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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Leute, die über die Kirche die Nase rümpften und dafür gekreuzigt wurden –, aber das waren nur die Sturmtruppen. Die Hälfte dieser Leute gehörte nachts zu den Prophetae, tagsüber waren sie jedoch Kardinäle.« Er hielt inne und sah, wie sie ihn anlächelte. Er mußte lachen und schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Eigentlich wolltest du die Geschichte erzählen.«
    »Wahrscheinlich kennst du mehr Einzelheiten als ich. Es war die Alchimie, die es mir angetan hatte – all diese unentzifferbaren alchimistischen Texte, die bis in die Römerzeit zurückreichen und die weder als Theorie noch als Handlungsanweisung einen Sinn ergeben … Aber schließlich erkannte ich, daß sich darin echte Traditionen wie in einer Streulinse brachen, schreckliche Traditionen.« Dann begann sie zu rezitieren, ihre Stimme bekam einen monotonen Tonfall:
     
    Sei gegrüßt, wunderbare himmlische Lampe
    Strahlendes Licht der Welt. Hier
    bist Du vereint mit dem Mond, dort
    entstehen die Bande des Mars, und die Vereinigung
    mit Merkur … Sobald diese drei
    sich dereinst nicht zu Regenwasser
    sondern zu Merkurwasser aufgelöst haben werden
    zu jenem unserem gesegneten Saft
    der sich selbst auflöst und genannt wird
    das Sperma der Philosophen
    Und nun eilt er sich zu binden und mit der jungfräulichen
    Braut zu verloben …
    und so weiter.
     
    »Bist du dahintergekommen, was es bedeutet?« fragte Blake.
    »Seit neolithischen Zeiten hatte dieser Kult Sternentempel erbaut – in den alchimistischen Schriften verbergen sich diese Tempel hinter dem Begriff alembic, dem verschlossenen Reaktionskessel – und bei der Weihe dieser Gründungen töteten die Anhänger des WISSENS ein Kinderpaar, ein Mädchen und einen Jungen, Zwillingsgeschwister, und verspeisten sie … wenn möglich, sollten es Kinder von Mitgliedern des Kultes sein. Die Zwillinge starben stellvertretend für den geistigen Führer.«
    »Sonst hätten sie ihn tatsächlich selbst verspeist?«
    »Oder sie«, antwortete Sparta. »Am Ende sollte schließlich nur noch eine Person übrigbleiben, die das männliche oder weibliche Prinzip in ihrem Körper vereint. Es war die Aufgabe des höchsten Kreises, dieses heilige und magische Geschöpf zum Leben zu erwecken. Dies hat der Freie Geist zu jeder Zeit versucht. Immer wieder hat er sich dabei der fortschrittlichsten Kräfte seiner Zeit bedient, um den perfekten Menschen zu erschaffen.«
    »Den Herrscher der letzten Tage«, sagte Blake.
    »Genau. Und du warst der erste, der mir von diesem Herrscher der letzten Tage erzählt hat – der, oder die, wenn es sich um eine Herrscherin handeln sollte, sich selbst opfern sollte, sobald einst der Pankreator aus den entferntesten Gefilden des Himmels zurückkehrt, vom Hauptstern im Sternbild des Crux, um die Prophetae zu erlösen.«
    »Ja, dieser Pankreator ist ein wahrhaft wohltätiger Gott«, sagte Blake. »Wie der Gott aus der Bibel. Ein eifersüchtiger Gott, der den Tod als Anzahlung verlangt.«
    Sparta sagte: »Das alte Symbol des Herrschers, dieser heiligen und perfekten Persönlichkeit, war die sich selbst verschlingende Schlange. Mit der Inschrift ›Wenn Du nicht Alles hast, ist Alles nichts.‹«
    »Alles wird gut werden«, brummte Blake.
    »Was ursprünglich den Menschen einen Rückhalt bot, haben sie zu etwas düsterem verdreht. Ich glaube, die Praxis des Zwillingsopfers endete erst im 18. Jahrhundert – als die moderne Wissenschaft ihre ersten Auswirkungen auf den Kult hatte – und spiegelt sich immer noch in den rituellen Mahlen von Rittern und Stammesältesten. Das Selbstopfer des Herrschers oder der Herrscherin hat angeblich aber keine symbolische Bedeutung …«
    »Aber seit wir die Meuterei auf der Kon-Tiki zerschlagen haben, haben wir von dem Freien Geist nicht mehr das geringste gehört«, sagte Blake. »Dieser Schlange haben wir den Kopf abgeschlagen.«
    »Sie sind gescheitert, weil sie das WISSEN falsch interpretiert haben. Sie haben eine Menge Fehler gemacht, als sie versucht haben, mich zu dieser Herrscherin zu machen. Ich habe sie dafür bestraft.«
    Er betrachtete sie, als hätte er plötzlich allen Mut verloren. »Was du mir gezeigt hast …?«
    »Ich hatte nicht die Absicht, mich zu opfern. Aber wenn ich mir alles noch einmal überlege, was man mir beigebracht hat und was ich seitdem gelernt habe, stelle ich fest, daß ich meinen Glauben an den Pankreator wiedergefunden habe. Der Pankreator ist Wirklichkeit. Und ich bin überzeugt, daß wir ihm oder ihr bald

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