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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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daß ihn jemand wie Katrina sogar für einen Experten halten konnte. Vor dem ersten Mal hatte er einige Geschichten über die sogenannte elektromagnetische ›Holprigkeit‹ gehört und einen rauhen Start erwartet. Aber die Kapsel wurde von den bordeigenen supraleitfähigen Magneten so fest im rings umliegenden Magnetfeld gehalten, daß er praktisch keinerlei Seitenkräfte spürte, als er durch die 30 Kilometer lange ›rauhe Beschleunigungsbahn‹ schnellte.
    Er hatte sich auch nicht gerade auf die 10 g Beschleunigung gefreut, die er 24 lange Sekunden aushalten mußte, bis die Kapsel die Austrittsgeschwindigkeit aus der Schwerkraft des Mondes von 2400 Metern pro Sekunde erreicht hatte. Aber als die Kapsel endlich beschleunigte, war von den enormen Kräften, die an ihm rissen, kaum noch etwas zu spüren. Im schlimmsten Augenblick war es gerade so, als läge man unter einem Berg Matratzen in einem schnell aufwärts fahrenden Aufzug. Das einzige Geräusch war ein leises Knirschen in den Metallwänden. Wer einmal das Getöse eines Raketenstarts auf der Erde hatte aushalten müssen, dem wäre die Stille unheimlich vorgekommen. Und als die gelangweilte Stimme des Startleiters ihm über den Helmfunk verkündete: »T plus fünf Sekunden, Geschwindigkeit 500 Meter pro Sekunde«, konnte er es kaum glauben. In den traditionellen Maßeinheiten, an die Cliff immer noch gewöhnt war, bedeutete das eine Geschwindigkeit von über 1000 Meilen pro Stunde!
    In fünf Sekunden 1000 Meilen in der Stunde aus dem Stand – und er hatte noch neunzehn Sekunden vor sich, in denen die Generatoren ihre Energieblitze in die Startrampe jagten. Er ritt auf einem Blitz über den Mond. Und als die Beschleunigung plötzlich nachließ, schwebte Cliff auf einmal so schwerelos, als hätte sich eine riesige Hand geöffnet und ihn in den Weltraum freigegeben.
    Fünfmal war er auf diesem Blitz innerhalb der letzten sechs Monate geritten, und obwohl er jetzt beim sechsten und letzten Mal immer noch alles andere als ungerührt war, lag er beinahe völlig entspannt in der immer schneller werdenden Kapsel. Diesmal allerdings, bei genau T plus 22 Sekunden, setzte der Blitz aus.
    Obwohl Cliff auf der Beschleunigungsliege sicher wie in Abrahams Schoß lag, merkte er sofort, daß etwas nicht stimmte. Die Kapsel raste zwar immer noch über die Rampe, aber jetzt, ungefähr einen Kilometer vor dem Ende der Beschleunigungsphase, drehte ihm ein kurzes Zögern fast den Magen um.
    Er hatte keine Zeit, sich zu fürchten oder zu fragen, was passiert sein mochte. Der Aussetzer dauerte weniger als eine halbe Sekunde, dann setzte mit einem Ruck die Beschleunigung wieder ein. Eine Ecke des Gepäcknetzes löste sich, und eine seiner Taschen polterte neben ihm auf den Boden. Der letzte Schub dauerte nur ungefähr eine Sekunde, dann war er wieder schwerelos. Durch das kleine Fenster vor ihm, das jetzt nicht mehr ›oben‹ war, sah Cliff, wie die Bergketten rings um das Mare Moskoviensis vorbeihuschten. Bildete er sich das nur ein? So nah waren sie ihm noch nie vorgekommen.
    »Startkontrolle«, sagte er mit Nachdruck in sein Funkgerät, »was zum Teufel ist passiert?«
    Die Langeweile aus der Stimme des amerikanischen Startleiters war verschwunden. »Wir sind noch dabei, das festzustellen. Ich rufe Sie in einer halben Minute zurück.« Dann fügte er etwas verspätet hinzu: »Ich bin froh, daß Ihnen nichts passiert ist.«
    Cliff zerrte an den Schnallen des Netzes, das ihn auf der Liege hielt, und richtete sich in der Schwerelosigkeit auf, um aus dem Fenster zu schauen. War die Mondoberfläche wirklich deutlich näher, oder kam es ihm nur so vor? Durch das Fenster sah er, wie sie langsam entschwand und das Blickfeld sich mit Sternen füllte. Zumindest war er mit dem allergrößten Teil der nötigen Geschwindigkeit gestartet, und es bestand keine Gefahr, daß er sofort wieder auf der Oberfläche zerschellte.
    Aber früher oder später würde natürlich genau das passieren. Er konnte unmöglich die volle Austrittsgeschwindigkeit erreicht haben. Er stieg entlang einer weiten Ellipse ins All – und würde in ein paar Stunden wieder auf seinen Ausgangspunkt zurückfallen.
    Theoretisch zumindest, wenn nicht diese Wand aus Felsen gewesen wäre.
    »Hallo Cliff, hier ist Frank Penney.« Der Mann von der Startleitung klang beinahe gut gelaunt. »Wir haben uns ein erstes Bild machen können – in einem Abschnitt des Feinbeschleunigers hat es einen Phasenwechsel gegeben – weiß der

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