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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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hörte, wie Im und Chowdhury die Ankunft des Patrouillenschiffs diskutierten. Damit hatte sie nichts zu tun. Es ging sie nichts an. Bald würde alles vorbei sein.
    Sie kramte in dem Röhrchen und zog eine weitere weiße Oblate heraus. Sie zerging köstlich süß unter ihrer Zunge …
     
    Sie ist nicht mehr ›Dilys‹, jetzt ist sie wieder Sparta. In ihrem engen, schwarzen Overall spürt sie die Kälte nicht, höchstens an den Wangenknochen und der Nasenspitze. Sie ist ein Schatten in der Dämmerung des Waldes. Ihr kurzes Haar ist unter der Kapuze ihres Overalls verborgen, nur ihr Gesicht liegt frei.
    Sie wartet, bis die Sonne aufgeht und den taufeuchten Wald in goldenes Oktoberlicht taucht. Der Geruch faulender Blätter erinnert sie an den Herbst mit Blake in New York, als alles auseinanderzulaufen begann.
    Der Geruch der Blätter, Fäulnis. Das gibt es nur auf der Erde und auf sonst keinem Planeten des Sonnensystems. Ohne Fäulnis kein Leben, ohne Leben keine Fäulnis. Waren SIE es wirklich gewesen, die dieses ungeordnete Leben geschaffen hatten? Auf dem Mars und der Venus war das Leben vertrocknet, eingefroren oder von heißem Säureregen weggespült worden. Nur auf der Erde hatte es in seinem eigenen Dreck Wurzeln geschlagen.
    Und jetzt breitet es sich schnell aus, um sich selbst immer einen Schritt voraus zu sein. Die Fäulnis macht sich auf zu den Planeten und den Sternen.
    Dieser gesamte widerliche Eintopf war ein Geschenk des Pancreators, wie SIE von den Prophetae genannt wurden. SIE, die dort draußen ›auf der riesigen Welt warteten‹, wie das Wissen es verkündete, die unter den ›in Wolken hausenden Boten‹ auf das ›Wiedererwachen‹ warteten, dessen Vorboten die Prophetae seien.
    Man hatte Sparta ausgewählt, sie gezwungen, das Zeichen zu tragen. Man hatte sie so konstruiert, daß sie die Boten in den Wolken aufspüren, sie hören, zu ihnen sprechen konnte, mit den Radioorganen, die man ihr auf dem Mars herausgerissen hatte, in der Sprache der Zeichen, die die Prophetae ihr beigebracht hatten und deren Erinnerung nur unvollständig wieder gelöscht worden war, nachdem man beschlossen hatte, sie nicht aufzunehmen.
    Die Sonne geht auf. Ein Kegel orangefarbenen Lichts dringt in den taubedeckten Wald ein und findet Spartas leere Augen, in denen es ein Feuer entflammt.
    Sie widersetzt sich unserer Autorität.
    Sich uns zu widersetzen heißt, sich dem Wissen zu widersetzen.
    Aber eigentlich war es der Freie Geist gewesen, der sich widersetzt und den eigenen Namen zum Gespött gemacht hatte. Diese Prophetae waren ihrem Ehrgeiz zum Opfer gefallen und blind gegenüber ihrer Tradition. Sie konnten einfach nicht begreifen, daß Sparta sich dem Wissen überlassen hatte und es in ihr zur Blüte gereift war, bis es schließlich aufgegangen war wie eine Feige, die zu lange am Ast hängt und platzt, bis ihr violettes Fleisch voller Samen hervorbricht. Sie waren zu dumm zu erkennen, daß sie besser geworden war, als sie ahnten, zu dumm zu erkennen, was aus ihr geworden war. Denn Sparta war die Wiedergeburt des Wissens.
    Als Sparta sich weigerte, dem falschen Weg der Prophetae zu folgen, hatten sie sich gegen sie gekehrt. Sie hatten versucht, das Wissen aus ihrem Kopf zu schneiden, es herauszubrennen und mit ihrem Herzblut abzulassen.
    Sie war ihnen entkommen. Denn all die Jahre hatte sie sich aus dem zerrissenen und verbrannten Fleisch, das man ihr gelassen hatte, wieder zusammengesetzt. Jetzt war sie härter und kälter, und nachdem es ihr gelungen war, sich wieder aufzurichten, tat sie, was getan werden mußte, was das Wissen, das sie selbst war, von ihr verlangte.
    Aber zuerst wollte sie diejenigen töten, die versucht hatten, sie zu pervertieren. Nicht aus Feindseligkeit. Sie hegte keine Gefühle für sie, sie war über das Stadium des Zorns hinaus. Aber die Dinge mußten sauberer, klarer werden. Es würde die Dinge vereinfachen, wenn sie diejenigen ausschaltete, die sie geschaffen hatten. Beginnen wollte sie mit Lord Kingman und seinem Haus voller Gäste.
    Danach blieb ihr noch genug Zeit, die beinahe menschliche Kreatur zu vernichten, die sie nach ihrem Plan ersetzen sollte. Diesen Falcon. Bevor er die falsche Botschaft in die Wolken tragen konnte.
    Von ihrem Versteck im Wald aus beobachtet sie, wie eine Gestalt auf Kingmans Terrasse erscheint. Wie ein Schattenriß steht das Haus im Licht der aufgehenden Sonne. Morgennebel zieht über Wiese und Farn und macht das Landhaus so unwirklich wie eine Kulisse.
    Sie

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