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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Einbruch der Nacht war in der Tat nur kurz. Es war zwar immer noch Vormittag, dennoch lag schon herbstliches Zwielicht in der Luft.
    Die Kon-Tiki war in der Äquatorzone niedergegangen, dem farblosesten Teil des Planeten. Das Wolkenmeer, das sich bis zum Horizont erstreckte, hatte die Farbe von blassem Lachs, nirgendwo sah man die Gelb-, Pink- und sogar Rottöne, die den Jupiter in höheren Breitengraden umgaben. Der Große Rote Fleck selbst, das spektakulärste Merkmal des Planeten, lag Tausende von Kilometern weiter im Süden. Es war verlockend gewesen, dort abzusteigen, aber die südtropischen Störungen waren in den vergangenen Monaten mit Strömungen von über einer Million Kilometer in der Stunde ›ungewöhnlich aktiv‹ gewesen. Sich in einen solchen Strudel unbekannter Kräfte zu stürzen, hätte Schwierigkeiten geradezu herausgefordert.
    Der große Rote Fleck mit seinen Geheimnissen mußte späteren Expeditionen vorbehalten bleiben.
    Jetzt näherte sich die Sonne, die sich hier doppelt so schnell über den Himmel schob wie auf der Erde, ihrem Zenit und verschwand hinter dem riesigen, silbernen Baldachin des Ballons. Die Kon-Tiki bewegte sich immer noch gleichmäßig und ohne Störung mit 348 Kilometern pro Stunde Richtung Westen, was jedoch nur am Radar abzulesen war. Falcon fragte sich, ob es hier immer so ruhig war. Die Wissenschaftler, die das Datenmaterial der Sonden analysiert hatten, sprachen von den Kalmenzonen des Jupiters, sie hatten vorhergesagt, der Äquator sei das ruhigste Gebiet. Damals hatte Falcon solchen Prognosen äußerst skeptisch gegenübergestanden. Er hatte einem ungewöhnlich bescheidenen Wissenschaftler zugestimmt, der schlicht gemeint hatte: »Es gibt keinen Jupiterexperten.«
    Nun, am Ende dieses Tages würde es zumindest einen geben, vorausgesetzt, er lebte so lange.
     
    An Bord der Garuda löste Flugleiter Buranaphorn seinen Gurtverschluß und schwebte gemächlich von seinem Steuerpult weg. Wenige Augenblicke später glitt seine Ablösung, Budhvorn Im, elegant zwischen die Gurte. Budhvorn Im war eine zierliche Frau aus Kambodscha in Uniform des Indo-Asiatischen Weltraumdienstes und trug die Feuervögel eines Obersten auf den Schulterpailetten.
    »Bis jetzt ist es nicht einmal so spannend wie eine Simulation«, sagte Buranaphorn.
    »Sehr schön«, sagte Im. »Wollen wir hoffen, daß es so bleibt.« Sie checkte ihre Kollegen einen nach dem anderen, während die Lotsen der zweiten Schicht die erste ablösten.
    Im Bordfunk der Garuda knackte Captain Chowdhurys müde Stimme. »Brücke an Einsatzzentrale Kon-Tiki.«
    »Sprechen Sie, Captain«, erwiderte Im.
    »Mir liegt eine Anfrage vor, an Bord kommen zu dürfen. Und zwar von einem Patrouillenschiff der Raumkontrollbehörde, das gerade die Ganymed-Basis verläßt. Zwei Personen. Geschätzte Ankunftszeit um 19.23 Uhr unserer Zeit.«
    »Und der Grund für diesen Besuch?« fragte Im etwas verwirrt.
    »Hat man uns nicht mitgeteilt.« Er hielt inne, und sie hörte das Rauschen im Hintergrund. »Es wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß es sich um eine Anfrage handelt.«
    »Für die beiden Besatzungen ändert sich dadurch nichts, trotzdem riskiere ich nur ungern eine Positionsänderung während des Anlegemanövers.«
    »Dann soll ich die Erlaubnis also verweigern?«
    »Wenn sie wirklich an Bord kommen wollen, dann haben sie wohl einen Befehl«, sagte Im. Als Chowdhury nichts erwiderte, sagte sie: »Es hat keinen Sinn, sich unnötig Feinde zu machen.« Oder Chowdhury in alles einzuweihen, dachte sie. »Bitte betonen Sie gegenüber dem Captain noch einmal, wie heikel unser Auftrag ist. Und halten Sie mich auf dem laufenden.«
    »Ganz wie Sie wünschen.« Chowdhury schaltete sich aus.
    Im hatte keine Ahnung, wieso eine Patrouille während einer Mission auf die Idee kommen sollte, der Einsatzleitung der Kon-Tiki aufs Dach zu steigen, aber das Recht dazu hatten sie. Und ein Problem war eigentlich nicht zu befürchten. Nur ein Unfall beim Andockmanöver – was sehr unwahrscheinlich war – konnte die Verbindung zur Kapsel der Kon-Tiki unterbrechen.
    Erst als sie einen Blick auf die Fluglotsen warf, fielen ihr ein oder zwei angespannte Gesichter auf, besorgte Minen, die der gegenwärtige Stand der Dinge bei diesem Einsatz nicht erklären konnte.
     
    Spartas Bewußtsein von der dunklen Welt ringsum kehrte wie durch einen schmerzhaft rötlichen Schleier zurück. Sie horchte, bis sie sich über den Stand des Einsatzes im klaren war. Sie

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