die ihr Sehzentrum auf Infrarot umstellte und sich durch eine merkwürdige Welt aus glimmenden Schatten tastete. Die gesamte Umgebung glich gespenstisch dem riesigen Plastikmodell eines gewaltigen Organismus, das nur von rotem Neon beleuchtete wurde. Die ansonsten dunklen Lampen glühten noch von der Wärme ihrer Dioden. Drähte hinter den Wandverkleidungen glühten noch vom Widerstand des Stroms, der noch kurz zuvor hindurchgeflossen war, selbst die Wandverkleidungen glommen noch schwach von der verströmten Wärme.
    Obwohl die meisten der microminiaturisierten Geräte in der Station nur äußerst geringe Mengen Strom verbrauchten, sorgte ihre extreme Dichte für glühende Wärmepunkte in jedem Tele- oder Datenfunkgerät. Auf sämtlichen Bild- und Videoschirmen glommen noch die Umrisse der Alphanumerics, Graphiken oder menschlichen Gesichter, die beim Stromausfall darauf zu sehen gewesen waren. Jede Stelle, die in der letzten Stunde von menschlichen Händen oder Füßen berührt worden war, glühte noch von der Wärme dessen, der vorbeigekommen war. Hätte es Ratten in den Wänden gegeben, Sparta hätte sie gesehen.
    Draußen in den Hallen und Korridoren sprangen die Notlichter rasch an. Sie wurden von eingebauten Batterien gespeist und warfen harte Lichtstrahlen und abgehakte Schatten durch die bevölkerten Durchgänge. Die Menschen schwammen wie Schwärme von Tintenfischen rasch durch diese blitzenden Durchgänge; sie hatten nur ein Ziel: in das Zentrum des Kernbereichs zu gelangen. Die meiste Zeit bewegten sie sich geräuschlos, hin und wieder gab es verängstigte Schreie, gefolgt von ruhigen Anweisungen. Der Bereitschaftsdienst nahm verängstigte Neulinge unter seine Fittiche und brachte sie zielstrebig in Sicherheit.
    Druckverlust war die Hauptangst im Raum, aber die ständigen Einwohner von Port Hesperus waren durch häufige Alarmübungen bereits derart daran gewöhnt, daß der Ernstfall ihnen fast wie Routine vorkommen mußte. Die Alteingesessenen blieben ruhig, denn sie wußten, daß die Luftmenge selbst in nur einem Viertel des Kernstücks von Port Hesperus so gewaltig war, daß es acht Stunden dauern würde, bevor der Druck von dem gegenwärtigen, angenehmen Meeresniveau auf das der Andenwipfel absinken konnte. Bis dahin hätten die Reparaturmannschaften alles längst wieder in Ordnung gebracht.
    Sparta hielt sich im Dunkeln, vermied die belebten Gänge und schwamm durch die düster infrarot glühenden Eingangsluken, durch Transportschächte, vorbei an Röhren und Kabelträgern in den Belüftungstunnels, bis sie in den Bereich der zerstörten Luke kam. Sie bewegten sich gegen den Strom der

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