Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
bestimmt seinen Grund, wenn sie behauptete, dafür gesorgt zu haben, daß Howard Falcons Einsatz scheiterte. Trotzdem konnte er sie nicht einfach dem Commander übergeben und ihm sagen, daß sie endlich wieder zurück war, und seine Hände anschließend in Unschuld waschen. Dafür war viel zuviel geschehen, und viel zu schnell. Er mußte es auf seine Art erledigen.
    Einige Umstände sprachen für ihn. Durch seinen perversen Hang zu Sabotageakten war er noch geübter im Anschleichen als sie. Mit ein wenig Glück konnte er sie überraschen. Schließlich hatte sie keine Mühe gescheut, ihn zu warnen, obwohl sie gewußt haben mußte, daß er keine Ahnung hatte, wo sie sich versteckt hielt.
    Außerdem war sie krank. Aber ob ihr wahnwitziger Blick und ihr ausgezehrter Körper bedeuteten, daß sie ein weniger ernstzunehmender Gegner war, wußte er nicht.
    Langsam schob er sich durch den fast unpassierbaren Durchgang, bis er in der Nähe der nächsten Wartungsnische war. Die zugänglicheren Verstecke auf seiner Liste hatte er bereits nach ihr abgesucht. Aber das Risiko einer Entdeckung wäre dort für sie zu groß gewesen.
    Durch einen winzigen Spalt zwischen den elektrischen Sammelleitungen konnte er einen Blick in die Wartungsnische werfen, die von ein paar grünlich glimmenden Dioden schwach beleuchtet wurde. Dort drinnen regte sich nichts. Blake horchte, so gut er konnte, aber außer dem Sirren, Summen und Ächzen des Schiffes hörte er nur seinen eigenen Herzschlag und Atem.
    Er schob sich zentimeterweise vor, bis er halb in dem Hohlraum hing, in dem er sie zu finden hoffte.
    Seine einzige Warnung war der vollkommen unmotivierte Schrei der Verrückten. Sie kam mit gespreizten Krallen aus dem tiefen Schatten geflogen und kreischte dabei wie am Spieß. Sie hätte ihm die Kehle herausreißen können, wenn er durch diese Warnung nicht einen winzigen Augenblick Zeit gehabt hätte, ihr auszuweichen.
    Dann packte er sie am Handgelenk. Mit den ausgefahrenen Magnetdornen schlitzte sie ihm den Arm auf, aber er merkte es nicht. Mit den Unterschenkeln klemmte er immer noch in dem engen Durchgang, dadurch bekam er den Halt, den er brauchte.
    Blake hatte sie nach unten geschleudert, sie überschlug sich, warf Arme und Beine von sich, dann krachte sie mit gespreizten Beinen und dem Hintern voran gegen die Trennwand. Sie stieß wütend ihren fauligen Atem aus und wedelte schwach mit ihrem freien Arm, aber Blake rammte ihr seine Faust gegen das Kinn. Ihr Kopf wurde zurückgeschleudert und ihre Augen rollten nach oben.
    Sein Blut schwebte in kleinen Bläschen durch den Raum, die im grünen Licht schwarz wirkten. Es wurden immer mehr. Er umklammerte ihren ausgezehrten, verdreckten Körper mit seinen Armen und brach in Tränen aus. Schluchzend tastete er mit der unverletzten Hand, bis er die verdammte Luke gefunden hatte, die in den Wartungskorridor führte.
    Er hatte gehofft, sie nicht ausliefern zu müssen. Er wollte die Wahrheit von ihr erfahren und ihr anschließend dabei helfen, freizukommen.
    Zu spät. Er verlor immer schneller Blut. Er mußte sofort in die Klinik. Und sie drohte in seinen Armen zu sterben.

24
    Als die Dämmerung dann tatsächlich kam, brachte sie eine Wetterveränderung mit sich. Die Kon-Tiki war plötzlich dicht in wächserne Schneeflocken gehüllt, die die Sicht auf Null reduzierten. Falcon sorgte sich um das Gewicht, das sich möglicherweise auf der Ballonhülle ansammelte. Dann fiel ihm auf, daß die Flocken, die vor dem Fenster liegenblieben, sich rasch auflösten. Im ständigen Hitzeausstoß der Kon-Tiki verdampften sie sehr schnell wieder.
    Auf der Erde hätte er mit der Möglichkeit rechnen müssen, gegen etwas Festes zu stoßen. Diese Gefahr bestand hier nicht. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, daß es auf dem Jupiter Berge gegeben hätte, lagen sie noch Hunderte von Kilometern unter ihm. Und ein Zusammenstoß mit den treibenden Schauminseln wäre vermutlich kaum schlimmer, als würde er durch Seifenblasen fliegen.
    Trotzdem warf er zur Vorsicht einen Blick auf den horizontalen Radar. Was er dort sah, überraschte ihn. Verteilt über einen riesigen Abschnitt des Himmels vor ihm gab es Dutzende ausgedehnter klarer Echos, die offenbar vollkommen frei im Raum hingen. Falcon fiel ein Ausspruch ein, mit dem die ersten Flugpioniere eine Gefahr ihres Berufes beschrieben hatten: »Wolken voller Felsen.« Es schien eine treffende Beschreibung für das zu sein, was sich jetzt der Kon-Tiki in den Weg stellte.

Weitere Kostenlose Bücher