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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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die Bügelfalte über ihren Knien zurecht. Der Raum lag im Halbdunkel, die Vorhänge vor den Glaswänden waren zugezogen. Die Messinglampen verströmten ein warmes Licht.
    Singh deutete auf mehrere gerahmte Holographien auf dem Schreibtisch. »Das sind sie – Peter, Paul, Soula, Steg, Alice, Rama, Li, Hieronymus – die Aufnahmen wurden bei ihrem Examen gemacht.«
    »Wie alt waren sie damals?«
    »Sie waren alle junge Erwachsene, zwischen vierzehn und sechzehn. Peter, Paul und Alice wurden als Kinder in Zaire aufgelesen, natürlich in Übereinstimmung mit den dortigen Gesetzen über den Umgang mit gefährdeten Arten. Die anderen wurden hier in unserem Primaten-Institut geboren.« Singh betrachtete die Holos einen Augenblick lang. »Chimps haben zwar nur beschränkte Ausdrucksmöglichkeiten, trotzdem kann man den jungen Gesichtern ansehen, wie stolz sie sind, denke ich.«
    »Sie haben sie gern gehabt«, vermutete Sparta.
    »Sehr sogar. Für mich waren das keine Tierexperimente, auch wenn das Programm ursprünglich so angefangen hatte.«
    »Und wie hat es angefangen?« Sparta legte mehr Wärme in ihren Ton und war überrascht, wie schwer es ihr fiel. »Ich meine, nicht offiziell. Was mich interessiert ist, wie sind Sie darauf gekommen, Dr. Singh?«
    Die Frage schmeichelte ihr, wie Sparta gehofft hatte. Sie erwiderte das Kompliment, indem sie Sparta unablässig aus ihren dunklen Augen ansah. Das machte sie offenbar mit jedem, für den sie bereit war, ihre wertvolle Zeit zu opfern. »Ich entwickelte das Programm zu einem Zeitpunkt, als die Nanoware-Technologie endlich die Versprechungen einzulösen begann, die man sich seit dem 20. Jahrhundert davon erhofft hatte. Das war etwa Mitte der Siebziger Jahre … ist das jetzt wirklich schon fünfzehn Jahre her?«
    Vielleicht sogar etwas mehr als fünfzehn, dachte Sparta. Sie mußte die Chimp-Experimente ausgeheckt haben, bevor jemand auf den Gedanken kam, sie auch am Menschen auszuprobieren …
    Singh fuhr fort. »Sie sind möglicherweise zu jung, um sich noch an die Aufregung in den siebziger Jahren zu erinnern, Inspektor. Aber für die Neurologie war es eine Zeit der Triumphe. Mit den neuen künstlichen Enzymen und den programmierten und reproduzierbaren Zellen hatten wir die Möglichkeit, gestörte Bereiche des Gehirns und des Nervensystems im ganzen Körper zu reparieren und zu verbessern. Es gelang uns, die Alzheimer-Krankheit zu stoppen, die Parkinsonsche Krankheit, ALS und eine Reihe von anderen. Wir konnten das Seh- und Hörvermögen bei praktisch allen Patienten wiederherstellen, bei denen die Schäden auf lokale neurophysiologische Störungen zurückgingen. Und für die Menschen in sehr gefährlichen Jobs« – dabei warf Singh einen kurzen Blick auf Spartas blaue Ausgehuniform mit dem Ordensband – »waren die Vorteile noch unmittelbarer: Es war möglich geworden, Lähmungen durch Wirbelkanalverletzungen zu heilen. Die Liste ist lang.«
    »Sie haben auf allen diesen Gebieten gleichzeitig Fortschritte gemacht?«
    »Die Möglichkeiten waren gewaltig, und die Risiken vergleichsweise gering. Sobald unsere Patienten informiert waren und sich einverstanden erklärt hatten, stand unserer Forschung nichts mehr im Weg. Andere Bereiche waren problematischer.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wir erkannten auch die Möglichkeit, kleine Verbesserungen vorzunehmen. Auf diesem Gebiet müssen wir noch einige Arbeit leisten. In manchen Fällen gelang uns die Aufhebung eines Gedächtnisverlustes, die Korrektur bestimmter Sprachfehler, verschiedener Wahrnehmungsstörungen wie zum Beispiel Dyslexie.«
    Sparta beugte sich vor, um Singh zu ermutigen weiterzureden.
    »Sie können sich die ethischen Probleme vorstellen«, sagte Singh, die sich Sparta anvertraute, als wäre sie eine Forscherkollegin. »Ein Dyslektiker kann durch die übliche Therapie dazu gebracht werden, im normalen Rahmen zu funktionieren. In der älteren Fachliteratur wird sogar behauptet, man könne Legastheniker mit höheren Funktionen in Verbindung bringen – was man früher als Kreativität bezeichnete, das Schreiben von Büchern und so weiter. Wir waren an einem Punkt, wo wir die hierarchischen Verhältnisse einfach nicht einschätzen konnten. Wir besaßen sehr wirksame neurologische Werkzeuge, aber uns fehlte das Wissen über den Aufbau des Gehirns.«
    »Und mit Menschen konnten Sie natürlich nicht experimentieren.«
    »Einige unserer Kollegen hatten sogar Bedenken, mit höheren Primaten zu experimentieren.«
    »Aber

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