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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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würde die vom Krieg verursachte Verwüstung und der schreckliche Preis, den das Volk von Alera in Form von Schmerz, Trauer und Verlust zahlen musste, sie in keiner guten Verfassung zurücklassen. Wie sollten sie in der Lage gegen das Chaos ankämpfen, das der Auflösung der großen Elementarin zwangsläufig folgen musste? Ein Volk, das schon trunken vor Gewalt und Krieg war, würde noch immer im Blutrausch und in Raserei und damit blind für jeden anderen Weg sein.
    Als ihnen die Feinde ausgingen, übten sie ihre Fähigkeiten aneinander. Natürlich hatten sie das getan. Sie hatten ja nichts anderes gekannt.
    Wie sollte er das verhindern? Sollte er seinem Volk einen anderen äußeren Feind bieten, auf den es seinen Zorn richten konnte? Tavi warf einen Blick in Richtung des Canimlagers und erschauerte. Er dachte an Doroga und Hashat – und Kitai. Der Magen drehte sich ihm um.
    Das durfte er nicht zulassen. Ein derartiger Kampf würde nicht schnell vorübergehen. Der Blutdurst einer ganzen Generation von Aleranern im Krieg würde nur zeitweise gestillt werden, und am Ende würde das nichts ändern. Sie würden sich gegeneinander wenden.
    Gaius Octavian, der junge Erste Fürst von Alera, saß allein da und beschritt im Geiste die möglichen Wege. Er ballte die Fäuste und hoffte vergebens, dass ihm eine Antwort einfallen, dass ihn plötzlich Gewissheit durchströmen würde.
    Aber das geschah nicht. Mit einem Wort und einer wilden Handbewegung löschte er die Elementarlampen im Zelt.
    Niemand sollte den Ersten Fürsten weinen sehen.

12

    Amara und Fürstin Veradis befanden sich im Sinkflug auf den vorgelagerten Kommandoposten der Legionen, die rings um Riva lagerten, wo die Banner mehrerer Hoher Fürsten die Gegenwart der stärksten Mächte des Reichs verkündeten. Ein nervöser junger Fürst aus Placida, der für die Luftsicherheit verantwortlich war, hätte sie beinahe versengt, bevor sie auch nur Gelegenheit bekommen hatten, ihm das passende Losungswort zu sagen. Amara war gezwungen gewesen, die volle Kraft ihres Luftstroms ins Gesicht des jungen Mannes umzulenken, so dass er und der Trupp Ritter Aeris in seiner Begleitung beinahe vom Himmel gepurzelt wären. Das war die traditionelle Methode unter Fliegern, um äußerstes Missfallen über die Dummheit eines Mitfliegers auszudrücken, da es eine demütigende und unbehagliche, aber im Allgemeinen harmlose Zurechtweisung darstellte.
    »Du bist wirklich eine ganz erstaunliche Windwirkerin, Gräfin«, sagte Veradis. Die junge Heilerin hatte auf Amara immer wie eine Frau von großer Selbstbeherrschung gewirkt, aber heute haftete ihrem Sprachrhythmus etwas Nervöses, Gehetztes an. »Um ehrlich zu sein: Ich glaube, noch nicht einmal mein Vater beherrscht seine Kräfte so präzise.«
    »Ich bin Fliegerin. Dein Vater verfügt über mehrere andere Elementarkräfte, in denen er sich üben muss, und hat eine Stadt zu verwalten.«
    Veradis gab keine Antwort, und Amara verfluchte ihre gedankenlose Bemerkung. Der Hohe Fürst Cereus hatte gewiss keine Stadt mehr. Ceres war eine Erinnerung, seine Bewohner ein Haufen von versprengten, in alle Winde verstreuten Flüchtlingen, sofern sie überhaupt überlebt hatten. »Was ich sagen wollte«, sagte Amara leise, »ist: Danke, Fürstin.«
    Veradis bedachte sie mit einem angespannten Nicken, als sie aus dem Kreis aus Elementarlampen heraustraten, der den Landebereich bildete. Andere Flieger strömten nach. Amara sah Fürst und Fürstin Placida landen, ein Paar, das gar nicht zueinander zu passen schien: Er war ein vierschrötiger, unansehnlicher, klotziger Mann, der eher nach einem Schmied oder Holzfäller als nach einem Hohen Fürsten von Alera aussah. Sie war hochgewachsen, königlich, eine außergewöhnlich schöne Frau mit langem rotem Haar, das nur notdürftig von einem langen Zopf gebändigt wurde. Eine feurige Intensität ging von ihr aus. Beide trugen Legionsrüstungen und waren mit Schwertern bewaffnet. Sie trug eine schmale Duellklinge, während Fürst Placidus ein monströs großes Schwert an einem Gurt über einer Schulter schleppte, eine Waffe, die dazu taugte, Garganten oder mittelgroße Bäume mit einem einzigen Hieb zu fällen.
    »Gräfin Calderon«, sagte Fürstin Placida. Als andere Flieger zur Landung ansetzten, eilte sie aus dem Landebereich und nickte Amara und Veradis zu. »Veradis, hallo, mein Kind. Gräfin, hast du irgendeine Vorstellung, was hier vorgeht?«
    »Fürstin Aria, Fürstin Isana ist gefangen genommen

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