Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
höre.« Keine Antwort. Vielleicht hatte ihn ihre Nähe erschreckt. »Warum müssen Sie es sich unbedingt jetzt ansehen? Warum können Sie nicht warten?« flüsterte sie.
»Weil das echte Buch vielleicht immer noch an Bord ist.«
Hatte er gehofft, das echte Buch als erster zu finden? Oder war das alles nur eine geschickte Ausrede, weil sie ihn bereits mit dem echten Buch in der Hand ertappt hatte?
»Sondra Sylvester flog nach Washington und dann zurück nach London, drei Wochen, bevor sie an Bord der Helios ging«, sagte sie. »Außerdem ist sie mehrfach von Frankreich nach England gereist. Was hat sie dort gemacht?«
»Sie war in Oxford. Sie hat ein Buch machen lassen.« Seine Stimme klang jetzt etwas fester und dunkler. »Ich halte es hier in meiner Hand.«
In ihrem Kopf klickte es; sie faßte einen Entschluß. Sie ließ ihre Hände über den Lukenrand gleiten, zog fest und schoß in den Laderaum. Vor den Stahlregalen gegenüber der Luke richtete sie sich auf, drehte sich um und sah ihn an. In der Dunkelheit war er nur ein glühendes, rote Etwas neben der offenen Luke. Was er in der Hand hielt war … ein Buch – tatsächlich nur ein Buch.
»Können wir Licht machen?« fragte er.
»Warum nicht?«
Seine Hand fuhr nach oben und drückte auf den Schalter neben der Luke. Grüne Arbeitslichter erhellten den Laderaum, und Spartas Sehvermögen schaltete wieder auf das sichtbare Spektrum um. Blake sah ihr einen Augenblick lang in die Augen. Er wirkte etwas verlegen, so als würde er das ganze Chaos bedauern.
Dann kam ihr ein seltsamer Gedanke – plötzlich fand sie ihn mit seinen roten, zerzausten Haaren und seinem völlig zerknitterten Anzug richtig charmant.
Er hielt das Buch in die Höhe. »Eine wunderbare Fälschung. Das Druckbild ist perfekt, das Papier ebenfalls – das gleiche, auf dem man immer noch die Bibel druckt. Die Bindung ist außerordentlich gut. Eine chemische Analyse wird ergeben, daß das Buch neu ist, aber wenn Sie das Original nie gesehen haben, werden Sie eine ganze Menge hierdrin lesen müssen, bevor sie auch nur Verdacht schöpfen.«
Sie beobachtete ihn und hörte ihm zu. Er hatte sich tatsächlich verändert. »Und woran kann man es erkennen?« fragte sie.
»Es muß eine ganze Bande in verschiedenen Druckereien gewesen sein, die wie besessen an der Linotypemaschine gearbeitet haben. 300.000 Wörter. Einige der Setzer haben allerdings nicht so sorgfältig gearbeitet wie andere.«
»Druckfehler.«
»Nur wenige Typen. Wirklich nur wenige, bemerkenswert.« Er lächelte. »Für sorgfältiges Korrekturlesen war einfach nicht genug Zeit.«
Jetzt wußte sie, worauf er hinauswollte. »Darlington hätte es wahrscheinlich sowieso nicht gelesen.«
»Soweit ich ihn kenne, hätte er wahrscheinlich nicht einmal hineingesehen.« Er lächelte. »Na ja, vielleicht hätte er einen Blick auf die Titelseite geworfen.«
»Und wie kommen Sie darauf, daß das Original noch immer an Bord ist?«
»Weil ich das Buch persönlich in einem Shuttle an Bord gebracht und gesehen habe, wie es, nur wenige Stunden, bevor die Sternenkönigin die Erde verließ, hier in diesem Regal verstaut wurde. Wenn es das Schiff nicht sofort wieder verlassen hat, muß es hier sein.«
»Ist das die Originalkiste?« Die graue Styrenkiste schwebte neben ihm.
»Ich bin mit ziemlich sicher. Das Schloß hat mir nicht so viel Kopfzerbrechen bereitet. Ein zu allem entschlossener Dieb mit reichlich Zeit und Zugang zum Computer … ich dachte, ich wüßte, was Sylvester vorhatte, aber ich hätte es nie für möglich gehalten, daß sie so schnell handelt. Als die Nachricht über den Meteoriteneinschlag kam, fiel mir wieder ein, wie sehr sie auf einen pünktlichen Start der Sternenkönigin gedrängt hatte. Dann erfuhr ich, daß man Inspektor Ellen Troy mit dem Fall beauftragt hatte …«
Wie hatte er das erfahren? Darüber konnte sie sich später den Kopf zerbrechen – sie hatte bestimmt reichlich Zeit, Blake Redfield zu verhören. »Also gut, Mr. Redfield. Geben Sie mir jetzt bitte diese diese ausgezeichnete Fälschung. Beweisstück A.« Wehmütig fügte sie hinzu: »Und vielen Dank für Ihre Hilfe – ich werde bei der Verhandlung ein gutes Wort für Sie einlegen. Wenn Sie Glück haben, ändert man den Ort des Gerichtsstandes.«
»Tut mir leid, daß ich ein Loch in die Station sprengen mußte. Aber es ging nicht allein um das Buch – wenn es das auch wert wäre.« Er machte keinerlei Anstalten, es ihr zu geben. »Ein weiser Händler
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