Codewort: Dumpernik (German Edition)
sonst so mutige Bella – ein gruseliger Brauch!
Deshalb waren die Kinder sehr froh um den sicheren Platz in der Trafik. Sie knackten Nüsse und aßen Mandarinen, ohne zu ahnen, dass ihnen doch ein Gang durch das Krampus-Treiben bevorstand. Es hatte mit Kommissar Zufall zu tun – aber das begriff die Fährtenbande erst später.
Die Trafiktante brachte einen Nachschub an Nüssen. Außerdem teilte sie kleine Schoko-Nikolos aus. „Obwohl ich fast sicher bin, dass ein Krampus passender wäre“, schmunzelte sie. „Bestimmt heckt ihr wieder etwas aus.“
Bella hob den Reifen, um auf die versammelte Vernunft zu schwören. In diesem Augenblick klopfte es heftig gegen die Scheibe. Alle wandten sich um – in Erwartung, dass ein Krampus Einlass begehre. Doch es war die völlig aufgelöste Frau Maier, eine Freundin der Trafiktante. „Mein Lupo“, jammerte sie. „Er ist perdü! Ohne sein Mäntelchen! Beim Heiligen Georg, wenn er nur nicht erfriert!“
Es dauerte eine Weile, bis die Kinder den Sachverhalt verstanden. Lupo war ein Rehpinscher, also ein Hund. Frau Maier hatte ihn kurz in den Garten gelassen. Gleich darauf hatte sie ihn aufgeregt bellen gehört. Als sie ihren Liebling wieder hatte hereinholen wollen, war und blieb er verschwunden.
„Jetzt beruhige dich erst mal“, sagte die Trafiktante und schenkte der dicken Frau Maier einen Likör ein. Jasmin schaute Bella, Sami, Nora und Clemens fragend an. Sie erhielt ein dreifaches Nicken als Antwort, und das reichte ihr. „Wir werden Ihren Lupo suchen“, verkündete Jasmin. „Keine Sorge, es ist ihm bestimmt nichts passiert.“
Frau Maier seufzte. „Also gut. Diese Aufregung! Mein Herz! Hier sind ein paar Leckerlis, Lupo ist ganz wild darauf. Und wenn ihr ihn nicht findet – Notruf ... Polizei!“
Sie ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen, und die Fährtenbande brach auf.
Wenn auch mit gemischten Gefühlen.
„Ich habe nicht genickt, ich habe nicht genickt!“, schimpfte Clemens auf dem Weg zu Frau Maiers Garten.
Bella fuhr ihn an: „Hör auf damit! Sag mir lieber, ob du das Logoglas eingesteckt hast.“ Sie meinte damit Clemens’ Lupe. Und gab ihrem Bruder dadurch ein neues Stichwort für seine Nörgelei.
„Nein! Ich konnte ja nicht wissen, dass wir, von Krampussen gejagt, einen Schoßhund aufspüren müssen!“ Tatsächlich bogen soeben mit wildem Kettengerassel ein paar Krampusse um die Ecke. Die Fährtenbande rettete sich mit einem Satz über Frau Maiers Zaun. Die Krampusse hatten sie zum Glück nicht bemerkt und zogen grölend vorbei.
Die Kinder atmeten auf. Sie suchten im Schnee nach Lupos und womöglich auch anderen Spuren.
„Es ist zu dunkel“, sagte Nora. „Wir brauchen Taschenlampen.“
„Und das Logoglas“, ergänzte Jasmin. „Da sind seltsame Stapfen. Es muss ein Tier sein, ein ziemlich kleines. Und es wechselt zwischen aufrechtem und Vierfüßler-Gang.“
„Hä?“ Sami war verwirrt.
Nora und Bella waren bereits wieder auf der anderen Seite des Zauns. „Hier geht die Fährte weiter. Und dazwischen und daneben – das sind Lupos Pfotenabdrücke.“
Aufgeregt folgten sie der Spur, die durch die Siedlung in Richtung Perneck führte. Dann aber verwischte sie sich – es waren schon zu viele Leute hier gewesen. Die Kinder überlegten. Sie riefen laut Lupos Namen und: „Mmmh, es gibt Leckerlis!“ Sie erreichten aber nur, dass ein Krampus auf sie aufmerksam wurde.
„Wir nehmen den Schleichweg zu mir nach Hause“, rief Bella. „Dort holen wir das Logoglas und Taschenlampen und kommen zur genauen Spurenanalyse wieder her.“
Es wurde ein richtiger Spießrutenlauf. Letztendlich aber waren die Kinder doch schneller als die Krampusse in ihren schweren Fellkostümen und erreichten heil die Fährestraße.
„Warum nur habe ich das Gefühl, dass wir schon die ganze Zeit genau in die richtige Richtung laufen?“, murmelte Sami vor Bellas Wohnblock.
„Vielleicht, weil ich hier wohne, du Klugbolzen“, sagte Bella schnippisch. Sie öffnete die Tür. Um in derselben Sekunde, so wie auch die anderen vier, zu erstarren.
Durch das Stiegenhaus ertönte Hundegekläff!
Jasmin fasste sich als Erste. „Hat hier jemand einen Rehpinscher?“, fragte sie Bella und Clemens. „Denn so kläfft nur ein Rehpinscher!“
Bella schüttelte langsam den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste.“
Die Kinder sahen sich ahnungsvoll an. Auf Zehenspitzen schlichen sie in den ersten Stock. Und wirklich: Das Kläffen kam aus der Wohnung des Dumperniks,
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