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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Aufnahme bei den Prophetae vollzogen wurde.
    Während sie sich langsam durch den Raum bewegt, fällt ihr auf, wie die goldenen Sterne sich im polierten Marmor spiegeln, als funkelten sie in der Tiefe eines Brunnens.
    In der Mitte des schwarzen Marmorbodens, genau unter dem Kreuz des Südens, befindet sich der einzige Schmuck. Ein runder Stein mit einem gravierten Emblem. Sie nimmt die Hand von der Lampe und richtet den hellen Kegel senkrecht nach unten.
    Ein Gorgonenkopf. Medusa.
    Nicht die klassische Darstellung einer schönen Frau mit goldenen Schlangen als Haaren, sondern eine archaische Horrormaske aus buntem Kalkstein mit starrem Blick, weit klaffendem Schlund, gekrümmten Fangzähnen und der Schädeldecke voller sich windender Vipern.
    Die Göttin als Tod.
    Die Halle in Paris, von der Blake ihr erzählt hatte, war zur Zeit der Aufklärung erbaut worden, und die Sternenkammer, zu der er sich nach vielen Schwierigkeiten vorgearbeitet hatte, wurde von einer riesigen Gestalt der Athene dominiert, in der eine Orgel untergebracht war. Doch auch dort hatte sich eine archaische Maske der Medusa befunden.
    Die Prophetae verehren das Wissen, Athena und Medusa, Weisheit und Tod. Wer Medusa ins Angesicht sieht, wird zu Stein. Sich dem Wissen zu widersetzen, heißt zu sterben.
    Sie könnte die Größte unter uns sein.
    Sich uns zu widersetzen heißt, sich dem Wissen zu widersetzen.
    Die hagere junge Frau, die jetzt der Göttin ins Gesicht sieht, glaubt nicht daran. Unter der aus Stein geschnittenen Maske zu ihren Füßen befindet sich etwas von größtem Wert, etwas von allergrößter Bedeutung für die Menschen, die die Maske dort angebracht haben.
    Die Begegnung mit dem Wissen bedeutet den Tod. Das Tor zum Wissen ist der Tod.
    Die Steinplatte ist schwer, läßt sich aber leicht zur Seite heben. Die Gruft darunter ist nicht weiter oder tiefer als die Marmorplatte, die sie abdeckt. Ein Leinentuch verhüllt etwas am Boden. Sie reißt den Schleier zur Seite und dringt mit einem scharfen Lichtstrahl in die dunkle Kammer ein. Sie sieht …
    Einen Eisenkelch mit der Darstellung des dahinschreitenden Sturmgottes. Hethitisch, mindestens 3500 Jahre alt.
    Zwei Papyrusrollen. Ägyptisch, fast genauso alt.
    Die winzigen Skelette zweier Menschenkinder, elfenbeinfarben vergilbt. Herkunft unbekannt. Alter unbestimmbar.
    Eine schmale schwarze Magnetkarte, glänzend und neu.
     
    »Kon-Tiki Einsatzzentrale, verstrichene Zeit beim nächsten Zeichen exakt drei Stunden und zehn Minuten«, sprach Flugleiter Meechai Buranaphorn in das elektronische Logbuch. »Und jetzt ist das Zeichen … Steuerung, geben Sie uns jetzt mündlich ihren Bericht durch, bitte.«
    »Die Flugbahn wird eingehalten, der geplante Abstieg in die Atmosphäre verläuft wie geplant.«
    »Medizinische Versorgung?«
    »Alles nach Vorschrift. Laut EEG kommt unser Mann gerade aus Schlafstufe zwei heraus«, sagte der Arzt der Flugüberwachung.
    Bereits jetzt war eine Zeitverzögerung beim Empfang der Signale von der Kon-Tiki zu spüren. Sie betrug etwa eine Zwanzigstelsekunde, nahm aber stetig zu. Um Verbindung zur Kon-Tiki halten zu können, benutzte man Kommunikationssatelliten auf behelfsmäßigen Umlaufbahnen, denn zwischen der Garuda und dem Planeten befand sich Amalthea und bildete einen Schild gegen jede direkte Kommunikation.
    Das halbe Dutzend Fluglotsen hing bequem in den lockeren Gurten über ihren flimmernden Bildschirmen. Eine spektakuläre Landschaft aus narbigem und aufgeworfenem Eis und Fels reflektierte schwaches Sonnenlicht durch die dicken Glasscheiben in den kreisrunden Raum. Wie ein plastisches Modell des Tals des Todes erstreckte sich das eine Ende des Mondes über Dutzende von Kilometern bis zum schmutzig-weißen Horizont. Darüber verkündete ein orange-roter Schimmer den Jupitertag. Den Planeten selbst würde man durch die Fenster dieses Raumes nie zu Gesicht bekommen, dafür aber die ruhmreiche Rückkehr der Kon-Tiki.
    Trotz des relativen Luxus der maßgeschneiderten Einrichtung war es eng in der Garuda. Außer den fünf Mitgliedern der Besatzung gab es an Bord insgesamt 21 Lotsen, Wissenschaftler und zusätzliche Techniker. Mit Howard Falcon waren das 27 Personen. Auf der offiziellen Mannschaftsliste der Garuda befand sich noch ein weiterer Name, aber für die Profis an Bord war das eher nutzloser Ballast.
    Dieser meldete sich jetzt zu Wort. Er saß an einem Extraplatz, von wo aus er dem Flugleiter über die Schulter sehen konnte. Für die Lotsen war

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