Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
suchen nach Anzeichen intelligenter Kommunikation, das stimmt. Wenn man nach den Medien geht, ist das unsere einzige Aufgabe. Aber ich versichere Ihnen, ganz nebenbei betreiben wir auch noch ein wenig ernsthafte Wissenschaft.«
»Ich kann nur hoffen, daß Mr. Gress nicht länger wütend auf Sie ist.«
»Vor einiger Zeit hätte mich das noch interessiert. Aber das hat er sich verscherzt.« Sie zog die Schultern hoch. »Aber im Augenblick ist das sowieso egal. Bis die Antennen wieder zusammengeflickt sind, werden wir weder Astronomie betreiben noch nach fremden Wesen Ausschau halten.« Katrina lächelte. »Aber ich rede zuviel. Sie wollten mir doch einige Fragen stellen.« Der Gedanke, von der Polizei verhört zu werden, schien Katrina Balakian nicht im geringsten zu beunruhigen.
»Irgend jemand hat versucht, Cliff Leyland umzubringen«, fuhr Sparta fort. »Sie kannten ihn …«
Katrina mußte lachen, ein lautes, schallendes Gelächter, bei dem man eine Menge Sinn für Humor heraushören konnte. »Meinen Sie, das interessiert mich? Er war so ein Wurm.«
»Leyland sagte, er hatte Sie nach Ihrem ersten Treffen – soweit ich weiß, ein Drink in Ihrem Apartment – um eine weitere Verabredung bitten wollen.« In Wirklichkeit war er erheblich deutlicher geworden, angeblich hatte er Katrina nicht mehr aus seinen Gedanken bekommen, vielleicht lag es einfach daran, daß sie so fremd und neu für ihn war, so groß, offen und geradeheraus: Die kesse Astrologin war so ziemlich das genaue Gegenteil seiner Frau. Cliff wußte selbst nicht so recht, worin ihre Anziehungskraft bestand, aber ignorieren konnte er sie nicht.
»Eine Verabredung, wenn das der richtige Ausdruck ist.« Katrina wirkte immer noch amüsiert. »Er rief mich an am Tag, nach dem ich versucht haben soll, ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Er entschuldigte sich und sagte, er brauche jemanden, mit dem er sprechen könne, und daß ich der einzige Mensch wäre, den er auf dem Mond näher kannte. Er wollte sich mit mir zum Essen verabreden. Ich sagte, na gut, einverstanden, aber vorher trinken wir bei mir ein Gläschen. Er kam und erzählte mir, zwei Männer hätten ihn am Abend zuvor zusammengeschlagen, nachdem er mein Apartment verlassen hatte. Ich habe ihn überredet, mir seine Wunden zu zeigen. Sie waren schlimm, aber nichts wirklich Ernsthaftes.« Sie grinste wölfisch. »Zum Abendessen sind wir dann nicht mehr ausgegangen.«
Sparta nickte ernst. Nach dem, was Leyland ihr erzählt hatte, hatte er die Nacht mit Katrina verbracht, und als er am nächsten Tag zur Arbeit ging, war er immer noch erschöpft und müde und voller Schuldgefühle – kurz darauf erfuhr er dann, daß man ihn plötzlich wieder auf die Erde zurückversetzt hatte, zurück zu seiner Familie. Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe, Katrina Bescheid zu sagen. Er hatte Angst bekommen, seinen Telefunk abgeschaltet und die nächsten Tage ihre Anrufe gar nicht erst beantwortet.
»Stellen Sie sich vor, Sie schlafen mit einem Mann, und dann tut er so, als würde er Sie nicht mehr kennen. Er weigert sich, mit Ihnen zu sprechen, sagt nicht einmal, daß es aus ist – wie würden Sie reagieren?« Katrinas Grinsen war verschwunden, und ihre rosige Haut leuchtete vor Empörung.
Sparta war noch nie in einer solchen Situation gewesen und konnte es sich nicht vorstellen. Einen Augenblick lang kam sie sich eher wie ein heimlicher neugieriger Lauscher als wie eine ernstzunehmende Ermittlungsbeamtin vor. Sie konnte es Katrina nachfühlen. Cliff Leyland hatte tatsächlich etwas Hinterhältiges an sich, das er gut hinter seiner Schüchternheit verbarg, und das eine Frau vielleicht ein- oder zweimal täuschen konnte, sie aber letztendlich rasend machen mußte. Er kam Sparta wie ein Opfer vor, das nur herumlief und wartete, bis das Unglück seinen Lauf nahm. Katrina gegenüber verschwieg sie diese Gedanken allerdings. »Sie geben also zu, daß Sie ein Motiv hatten?«
»Allerdings«, fauchte Katrina.
»Wenn Sie es für wichtig genug halten. Aber was spielt das am Ende für eine Rolle? Hätte ich ihn umgebracht, hätte jeder sofort Bescheid gewußt. Ich hätte ihm nämlich den Hals umgedreht.«
»Verstehe.«
Katrinas Hände waren in den Handschuhen des Druckanzuges verborgen, aber ihre Arme waren lang, außerdem hatte sie breite Schultern. Sie sah aus, als wäre sie zum Pferdezähmen wie geschaffen – vielleicht waren unter ihren Vorfahren die berühmten Skythen gewesen. Wie auch immer, Katrina schien
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