Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Ich versichere Ihnen jedoch, daß es keine Geheimnisse mehr geben wird, wenn ich erst mal dahintergekommen bin, was der Professor für sich behält.« Mays runzelte die Stirn, trotzdem hatte seine Attacke etwas Spielerisches. »Vielleicht sollten Sie das als offene Warnung auffassen, Sir. Ich beabsichtige, jeder Spur nachzugehen.«
»Für ein nicht existierendes Geheimnis wird es nicht allzu viele Hinweise geben.«
»Dr. Hawkins, Sie sind ein so … rechtschaffener Mann, ich bin sicher, Sie wären überrascht, was ich bereits alles entdeckt habe. Zum Beispiel, daß Professor Forster sowohl einen kleinen Eismaulwurf und ein Europa-U-Boot gekauft hat – Maschinen, die Ihrer Expedition Möglichkeiten verschaffen, die weit über die Ziele des geplanten Berichts hinausgehen.«
Hawkins war allerdings überrascht, und es gelang ihm nicht, das zu verbergen. »Woher wissen Sie das?«
Mays antwortete mit einer Gegenfrage. »Können Sie eine einfache Erklärung für diese seltsamen Einkäufe liefern?«
»Aber sicher«, sagte Hawkins, obwohl er beim besten Willen nicht wußte, wie man ihn in die Rolle dessen gedrängt hatte, der sich verteidigen muß. »Offenbar ist Amalthea nicht so, wie es aussah, als Professor Forster seinen Vorschlag eingereicht hat. Unterbodengeologie …«
»… könnte man auch mittels konventioneller seismographischer Abbildtechnik untersuchen. Hat man vielleicht sogar schon. Die Raumkontrollbehörde hat Amalthea seit über einem Jahr unter Überwachung«, sagte Mays. »Nein, Dr. Hawkins, Professor Forster hat mehr im Sinn als eine Untersuchung der Oberfläche Amaltheas oder ein Bild von seinem Innern. Er sucht nach etwas … etwas, das unter dem Eis begraben liegt.«
Hawkins lachte. »Die verschüttete Zivilisation jener uralten Astronauten vom Kreuz des Südens, meinen Sie etwa das? Sie haben viel Phantasie, Sir Randolph. Vielleicht sollten Sie Abenteuerviddies schreiben und keine Dokumentarberichte.« Die Entgegnung entsprang eher jugendlichem Leichtsinn. Zu Hawkins’ offenkundigem Entsetzen machte Marianne aus ihrer Verachtung keinen Hehl …
Noch Tage später konnte Mays sich ein Lächeln des Triumphes nicht verkneifen, wenn er an diesen Augenblick zurückdachte. Als Hawkins kurz darauf den Tisch verließ, hatte er gerade genug von seiner Würde wiedergewonnen, um sich eine Entschuldigung einfallen zu lassen. »Jeder kann sehen, daß du mit Sir Randolph mehr zu besprechen hast, als mit mir«, hatte er zu Marianne gesagt. »Es wäre unhöflich von mir, mich länger aufzudrängen.«
Sie hatten tatsächlich mehr miteinander zu besprechen. Viel mehr.
TEIL
2
ÜBERFAHRT NACH GANYMEDE
8
Zwei Wochen zuvor …
»Sie hatten recht. Ich kann nicht zulassen, daß Blake und die anderen sich dort draußen abrackern. Ich bin vielleicht die einzige lebende Person, die weiß, was zu tun ist.«
»Ich hatte recht?« Über Lindas ruhiges Gesicht huschte ein amüsiertes Lächeln. »Habe ich Ihnen das alles erzählt?«
Linda nickte. »Vermutlich.« Das schwache Lächeln blieb.
Sparta lief nervös auf ihrer Zimmerseite auf und ab, dabei klackten die Absätze ihrer Stiefel leise auf die polierten Dielen. »Vielleicht habe ich einen falschen Eindruck auf Sie gemacht. Ich bin heute nicht wegen der üblichen Sitzung gekommen.«
»Irgendwie habe ich das gespürt. Sie haben sich auch nicht gesetzt wie sonst immer.«
»Ich wollte Ihnen sagen, zu was ich mich entschlossen habe.«
»Und ich würde es gerne hören.«
»Ja … ja.« Sparta hörte auf, herumzulaufen, und blieb mit den Händen auf dem Rücken stehen. »Ich habe Vorbereitungen getroffen, um mich mit Forster zusammenzutun. Ein schnelles Beiboot wird mich nach Ganymede bringen. Die Planetenstellung ist fast ideal. Es dürfte ein wenig mehr als zwei Wochen dauern.«
Linda sagte nichts. Sie saß einfach nur auf ihrem Kiefernstuhl und hörte zu. Das Licht vom Fenster her war wechselhaft, es veränderte sich rasch mit den schnell vorbeiziehenden Wolken vor der Sonne, so daß Spartas und Lindas Schatten auf dem Fußboden und den lackierten Wänden größer und wieder kleiner wurden.
»Und es gibt noch ein paar weitere … Einzelheiten«, sagte Sparta.
»Die Sie mit mir besprechen möchten.«
»Richtig. Worüber wir vorher schon gesprochen haben.«
»Wir haben über eine ganze Menge Dinge gesprochen.«
»Insbesondere über … das Menschsein. Was es heißt, Mensch zu sein.«
»Oh.«
»Nun, ich glaube nicht, daß ich das für Sie definieren kann –
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