Codex Alera 06: Der erste Fürst
trat vor, um jedes Einzelne so gnädig zu töten, wie sie konnte, als plötzlich ein anderer Schatten die Decke über ihr verdunkelte. Eine Gestalt aus Stahl fiel zu Boden und zerdrückte mit ihrem Gewicht das Kroatsch unter ihm.
Araris’ Klinge sauste blitzschnell durch ein Vord, dann durch ein zweites, bevor sie langsamer wurde und der stahlhäutige Ritter sich langsam im Nest umsah und die sechs toten oder sterbenden Fangschrecken betrachtete. Dann richtete er sich auf, und sein Schwert baumelte ziemlich schlaff an seiner Seite, als er sich umwandte, um Isana anzustarren.
»Es tut mir leid, Liebster«, sagte Isana lächelnd. »Ich bedaure, dass du mit ansehen musstest, wie ich etwas so Undamenhaftes tue.«
Araris Valerians Mund verzog sich zu einem langsamen, ruhigen und sehr erfreuten Lächeln. Dann schüttelte er sich etwas und erledigte den Rest der Fangschrecken, während Männer in der Rüstung von Legionares – bei allen Elementaren, in der Rüstung der Ersten Aleranischen Legion! – hinter ihm durch das Loch gepurzelt kamen.
»Komm mit mir, Herrin«, sagte Araris. »Wir haben nicht viel Zeit. Eine Mannschaft kommt herunter, um dich und die Verwundeten hinaus und nach Kaserna zu bringen, und eine andere versucht, Fürst Placida zu finden, aber die Zeit wird knapp.«
Amara kämpfte sich unbeholfen auf die Beine. »Warum? Was geht vor?«
Araris ging zu Fürst Antillus hinüber. »Die Erste Aleranische Legion kann jeden Moment überrannt werden.«
»Die Erste Aleranische Legion«, sagte Isana. »Wenn die Erste Aleranische hier ist, Araris, wo ist dann mein Sohn ?«
Durch das Loch über ihnen ertönte ein Wutschrei voll so schierer Bosheit und Verachtung und derart rohem, brodelndem Hass, dass Isana vor seiner Heftigkeit zurückzuckte. Der Schrei gab ihr das Gefühl, dass jemand seine langen, schmutzigen Fingernägel unter die Haut ihres Rückens gerammt und sie langsam und gehässig über ihre Wirbelsäule gezogen hätte.
Isana wurde sich bewusst, dass die Männer um sie herum sehr still geworden waren und in die Richtung dieses abscheulichen Geräuschs starrten.
»Wo schon?«, fragte Araris leise, mit noch immer vor metallischer Schärfe surrender Stimme. Der Schwertkämpfer wies mit einem raschen Wink seiner Waffe an die Decke und setzte hinzu: »Er kämpft gegen das .«
54
Tavi rollte sich rein instinktiv nach rechts ab, und einen Augenblick später durchschnitt das Schwert der Königin die leere Stelle, an der er sich eben noch befunden hatte. Ihr Windstrom war gewaltig und kraftvoll, und die heftige Verwirbelung, die ihr folgte, reichte beinahe aus, um ihn abstürzen zu lassen.
Als er das Gleichgewicht wiederlangt hatte, war die Königin nicht mehr zu sehen. Der canimgewirkte Nebel verdeckte schon längst den Boden, und angesichts der Geschwindigkeit, mit der sie sich fortbewegten, waren sie füreinander jeweils nur blitzartig einen Augenblick lang durch den Dunstschleier sichtbar. Aber Tavi konnte die Königin hören, oder zumindest ihre Anwesenheit. Das dumpfe, hohle Tosen ihres überstarken Windstroms wurde im Nebel richtungslos und schien von überallher zu kommen. Aber Tavi wusste, dass sie dort draußen irgendwo war und ihn umkreiste.
Hervorragend.
Tavi begann auf der Stelle zu schweben, streckte die Hand aus und beschwor in rascher Folge drei Feuerkugeln herauf. Sie erschienen mit einem unverhältnismäßig lauten Knall, gefolgt vom Zischen des Nebels, der verdampfte. Sie kamen nicht einmal in die Nähe der Vordkönigin, doch das sollten sie auch gar nicht.
Die Vordkönigin stieß erneut ein feindseliges, zorniges Kreischen aus, das einem einen Schauer über den Rücken jagte – und immer lauter wurde. Sie kam direkt auf Tavi zu. Tavi schwang sein Schwert in ein paar raschen Kreisen und überprüfte seine Tasche, um sich zu vergewissern, dass er bereit war.
Die Königin erschien: Plötzlich blitzten verschwommen weißes Haar, funkelnde schwarze Augen und ein Umhang auf, den der Wind so ausbreitete, als wären es Flügel. Sie beschleunigte und kam mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf Tavi zu, und er hob das Schwert, als ob er vorhätte, Klinge an Klinge gegen sie anzutreten.
In allerletzter Sekunde schleuderte er eine Feuerkugel auf sie – während sie genau dasselbe tat. Die beiden Kugeln hielten einander auf, und es kam zu einer ohrenbetäubenden Explosion roter und grüner Flammen. Die Vordkönigin kam hindurchgestürzt, und die schwindenden Reste der Explosion
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