Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
mit all ihren kleinen blauen Flecken und Kratzern zu Jaryd kommen sollten, damit er sich in der Heilkunst üben konnte. Ohne einen Ceryll fiel es Jaryd schwer, seine Kraft genügend auf die feineren Arbeiten zu konzentrieren, aber er wurde immer besser und gewann an Selbstvertrauen. Er spürte, wie seine Verbindung zu Ishalla intensiver wurde, und hieß diese Erneuerung willkommen wie ein gutes Essen nach Tagen erzwungenen Fastens.
Eines Morgens, während die Magier Fladenbrot, Käse und Trockenobst aßen, äußerte sich Jessamyn besorgt über das rasche Dahinschwinden ihrer Lebensmittelvorräte. Alle waren der Ansicht, sie sollten bei der nächsten Siedlung eine Rast einlegen und weitere Vorräte kaufen oder eintauschen. Es dauerte aber beinahe bis zum Mittag, bis sie endlich ein kleines Dorf erreichten, das sich dicht an die riesigen Bäume drängte und an dem ein schmaler Bach vorbeifloss. Sie bogen vom Weg ab und ritten auf die Siedlung zu, kamen aber nicht einmal bis zum Marktplatz. Als sie eine kleine Holzbrücke erreichten, die den einzigen Zugang zum Dorf bildete, fanden sie sich einer Gruppe von zwanzig oder dreißig Dorfbewohnern gegenüber, die alle bewaffnet waren. Sie griffen nicht an - wie hätten sie das auch tun können? Dreißig Männer und Frauen mit Äxten, Messern und Werkzeugen hätten gegen acht Magier nichts ausrichten können. Die Menschen konnten ihre Angst nicht verbergen, als sie dort auf ihrer Brücke standen. Aber keinem der Magier entging die Entschlossenheit und - es gab kein anderes Wort dafür - der Hass, der sich auf den grimmigen Mienen der Dorfbewohner abzeichnete. Ein kräftiger Mann, ein wenig älter als der Rest und mit einer schweren Doppelaxt bewaffnet, trat in die Mitte der Brücke und sprach die Magier an.
»Wenn ihr hier seid, um uns zu töten«, sagte er mit lauter, ruhiger Stimme, »dann werden wir euch bekämpfen bis zum Tod, obwohl wir wissen, dass es vergeblich wäre.« Er hielt inne und sah die Reisenden einen nach dem anderen an. »Wenn ihr aus einem anderen Grund kommt«, fuhr er fort, immer noch laut, aber eine Spur freundlicher, »dann verzeiht uns, aber wir möchten euch bitten weiterzuziehen und uns in Ruhe zu lassen.«
Für einen Zeitraum, der Jaryd wie eine Ewigkeit vorkam, reagierte niemand in der Magiergruppe, bis Jessamyn schließlich mit belegter Stimme sagte: »Wir gehen.« Sie wendete ihr Pferd ohne ein weiteres Wort und ritt auf den Hauptweg zurück, gefolgt von den anderen.
Die Magier kamen den Rest des Tages gut voran und legten nur eine kurze Rast ein, um etwas zu essen und ihre Pferde zu tränken. Aber nach ihrer Begegnung mit den Dorfbewohnern hatte sich ein Schatten über sie gelegt. Sie sprachen nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und keiner von ihnen schien die bemerkenswerte Landschaft wahrzunehmen, die sie durchquerten. Was Jaryd anging, so hörte er die Worte des Mannes mit der Axt wieder und wieder in seinem Kopf. Auch in Taima hatte er einer zornigen Menschenmenge gegenübergestanden, aber das hier war schlimmer gewesen. Die Leute in Taima hatten zumindest einen Anlass für ihren Ärger gehabt. Aber soweit Jaryd wusste, hatten die Bewohner dieses Dorfes hier im Wald keinen Schaden erlitten. Es waren keine Spuren von Feuer oder Blutvergießen zu sehen gewesen. Sie hatten sich, einfach geweigert, die Magier in ihr Dorf zu lassen. Die Gerüchte über die Korruption innerhalb des Ordens forderten einen noch höheren Tribut, als Jaryd befürchtet hatte. Spät an diesem Nachmittag kamen sie zur FlussdreieckTraverse, einer riesigen moosbedeckten Steinbrücke unterhalb der Stelle, an der der Saphirfluss und der Vier-FälleFluss in den Dhaalismin mündeten. Tausende von Jahren vor der Entdeckung der Magie durch Amarid und Theron errichtet, überspannte die Brücke den breiten Strom in einem hohen Bogen, dessen Anmut und Zartheit die riesigen Steine, aus denen er bestand, Lügen strafte. Die einzig sichtbaren Stützen waren vier Plattformen, zwei an jedem Ende der Brücke, deren Gewicht die anderen Steine an Ort und Stelle hielt. Auf diesen Plattformen standen Statuen, die zwar verwittert waren, aber deutlich erkennbar Arick, Duclea, Leora und Tobyn darstellten. Eine Mauer aus kleineren Steinen, die bis zu Jaryds Oberschenkel reichte, zog sich als Geländer an beiden Seiten der breiten Brücke entlang. Es war ein Ehrfurcht erregender Anblick, beeindruckender als vieles, was Jaryd je gesehen hatte. Und dennoch, selbst das verscheuchte nicht
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