Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
stellte Saddam weiter chemische Waffen her und setzte sie wiederholt gegen seine Gegner ein. Im März 1991 flogen Mi-8-Hubschrauber über die Städte Nadschaf und Karbala hinweg. Mit dem Reizgas CS und dem Nervenwirkstoff VX wurden Tausende schiitischer Aufständischer getötet, die Vorposten der irakischen Polizei und das Hauptquartier der Ba’ath-Partei angegriffen hatten. Saddam hielt sein Arsenal gut gefüllt. Dokumente enthüllten 2003, dass der Irak nach dem Krieg gegen den Iran 21.000 chemische Gefechtsköpfe gelagert hatte – während der Zeit der UN-Sanktionen.
Trotz uneinheitlicher Signale von der Regierung Obama und anhaltendem Desinteresse der Presse ist die Zahl und Vielfalt der Massenvernichtungswaffen, die im Irak gefunden wurden, gestiegen , statt zurückzugehen. Noch einmal: Falls die WikiLeaks-Dokumente zutreffen, wurden Saddams Massenvernichtungswaffen nicht zerstört, sondern nur zerstreut. Diese Waffen befinden sich derzeit in den Händen von al-Qaida. Seit dem Einmarsch im Irak 2003 haben US- und Koalitionstruppen über 500 Chemiewaffen lokalisiert und vernichtet. In der Mehrzahl handelte es sich dabei um 155-mm-Artilleriegranaten. Die meisten enthielten Abarten des Hautkampfstoffes HD – Senfgas. Doch es wurden auch VX, Sarin, Tabun und Cyclosarin gefunden und fortschrittliche Binärwaffen, chemische Fliegerbomben, Mörserprojektile, Zerstäuber und in Massenproduktion hergestellte Substanzen entdeckt und vernichtet.
Es ist davon auszugehen, dass sich auch all diese Waffensysteme in den Händen der al-Qaida befinden.
Wie kam es dazu? Wie konnte es geschehen, dass diese Waffen der al-Qaida in die Hände fielen? Im Chaos der US-Invasion im Jahr 2003 verlor Saddam Hussein die Kontrolle über seine Regierung und die verstreuten Geheimlager, in denen er seine Massenvernichtungs-und Chemiewaffen untergebracht hatte. Als die amerikanischen Truppen über die Grenze in den Irak strömten, vergruben Angehörige von Saddams Geheimdiensten über 10.000 verwendungsfähige chemische Gefechtsköpfe. Als der irakische Widerstand zusammenbrach, wurde Osama bin Laden mitgeteilt, wo sich diese geheimen Verstecke befanden. Der ließ die Waffen abholen und woanders verstecken. Ein Teil der Munition wurde heimlich durch Pakistan und den Iran geschmuggelt und dann in der Nähe von bin Ladens unterirdischem Schlupfwinkel in Tora Bora in Afghanistan gelagert.
Erst am 22. und 23. Februar 2008 ließ Osama bin Laden mit Chlorgas bestückte Lkw-Bomben in Bagdad detonieren. Das waren Testläufe für den Einsatz ähnlicher Waffen in US-amerikanischen Großstädten. Die Auswirkungen, so schrecklich sie waren, enttäuschten die al-Qaida-Führung. Bei aufeinanderfolgenden Anschlägen wurden etwas mehr als 100 Menschen durch Giftgas und Druckwellen getötet oder verwundet. Bin Laden hatte auf Tausende Opfer gehofft. Die Bombenattentäter der al-Qaida setzten sich zurück ans Reißbrett, um noch verheerendere Waffen zu entwickeln.
Die WikiLeaks-Dokumente und die Ereignisse der letzten 36 Monate lassen erstens vermuten, dass Saddam sein chemisches Arsenal nicht zerstört hat, und zweitens, dass al-Qaida mit dem aus irakischen Beständen geerbten und selbst in geheimen Laboratorien hergestellten Material eigene Chemiewaffen herstellt. Statt zu verhindern, dass Massenvernichtungswaffen in die Hände von Terroristen fallen, hat die Invasion des Iraks im Jahr 2003 vielmehr die Beschaffung, Herstellung und Verwendung von Chemiewaffen durch al-Qaida beschleunigt. In einem bissigen Artikel der britischen Zeitschrift The Spectator vom 2. April 2007 brachte die Journalistin Melanie Phillips das Debakel um die Massenvernichtungswaffen auf den Punkt:
„Die Republikaner lassen die Finger von diesem Thema, weil es die Unfähigkeit der Bush-Regierung bei der Neutralisierung der Gefahr durch irakische Massenvernichtungswaffen offenbaren würde. Die Demokraten rühren nicht daran, weil damit bewiesen wäre, dass Präsident Bush ursprünglich zu Recht in den Irak einmarschiert ist. Es ist eine Achse der Peinlichkeit.“
Wenn der Zweck der amerikanischen Intervention im Irak darin bestand, die Gefahr durch Saddams Massenvernichtungswaffen auszumerzen, ist dieser Schuss ganz furchtbar nach hinten losgegangen.
Offensichtlich besteht eine maßgebliche Diskrepanz zwischen öffentlicher Wahrnehmung, Medienberichten, Eingeständnissen der Regierung und den Fakten vor Ort. Für Regierung und Medien ist das Mantra „Wir haben nichts
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