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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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einiger Zeit fort, »viele Wochen, viele Monate lang. Dann ging der Krieg zu Ende, die Zeit verstrich, und später gelangte ich zu der Überzeugung, dass niemand mir glauben würde, dass alle denken würden, ich hätte das alles nur erfunden. Einige sind der Ansicht, dass ich eine Marionette der Nazis gewesen sei. Was sollte ich dazu sagen? Es gab da Leute, die nur zu gern glauben wollten, dass ich den Nazis das Buch auf einem silbernen Tablett präsentiert hätte. Dass ich ein doppeltes Spiel gespielt und mit ihnen kollaborierthätte. Wie hätte ich diese Leute überzeugen können? Wer hätte mir geglaubt?«
    Das Auto zuckelte in der Dunkelheit vorwärts. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich begriff diese Welt, an die er glaubte, in der er zu Hause war, nicht so richtig. »Besitzt jemand die Mona Lisa?«, fragte ich nach langem Schweigen. »Gehört sie nicht der ganzen Welt, auch wenn die Franzosen sie aufbewahren?«
    »Ich denke nicht so international wie du«, antwortete der Professor. »Nach meinem Verständnis wird sie immer in Italien zu Hause sein.«
    »Und der Codex Regius in Island.«
    »Nirgendwo anders. Diese Handschrift ist einzigartig auf der Welt, genau wie die Mona Lisa. Den Text gibt es in vielen Ausgaben, genauso wie es unzählige Nachdrucke der Mona Lisa gibt, aber es gibt nur ein Original, nur einen Codex Regius .«
    Von der Landschaft, durch die wir fuhren, war nichts zu erkennen, ich sah nur das Scheinwerferlicht und das von ihm beleuchtete Stück der Straße, die uns aus Deutschland herausführen sollte.
    »Wer ist dieser Sigmundur?«, fragte ich nach einigem Schweigen. »Was weißt du von ihm?«
    »Falls Glockner wegen des Codex umgebracht worden ist, befürchte ich, dass Sigmundur in großer Gefahr schwebt, ohne es zu wissen«, sagte der Professor. Da die Straße jetzt etwas besser war, gab er Gas und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Dann erzählte er mir, dass Sigmundur der Sohn eines Kaufmanns aus Reykjavík war, der das Geschäft seines Vaters geerbt und in den Bankrott getrieben hatte. Er hatte sich im Studium auf das Mittelalter konzentriert, konnte sowohl Griechisch als auch Latein und hielt sich für einen Experten in alten isländischen Handschriften, was der Professorjedoch sehr bezweifelte. Sigmundur sammelte Bücher und erbte die große Bibliothek seines Großvaters. Als das Geschäft nicht mehr florierte, eröffnete er ein Antiquariat. Der Professor sagte, dass Sigmundur sich mehrmals um eine Stelle an der Universität beworben hätte, aber immer abgewiesen worden sei. Er hatte Artikel in Zeitschriften veröffentlicht und merkwürdige Theorien über den Ursprung der Isländer aufgestellt, die völlig konträr zu den akzeptierten Erkenntnissen waren. Er hatte sogar ein Buch herausgegeben, in dem er seine Hypothesen darlegte, aber kaum jemand hatte sich dafür erwärmen können. Er war bekannt dafür, dass er die Dänen hasste, weil sie die Isländer jahrhundertelang unterdrückt hatten, und er war der Überzeugung, dass die Zeit von 930 bis 1262, in der man vom isländischen Freistaat sprach, Anfang und Ende der isländischen Blütezeit darstellte. Solche Zeiten würde es nie wieder in Island geben.
    »Er ist so ein typischer Eigenbrötler«, fügte der Professor hinzu. »Wenn es irgendjemanden gibt, der es originell finden würde, den Codex Regius nach Island zu schmuggeln, dann er.«
    »Würde er imstande sein, das Buch zu identifizieren?«
    »Ja, er hat es in der Königlichen Bibliothek mit eigenen Augen gesehen.«
    »Besitzt er dieses Geschäft in der Ingólfsstræti?«, fragte ich, denn ich erinnerte mich an ein Antiquariat dort, das ich manchmal besucht hatte, wenn ich durch die Stadt gebummelt war, und an ein altes, weißhaariges Männchen, das hinter Bücherstapeln hockte und Kinder, die sich in den Laden verirrten, rigoros aus dem Geschäft scheuchte.
    »Ja, genau da war Sigmundur, als ich das letzte Mal von ihm hörte«, sagte der Professor. »Er reist manchmal nach Kopenhagen und von da aus durch Skandinavien, nachDeutschland und in andere Länder und stöbert nach Büchern, aber soweit ich weiß, hat er nie etwas Bedeutendes gefunden.«
    Ein neuer Tag kündigte sich im Osten an. Der Professor am Steuer wirkte ungewöhnlich aufgekratzt, aber ich war todmüde und nickte immer wieder auf dem Beifahrersitz ein. Dabei gingen mir all die unfassbaren Dinge durch den Kopf, die sich ereignet hatten, seit ich mein Studium – falls man es denn ein Studium

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