Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
zu wirken. »Versuche einfach, dich mit dem Pferd zu bewegen. Statt im Sattel herumzuhüpfen, wenn das Tier galoppiert, solltest du im Rhythmus mit deinem Pferd bleiben. Dein Körper wird sich zunächst nur schwer daran gewöhnen«, fügte der Magier grinsend hinzu, »aber es wird dir eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen.«
Jaryd verstand diese Dinge recht schnell, und er war froh festzustellen, dass der Wallach sofort auf seine manchmal verzweifelten Versuche reagierte, ihn zu lenken oder zum Stehen zu bringen. Aber er begriff auch schnell, dass selbst Trahns Hilfe und die Sanftheit seines Reittieres nicht viel gegen seine Unerfahrenheit mit Pferden und gegen die Tatsache halfen, dass sein Körper für die Qualen der Reise überhaupt nicht bereit war. Innerhalb einer Stunde, nachdem sie Amarid verlassen hatten, begannen die Muskeln in Jaryds Oberschenkeln, Hinterteil und Rücken vor Müdigkeit und Schmerz förmlich zu schreien. Zwei Stunden später, als die Gruppe eine kleine Rast einlegte und etwas aß, stellte Jaryd fest, dass er das Bein kaum hoch genug heben konnte, um abzusteigen. Und sobald er dann unten war, konnte er nicht mehr laufen. Also setzte er sich hin, direkt neben das Pferd, kaute auf einem Stück Räucherfleisch und fragte sich, warum er so sehr darauf versessen gewesen war, sich dieser Delegation auszuschließen.
Die Magier legten noch zweimal eine Rast ein, bevor sie schließlich endgültig Halt machten, um neben einem smaragdgrünen See im Hochland der Parnesheimberge ihr Nachtlager aufzuschlagen. Jaryd hörte, wie die anderen über die wunderbare Aussicht und die Schönheit des Gletschersees sprachen. Aber er, der immer noch auf dem Pferd saß, das bereits begonnen hatte, geräuschvoll das Berggras zu fressen, konnte sich nicht einmal dazu bringen hinzusehen. Er spürte nichts als die Schmerzen, die sich von seinen Beinen und vom Rücken in jeden Muskel seines Körpers ausgebreitet hatten, darunter in viele, deren er sich zuvor noch nie bewusst gewesen war. Selbst seine Verbindung mit Ishalla schien schwächer zu werden, gedämpft von seinem Schmerz und seiner Erschöpfung. Als er schließlich abstieg, sackte er einfach neben seinem Pferd auf dem Boden zusammen. Er konnte nicht laufen und war viel zu erschöpft, um etwas zu essen, und so lauschte er nur dem stetigen Kauen seines Pferdes und wartete darauf, dass der Schlaf ihn von seinem Elend erlöste.
»Wenn du dich auf den Bauch drehst, kann ich dir vielleicht helfen, deine Muskeln ein wenig zu entspannen«, hörte er jemanden sagen.
Er öffnete die Augen und sah, dass sich die Eulenweise über ihn beugte und ihn mitleidig, wenn auch ein wenig amüsiert ansah. Langsam und unter noch größeren Schmerzen drehte er sich um. Jessamyn kniete sich neben ihn und legte ihm die Hände auf den Rücken. Sofort spürte Jaryd, wie ihre Kraft in seinen Körper eindrang, warm und beruhigend wie die Sommersonne.
»So ein erster Ritt kann sehr schwer sein«, sagte sie mitleidig. »Der Mangel an Erfahrung führt oft zu großen Schmerzen, aber mit der Zeit wird es besser werden.«
»Ich weiß«, krächzte Jaryd mühsam. »Ich hätte es mir nur nicht so schlimm vorgestellt.«
»Ich habe eigentlich mit dem Pferd gesprochen«, entgegnete Jessamyn trocken.
Und es sah so aus, als könnte er immer noch lachen, obwohl das ebenfalls furchtbar wehtat.
Die Weise bearbeitete ihn weiter, vielleicht eine halbe Stunde lang, und bewegte ihre Hände geschickt und sicher über seinen Rücken und die Beine. Der Schmerz verschwand nicht vollkommen, ließ aber nach, bis er nur noch ein mattes Ziehen war. Als Jessamyn fertig war, konnte Jaryd wieder laufen, wenn auch ungeschickt, und er stellte fest, dass er gewaltigen Hunger hatte. Nachdem er etwas gegessen hatte, kroch er zu einer Stelle nahe dem Feuer und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen fühlte er sich besser, aber nur für eine kurze Zeit. Nach einem leichten Frühstück stiegen alle wieder in den Sattel. Und mit dem ersten ruckartigen Schritt des Pferdes kehrten Jaryds Schmerzen zurück.
Die Qualen dieses zweiten Tages schienen, wenn das auch kaum zu glauben war, die des ersten noch zu übertreffen. Das Bergland blieb rau, und sie ritten länger als am Vortag. Wieder heilte Jessamyn am Abend Jaryds schmerzende Muskeln, und wieder erholte er sich genug, um essen und schlafen zu können, nur um feststellen zu müssen, dass seine Schmerzen zurückkehrten, sobald der Ritt am nächsten Tag
Weitere Kostenlose Bücher