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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Menschen, aber mit der Luft. Sie brauchte nur einen Augenblick zu lauschen, um die Windrichtung ausmachen zu können, denn er heulte durch das explodierte Druckschott und pfiff durch das Kernstück wie durch eine riesige Orgelpfeife.
    Sie spürte die Brise, anfangs nur schwach, dann aber stetig stärker. Zwanzig oder dreißig Meter vom Loch entfernt erreichte der Luftstrom die Geschwindigkeit eines Hurrikans; sollte sie diese Grenze überschreiten, würde sie sofort in einen Überschalltrichter gesogen und wie eine Gewehrkugel in den Raum geschossen werden.
    Die offene Luke befand sich in der Sicherheitsschleuse Q3, und sofort war ihr der Zweck dieses zweiten Sabotageaktes klar – jemand hatte eine Ablenkung erzeugen und die Leute von der Sternenkönigin weglocken wollen, indem er den Bereich, in dem sie lag, unsicher machte. Jemand, der sehr viel gerissener war, als Sparta vermutet hatte. Also nahm Sparta den Weg durch die Nebenwege der Raumstation, um so schnell wie möglich zur Sternenkönigin zu gelangen, solange der Täter noch an Bord war.
    Als sie sich durch ein letztes Stück eines Belüftungskanals der Luke näherte, kam ihr der Gedanke, daß diese Ablenkung nicht nur gerissen, sondern einfach genial war. Sie erzeugte ein Maximum an Schrecken bei einem Minimum an Verletzungsrisiko. Die einzigen Menschen in unmittelbarer Nähe des explodierten Schotts waren die Wärter in den Raumanzügen, und die wären selbst dann noch geschützt gewesen, hätte es sie ins All hinausgezogen. Hatte der Schurke etwa ein weiches Herz?
    Wer den Sauerstoffvorrat der Sternenkönigin vernichtet hatte, jedenfalls nicht. Die Sicherheit war in diesem Fall wohl eher scheinbar als real, eher ein zufälliges Nebenprodukt eines ansonsten ausgeklügelten Plans.
    Sparta schlug das Stück Verkleidung aus der Öffnung des Belüftungsschachts und sah, wie es vom Luftstrom davongeschleudert wurde. Von ihrem Loch aus blickte sie in schwarze, heulende Trostlosigkeit.
    Der Zugang zum Sicherheitsschleuse war verlassen. Man hatte die Wärter bestimmt längst abgezogen, wenn sie nicht ohnehin zur falschen Zeit am falschen Ort waren und es sie hinausgezogen hatte. Und genau das hatte der Verbrecher geplant und gewollt.
    Und wenn Sparta recht hatte, mußte er sich noch an Bord des Schiffes befinden, denn die Eingangsluke stand weit offen. Er hatte wohl keine Zeit gehabt, einen Raumanzug anzulegen und mußte jeden Augenblick wieder herauskommen.
    Sparta wollte ihm die Flucht vereiteln. Sie zog sich aus dem Belüftungsschacht. Sie mußte sich an die Wand drücken, um sich gegen das saugende Vakuum stemmen zu können, und zog sich Stückchen für Stückchen in die Anlegeröhre der Sternenkönigin. Während der Wind ihr in den Ohren brauste, arbeitete sie sich zentimeterweise vor. Schließlich hatte sie die Hauptluke der Sternenkönigin erreicht.
    Als sie im Schiff war, drückte sie einige Schalter und sah zu, wie sich die Luke langsam hinter ihr luftdicht schloß. In der Luftschleuse herrschte Stille. Auf einigen Schaltern und den Leitersprossen entdeckte sie den roten Schimmer der Handabdrücke des Eindringlings.
    Sparta beugte sich über einen der schimmernden Abdrücke und inhalierte seine chemischen Bestandteile. Es war niemand, den sie auf Port Hesperus kennengelernt hatte, auch niemand, mit dem sie in den letzten Wochen in Berührung gekommen war. Sobald sie sich ein komplettes Bild vorstellen wollte, regte das Muster aus scharfen Aminosäuren ihr Erinnerungsvermögen an; es lag aber zu tief im verborgenen …
    In einem Szenario befand sich Sondra Sylvester im Laderaum und versuchte, die Sieben Säulen der Weisheit zu stehlen. Sondra Sylvester war jedoch vor zwei Minuten noch zwei Kilometer entfernt gewesen. In einem anderen Szenario – das Sparta besser gefiel – befand sich Nikos Pavlakis auf dem Steuerdeck des Schiffs, wo er die Automatik so einstellte, daß er ablegen und sich seinen Weg aus der Station und zur Sonne sprengen konnte, um so sämtliche Beweise seines Verrats für immer zu vernichten. Aber ohne Komplizen hatte Pavlakis nicht genug Zeit, die Ableitung einzustellen.
    Sparta zog sich vorsichtig weiter ins Schiff, vorbei am Lagerdeck. Dort wartete sie einen Augenblick, bevor sie weiter zum Steuerdeck schwebte. Das Schimmern der batteriegespeisten Lichter auf den Steuerpulten ergab in der Dunkelheit ein sanftes, kreisförmiges Kaleidoskop. Sie hielt erneut inne und lauschte.
    Eine vorsichtige Bewegung weit weg; das Streifen eines

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