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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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den gestohlenen Chip hinein. Sein Inhalt ergießt sich augenblicklich in ihr Gehirn.
    Sie rollt die dornige Kugel aus Informationen im mehrdimensionalen geistigen Raum hin und her, um einen Zugang zu finden. Die Datenmasse ist reinstes Kauderwelsch, wenn auch nicht ohne formale Regelmäßigkeiten. Der Schlüssel ist jedoch nichts so einfaches wie eine große Primzahl. Seine komplexen geometrischen Eigenschaften entziehen sich ihr für lange Sekunden. Dann taucht ungefragt ein Bild in ihrem Geist auf, der kreisende Wolkenschlund, in den ihre Träume sie so oft gezogen haben.
    Jetzt allerdings sieht sie ihn von weiter oben, so daß die Muster der Jupiterwolken sich so deutlich und klar abzeichnen wie ein Farbtopf, in den man langsam einzelne Tropfen Orange und Gelb in das Weiß rührt.
    Weitere Informationslandschaften tun sich vor ihr auf.
    Sie fällt durch die bodenlosen Wolken hindurch. Intensive Radiostrahlung durchströmt sie und füllt sie mit durchdringender Wärme.
    Sie ist verwirrt, ohne Orientierung, wie betrunken. Sie bemüht sich um einen objektiven Blick, versucht, in dem, was sie sieht, einen Sinn zu erkennen.
    Diese Daten stammen von einer Jupitersonde. Ein Anhang der Datei verrät ihr Ziel und Datum. Sie erlebt, was die Sonde mittels ihrer Sensoren, Linsen, Antennen und Strahlendektoren ›erlebt‹ hat.
    Das Ende der Datei. Mit einem Sprung, ganz wie der Schnitt in einem Video, ist sie mitten in einer anderen Welt.
    Ein Operationssaal. Oben ein Lichterkreis. Im ganzen Körper das schwache Gefühl betäubten Schmerzes, das von ihrem Bauch bis in die Zehen und Finger reicht. Ist sie das, die dort auf dem Tisch liegt und ihre Qual auf dem Mars noch einmal durchlebt? Nein, dies findet an einem anderen Ort statt.
    Die Ärzte sind hinter ihren Masken nicht zu erkennen, aber sie kann sie riechen. Von dem menschlichen Körper unter den Lichtern ist nicht viel übrig, und das wenige wird durch ein feines Gitternetz aus Plastik und Metall zusammengehalten.
    Geräte, wo eigentlich Organe sein sollten. Sind es behelfsmäßige Stützsysteme? Permanente Prothesen?
    Ein Sprung. Neue Datei.
    Falcon. Sie ist Falcon. Sie/er erprobt ihre/seine wiederhergestellten Gliedmaßen. Eine grausige Angelegenheit, die primitivste Art von Physiotherapie. Ihr/sein Fortschritt wird von inneren Meßgeräten aufgezeichnet.
    Wieder müht sie sich ab, um ihr Bewußtsein von der Erfahrung zu trennen, die sie gefangenhält. Es sind Falcons Empfindungen, aber Falcon scheint selbst nicht zu wissen, daß man ihn angezapft hat und alles aufgezeichnet wird. Man hat in seinem Kopf eine Wanze angebracht.
    Fasziniert erlebt sie seine Behandlung, das schmerzvolle Schrecken und Biegen seiner zusammengeflickten Gliedmaßen und Organe und seine wiederhergestellten und verbesserten Fähigkeiten. Seine Augen, die auf mikroskopischen und teleskopischen Blick, auf Empfindlichkeit für Infrarot und Ultraviolett angelegt sind. Sein Geruchssinn, der in der Lage ist, sofort eine chemische Analyse ins Gehirn weiterzuleiten. Seine Empfänglichkeit für Radio- und Teilchenstrahlung. Seine Fähigkeit zu horchen …
    Er ist sie. Nur besser, mit besseren Sensoren, besseren Prozessoren. Sie spürt, wie der Ärger in ihr hochsteigt, der pure Neid.
    Ein Sprung. Neue Datei.
    Eine Flugsimulation, hinab in die wirbelnden Wolken eines Gasriesen, eines Planeten, der nur der Jupiter sein kann. Visuelle Daten. Eine Kohlenwasserstoffschliere. Temperaturwechsel, Druckveränderungen, alles aus dem Inneren von Falcons Kopf betrachtet. Und sie ist dort, schwimmt mit ihm zusammen.
    Ein heißer Radiostrahl, dann ein Geräusch, ein Lied, ein dröhnender Gesang, der in seine/ihre Brust dringt und mit wachsender Freude und schockierender Heftigkeit aus ihr herausbricht. Denn das Lied ist das Wissen, und das Wissen bedeutet, daß am Ende alles gut werden wird. Trotz oder gerade wegen des Opfers, des notwendigen und freudig erbrachten Opfers. Eine Stimme wie die von Gott im Himmel ertönt ringsum: »Vergeßt nicht die oberste Anweisung.«
    Sie überläßt sich der Ekstase und dem Wohlgefühl der Simulation. Falcon ist begeistert. Falcon strebt genau wie sie nach der endgültigen Hingabe … »Vergeßt nicht die oberste Anweisung.«
    Dann begreift sie. Wut und Neid steigen in ihr hoch, als sie sich mit Falcon identifiziert, der ihren Platz eingenommen hat, den man besser gemacht hat als sie.
    Sie unterbricht die Verbindung und zieht den Chip aus dem Terminal, zieht ihre Dorne aus dem

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