Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
hielt. Wie auch immer, sie wollte ganz sicher nicht erkannt werden. Ich bin ihr ein paar Blocks weit gefolgt, aber sie hat mich abgeschüttelt.«
»Wieso dachten Sie, sie sei tot?«
»Wieviel wissen Sie über SPARTA, Lequeu?«
Lequeus Gesicht blieb so unverbindlich höflich wie immer. »Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was ich Ihrer Meinung nach wissen müßte?«
»Also gut«, sagte Blake. »Ich verrate keine Geheimnisse. Das können Sie alles in den öffentlichen Berichten nachlesen.«
»Ich werde Ihnen nachher noch Gelegenheit genug geben, Geheimnisse zu verraten«, sagte Lequeu. »Fahren Sie jetzt erst mal fort.«
»Als Linda noch klein war, war sie die einzige Versuchsperson bei SPARTA. Damals war es noch eine private Angelegenheit zwischen ihr und ihren Eltern. Sie waren Psychologen, die aus Ungarn nach Nordamerika eingewandert waren. Anfangs hatten sie sehr viel Erfolg mit ihrer Arbeit, sie machten die Leute auf ihr Projekt aufmerksam und bekamen genügend Geld zusammen, um ein komplettes Ausbildungsprogramm für ›The New School‹ zu entwickeln.«
»The New School?«
»Das war eine neue Schule für Sozialforschung in Manhattan – in Greenwich Village. Sie ist ungefähr einhundertfünfzig Jahre alt. Nicht ganz so alt wie der Pont Neuf.«
Lequeu bedachte ihn mit einem eisigen Lächeln. »Fahren Sie fort.«
»Ich war einer der ersten, die nach Linda dazukamen. Ich war damals acht Jahre alt; meine Eltern dachten, sie könnten mir so einen Vorsprung vor dem Rest der Welt verschaffen.«
»Den haben Sie doch wohl kaum nötig gehabt.«
»Meine Eltern haben nie viel davon gehalten, etwas unnötig zu riskieren. Ihrer Meinung nach ist reich sein gut, aber reich und clever sein ist besser. Wie auch immer, ich war nur ein Jahr jünger als Linda und stand ihr altersmäßig näher als irgendein anderer. Sechs oder sieben Jahre lang lief alles großartig. Dann übernahm die Regierung SPARTA. Linda schickte man zu einem Sondertraining. Ein Jahr später starben ihre Eltern bei einem Hubschrauberabsturz. SPARTA löste sich auf. Soweit ich weiß, hat niemand von uns Linda je wieder gesehen – bis zu jenem Tag in Manhattan.«
»Was ist aus ihr geworden?«
»Als ich sie wiedersah, beschloß ich, das herauszufinden. Es gab Gerüchte, sie hätte ihren Verstand verloren, sie sei bei einem Feuer in der Klinik umgekommen, wo man sie behandelte.«
»Was haben Sie sonst noch herausgefunden, Blake?«
Blake starrte Lequeu an. Wenn es Geheimnisse gab, die Lequeu nicht kannte – oder von denen er nicht wußte, daß Blake sie kannte –, dann wären die jetzt als nächstes an der Reihe. Aber Blake mußte die Wahrheit sagen. Er konnte keine Injektion riskieren, nach der er ziellos vor sich hin faseln würde – in seiner jetzigen Situation.
»Die Agentur, die SPARTA übernahm, änderte den Namen in ›Projekt für Multiple Intelligenz‹. Es fiel unter die Geheimhaltung. Offen gesagt, Lequeu, die Geheimakten der USA sind doch ein Witz. Man braucht doch nur ein Gespür für das Vorgehen dieser Bürohengste zu haben. Die meisten wirklich wichtigen Informationen kann man schon auf dem Aktendeckel ablesen.«
»Was haben Sie über dieses ›Projekt für Multiple Intelligenz‹ herausgefunden, Blake?« sagte Lequeu.
»Ich erfuhr den Namen des Mannes, der es leitete.«
»Und der wäre?«
»William Laird.«
»Und wo steckt Laird jetzt?«
Blake hörte, wie Lequeu ihn mit belegter Stimme fragte, und wußte sofort, daß Lequeu hiervor am meisten Angst hatte. »Das weiß ich nicht«, sagte Blake. »Er verschwand kurz nach dem Feuer, in dem Linda angeblich umkam – oder aber jemand, der wie sie aussah. Er nahm sich nicht mal die Zeit, offiziell zurückzutreten. Ich habe seine Unterlagen gesehen – was dort stand, war unvollständig und vage, aber eine Sache hat mich neugierig gemacht. Laird war unter anderem Mitglied einer philanthropischen Gesellschaft.«
»Ach, ja?«
»Den Tappers.«
»Sind Sie William Laird je begegnet, Blake?«
»Nein.«
»Das dachte ich mir. Denn wenn Sie ihm begegnet wären …«
Genau in diesem Augenblick bohrte Blake Pierre seine Schulter in den Unterleib. Mit einer Drehung erhob er sich vom Stuhl und stieß Pierre so fest er konnte gegen das Spülbecken. Pierre klappte unter den Schmerzen zusammen, war aber immer noch geistesgegenwärtig genug, um seinen Unterarm hochzureißen und sich so vor Blakes wirbelnden Armen zu schützen. Aber Blake wollte gar nicht an sein Gesicht. Er griff hinter
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