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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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finden?«
    »Ich bin mir da noch nicht sicher«, sagte der Professor, »aber der Mann reist wohl meistens über Kopenhagen, wenn er in Europa unterwegs ist. Wenn das stimmt, dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir können ihn möglicherweise in Kopenhagen finden. Falls nicht, müssen wir nach Island.«
    »Nach Island?«
    »Wir folgen dem Codex Regius . Falls Sigmundur ihn hat, ist er auf dem Weg nach Island.«
    »Was … Wie sollen wir aus Berlin herauskommen?«
    »Hast du einen Führerschein?«
    »Nein, ich bin noch nie Auto gefahren.«
    »Ich habe auch keine große Erfahrung damit«, sagte der Professor und zog einen Autoschlüssel aus seiner Tasche. »Aber die liebe Elsa hat gesagt, ich würde mich schnell wieder daran gewöhnen.«
    »Elsa? Elsa Bauer?«
    »Sie hat ihren Wagen ein paar Straßen weiter geparkt, falls wir in Schwierigkeiten geraten sollten. Sie hat gesagt, ich darf ihn nehmen, wenn ich keinen anderen Ausweg mehr weiß. Der Tank ist voll.«
    Frau Bauers Auto war ein schwarzer Volkswagen. Der Professor brauchte eine geraume Zeit, um sich auf ihn einzustellen, aber als er endlich mit der Kupplung zurechtkam, verlief die Fahrt relativ reibungslos.
    »Ich bin seit Gittes Tod nicht mehr Auto gefahren«, sagte er und ließ im gleichen Augenblick die Kupplung zu schnell kommen; das Auto machte einen solchen Satz, dass ich mit dem Kopf gegen das Dach stieß.
    Wieder wunderte ich mich, wie gut er sich in Berlin auskannte. Er steuerte das Auto kreuz und quer, aber zielstrebig durch ruhige Straßen aus der Stadt hinaus, bis wir die ländlichen Vororte im Ostteil der Stadt erreichten, und bald befanden wir uns auf den wenig befahrenen Landstraßen im Osten Deutschlands. Hier gab es keinerlei Straßenbeleuchtung mehr, und nur die Scheinwerfer des Autos wiesen uns den Weg nach Norden. Ich fragte ihn nicht mehr danach, wie er uns über die dänische Grenze bringen wollte. Die Polizei musste doch inzwischen herausgefunden haben, dass wir dort lebten und wahrscheinlich dorthin zurückkehren würden. Ganz gewiss hatten sie die Grenzpolizei alarmiert. Ich gab mir Mühe, den Gedanken, dass man wahrscheinlich inzwischen sowohl in Dänemark als auch in Island von der Fahndung wusste, zu verdrängen. Falls dem Professordies Kopfzerbrechen bereitete, brachte er es jedenfalls nicht zur Sprache. Seine Gedanken kreisten wohl einzig und allein um den Codex Regius und die verschollenen Seiten der Lücke.
    »Wenn man es richtig bedenkt«, sagte ich, »ist es vielleicht ja eine gute Sache, wenn der Codex Regius wieder auf dem Weg nach Island ist?«
    Wir waren lange über eine holperige Schotterstraße gefahren. Wir hatten keine Karte dabei. Ich wusste nicht, wie gut er sich in dieser Gegend Ostdeutschlands auskannte, hätte mich aber um kein Geld in der Welt getraut, ihn danach zu fragen. Durch das angenehme Ruckeln des Autos war ich ziemlich schläfrig geworden, und auch das Motorengeräusch wirkte recht einlullend. Der Professor sagte mir, ich solle einfach ein Nickerchen machen, aber es gelang mir nicht, richtig einzuschlafen. All das, was auf unserer Reise passiert war, ließ mir keine Ruhe – Glockners Leiche, die Situation, in der der Professor und ich uns befanden, unsere Flucht.
    »Es ist nicht egal, wie mit dem Codex Regius verfahren wird«, sagte der Professor unvermittelt.
    Er bat mich, seine Schnupftabaksdose aus der Jackentasche zu holen und sie zu öffnen. Ich fasste in seine Tasche und fand die Dose. Als ich die Hand herauszog, sah ich, dass ich ein anderes, kleineres Döschen mit erwischt hatte.
    »Aus welcher willst du?«, fragte ich.
    Er sah aus den Augenwinkeln auf die Dosen.
    »Aus der mit dem Schnupftabak«, sagte er.
    Ich öffnete die Dose und hielt sie ihm hin. Er streckte die Hand aus, nahm sich mit den Fingerspitzen eine ordentliche Prise und sog sie schniefend ein. Ich schloss die Dose wieder.
    »Man kann sich diese Handschrift nicht einfach durch Kauf und Verkauf aneignen, so wie man mit Fisch handelt«,fuhr er fort, während er sich mit dem Zeigefinger unter der Nase herwischte. »Sie ist nicht das Eigentum von irgendwelchen Leuten. Seit dem Zeitpunkt, als sie in die Hände von Bischof Brynjólfur gelangte, gehört sie der ganzen Nation. Sie gehört den Isländern. Es darf nicht sein, dass sie gestohlen und irgendwohin verkauft wird, wo sie dann weiterverkauft und womöglich wieder gestohlen wird – ein einziger Teufelskreis.«
    »Wenn wir den Käufer in Island finden …«
    »Ich hoffe doch sehr, dass

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