Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Satz.
Norimow gab einem der Leibwächter ein Zeichen. »Besorg uns was zu trinken.«
Der Leibwächter öffnete einen Schrank und holte eine Flasche Scotch sowie zwei Gläser heraus. Er schenkte Norimow und Victor großzügig ein. Norimow packte das Glas mit festem Griff, gierig. Auf seinen Wangen zeigte sich ein roter Schatten, der von den gerissenen Kapillaren unterhalb der Haut stammte. Früher hatte er weniger getrunken.
Norimow hob das Glas. »Auf alte Verbündete.«
»Auf alte Freunde«, korrigierte Victor.
Norimow stürzte seinen Drink hinunter und grunzte zufrieden. Victor tat es ihm nach, nur ohne Grunzen.
»Das ist schön«, sagte Norimow. »Mit einem Freund zusammen trinken. Ich rede nicht oft mit Leuten, die keine Angst vor mir haben.«
»Ich verstehe gar nicht, wie man Angst vor dir haben kann.«
Norimow lachte. »Ja, na ja, vielleicht nicht vor mir, aber vor dem, was ich veranlassen kann. All diese Würmer, die jetzt für mich arbeiten. Keiner von denen weiß, wer ich vor zehn Jahren war, nicht einmal vor fünf Jahren. Die glauben, ich sei alt und träge. Ich glaube, niemand weiß, dass ich einmal anders war.«
»Ich weiß es.«
Sie sahen sich lange in die Augen. Victor öffnete seine Zigarettenpackung und zog mit den Zähnen eine heraus. Norimows Augen wurden ein kleines Stückchen größer.
»Ich dachte, du hast aufgehört.«
Victor riss ein Streichholz an und führte es zum Mund. »Habe ich auch.«
»Diese Dinger …«
»Ich weiß«, unterbrach ihn Victor. »Also sei still. Ich habe schon reduziert.«
»Nicht einmal Bond raucht mehr.«
Victor löschte das Streichholz mit Daumen und Zeigefinger und sog den Rauch der Zigarette ein. Er hob die Augenbrauen. »Wer?«
Norimow grinste kurz und gab den Blick auf seine gelben Zähne frei. »Bei wie viel stehst du im Moment?«
»Ich zähle nicht mit.«
»Früher schon.«
Victor nickte. Früher war es ihm wichtig vorgekommen.
Der Russe lächelte sarkastisch. »Gehst du immer noch in die Kirche, um deine Sünden zu beichten?«
Victors Stuhlleder knarrte. Er warf einen Blick auf sein Glas. »Wie lange soll ich denn noch auf das nächste warten?«
Norimow gab seinem Leibwächter ein Zeichen, der prompt die Gläser füllte. Sie nahmen beide einen Schluck. »Und, wie läuft das Geschäft?«
Er dachte einen Augenblick lang nach. »Ich könnte zuverlässigere Auftraggeber gebrauchen.«
»Ich würde dich gerne selbst beschäftigen. Aber für das, was ich dir für einen Abend bezahlen müsste, kann ich mir fast ein Jahr lang vier gute Männer leisten. Wer Masse hat, kann gut auf Klasse verzichten.«
Victor sah keinen Anlass zum Widerspruch. »Mittlerweile verlange ich sowieso viel mehr.«
Norimow lachte laut. »Warum überrascht mich das nicht?«
»Und bei dir, Alex? Wie geht es dem aufstrebenden Imperium? «
»Ich bin der einzige ehrliche Kriminelle hier in der Stadt. Siehst du, was mir das eingebracht hat?«
Victor nippte am Whisky. »Was macht die entzückende Eleanor? «
Norimows Züge wurden hart. »Ist tot«, sagte er tonlos.
»Was ist passiert?«
»Sie war krank.«
»Krank?«
»Die Ärzte dachten, es sei nichts Schlimmes. Und als sie es dann gemerkt haben, war es zu spät.«
»Das tut mir leid.« Tat es auch.
»Danke.«
»Sie war eine wunderschöne Frau.«
Norimow wandte sich ab. »Am Schluss nicht mehr.«
Für einen Moment herrschte lastende Stille im Raum. Victor sagte kein Wort. Er fühlte sich zwar unwohl, aber es wäre ordinär gewesen, jetzt Belanglosigkeiten von sich zu geben.
Da brach Norimow das Schweigen. »Nimmst du immer noch dieses Zeug?«
»Nicht mehr.«
Der Russe lächelte und seufzte anschließend, als wäre er traurig, dass das Gespräch schließlich doch auf das Unvermeidliche zusteuerte. »Ich nehme an, das ist kein reiner Höflichkeitsbesuch. «
»Irgendjemand will mich umbringen.«
Der Russe lächelte. »Müsste das nicht eigentlich andersherum sein?«
»In der Tat«, meinte Victor. »Ich habe mir ein paar Feinde gemacht.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass das in deiner Branche in die Kategorie Berufsrisiko fällt.«
»In diesem Fall ist es ein bisschen komplizierter. Ich brauche deine Hilfe.«
Verwunderung mischte sich in Norimows Mienenspiel. » Du brauchst meine Hilfe?« Victor nickte. »Dann muss es ernst sein.«
»Ist es auch.«
»Was kann ich für dich tun?«
»Du sollst ein paar Nachforschungen für mich anstellen.«
»Ich habe aber schon vor dir aufgehört, für sie zu arbeiten.
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