Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Hause.« Sparta nickte Richtung Navigationsschirm. Im selben Augenblick leuchtete der Lichtpunkt des Schnellbootes auf, und der Schirm zeigte die schnell ansteigende Flugbahn eines startenden Schiffes.
»Was soll das alles?« wollte Forster wissen.
»Die Quarantäne auf Amalthea ist offiziell beendet«, sagte Sparta zu Forster. »Wir sind hier ganz unter uns, Professor. Ich muß Sie dringend unter vier Augen sprechen.«
Walsh unterbrach ihn, bevor er etwas erwidern konnte. »Ich kenne die offizielle Haltung in dieser Sache nicht, aber ich nehme an, sie ist von äußerster Wichtigkeit«, sagte Walsh, die bereits Tausende von Stunden auf dem Steuerdeck von Schnellbooten der Raumbehörde verbracht hatte. »Ich hoffe, Sie sind bereit, die Verantwortung für den Tod dieser beiden Leute zu übernehmen, Inspektor. Sie haben ihnen ihre einzige realistische Chance zum Überleben genommen.«
Sparta sah ihrer alten Bekannten ins Gesicht, die ihren Ärger nur deswegen zurückhalten konnte, weil ihre Disziplin größer war als ihr Stolz. »Ich werde die Verantwortung übernehmen, Jo. Wenn ich irgend etwas tun kann, um es zu verhindern, dann werden sie nicht sterben.«
In der behelfsmäßigen Klinik war kaum ausreichend Platz für die beiden Absturzopfer. Lockere Gurte verhinderten, daß sie in der nahezu nicht vorhandenen Schwerkraft von ihren Liegen schwebten; weit wären sie allerdings nicht gekommen, so sehr waren sie in einem Netz aus Schläuchen und Drähten gefangen, über die ihr Herzschlag aufgezeichnet wurde, ihre Gehirnfrequenz, die Lungenfunktion, der Kreislauf, das Nervensystem, Verdauung, die chemischen und hormonellen Vorgänge …
Neben Gewebsverletzungen litten Mays und Mitchell unter den Auswirkungen ionisierender Strahlung, der sie in einer kaum isolierten Kapsel während ihres mehr als achtstündigen Aufenthalts im Strahlengürtel des Jupiter ausgesetzt gewesen waren. Diese Verletzungen stellten ein größeres Problem dar als gebrochene Knochen, Fleischwunden oder durchtrennte Nervenbahnen.
Durch Schläuche von mikroskopisch feinem Durchmesser schleuste man vorgefertigte Moleküle in ihren Körper, wo sie wie Ambulanzen durch ihre Blutbahnen rasten. Einige waren natürliche Biochemikalien, andere waren winzige künstliche Konstruktionen, »maßgeschneiderte Nanocyten«, die nicht etwa durch Schneiden, Zupacken oder Surren funktionierten, also nicht wie Liliputanermaschinen, sondern durch das Auslösen von Katalysen, die den Aufbau und Zerfall sich verbindender Moleküle anregten. Zerschlissene Muskeln, Bänder und Organgewebe, zerrissene Nervenfasern und gebrochene Knochen wurden aufgespürt; schadhafte Teile wurden verschlungen; die Abfallprodukte nach Aufbaumolekülen durchsucht; Einsätze wurden gleich an Ort und Stelle aus dem Meer ausgewogener Nährstoffe konstruiert, in dem sie in unzählbaren Schwärmen natürlicher und künstlicher Proteine und Nukleinsäuren schwammen …
Sparta gesellte sich in der Klinik zu ihnen und blieb die ganze Zeit dort. Sie hatte die PIN-Dorne unter ihren Fingernägeln ausgefahren und in die Eingänge der Gerätemonitore gesteckt. Hinter ihrer Stirn untersuchte das dichte Gewebe ihres inneren Auges die Analysen, teils roch sie die komplexen Gleichungen, die sich ihrer mentalen Kontrolle unterzogen, teils sah sie auf dem Monitor ihres Bewußtseins vor sich. Von Zeit zu Zeit nahm sie winzige Änderungen an der chemischen Rezeptur vor.
Sechs Stunden vergingen – weniger als eine halbe Jupiterumrundung, denn Amalthea besaß jetzt weniger Masse und hatte sich nach und nach auf eine höhere, langsamere Umlaufbahn bewegt.
Die Monitore zur Überwachung der Lebenszeichen schalteten um auf Gelb: die Patienten waren außer Gefahr. Sie würden beim Aufwachen wund und erschöpft sein, und es würde einige Zeit dauern, bis sie sich an die Steifheit des reparierten Gewebes gewöhnt hatten, trotzdem befanden sie sich auf dem besten Weg zu neuer Gesundheit. Sparta hatte es gewußt, bevor die Monitore es verkündeten. Sie war bereits in die Kabine gegangen, die man ihr zugeteilt hatte, und schlief vor Erschöpfung wie bewußtlos.
Blake war bei ihr, als sie aufwachte. Es war auch seine Kabine.
Sie hatte noch immer ihren samtenen Umhang und die Hosen an, die sie seit ihrem Wiedersehen auf Ganymede am liebsten trug. In Blakes Augen hatte sie immer attraktiv ausgesehen, egal, ob sie ihren üblichen, glänzenden Faß-mich-nicht-an Anzug trug oder sogar einen Raumanzug, einen
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