Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Boden. Nun war es nicht mehr so erheiternd zuzusehen, und er wandte sich ab, als sie starb. Dadurch sah er sofort das perlige Licht von Peredurs Ceryll, als der Erste der Weisen das Wäldchen betrat. Sobald Jessamyn geschrien hatte, hatte er erwartet, dass die anderen kommen würden. Aber nicht so schnell. Er konnte nichts anderes tun, als Peredur ebenfalls zu töten.
»Jessamyn?«, hörte er den alten Mann mit vor Sorge bebender Stimme rufen. Dann entdeckte der Eulenmeister ihn und eilte vorwärts. »Sartol. Hast du vielleicht gesehen -« Peredur erstarrte, gelähmt von dem Anblick von Jessamyns Leiche auf dem Boden. Sartol ließ dem alten Dummkopf keine Zeit, Alarm zu schlagen. Er schloss die Augen für eine Moment, um Huvan, die gerade auf seine Schulter zurückgekehrt war, einen Gedanken zu übermitteln. Sofort stürzte sich die große Eule auf Peredur. Der Magier zuckte zusammen, und in diesem Augenblick änderte Huvan den Kurs und packte die kleine Eule des Ersten mit den Krallen. Sie ließ sich mit ihrer Beute auf einem nahe gelegenen Ast nieder, riss mit einer schnellen Drehbewegung ihrer kräftigen Füße den Kopf des kleineren Vogels ab und begann gierig zu fressen.
»Es sieht so aus, Peredur, als würdest du dich nun den Reihen der Unbehausten zugesellen«, meinte Sartol spöttisch. »Ich hatte gehofft, dass auch Jessamyn zu euch stoßen würde, aber leider ist ihr Vogel entkommen.«
Der Erste versuchte, den anderen eine Warnung zuzurufen, aber diesmal war Sartol schneller. Wieder ballte er die Faust und schnitt damit den Atem des alten Mannes ab. Dann brachte er beide Fäuste zusammen und machte eine Drehbewegung, die der von Huvan nicht unähnlich war, mit der sie Peredurs Eule getötet hatte. Der Kopf des Ersten wurde zur Seite gerissen, sein Genick brach, und er sackte neben der Frau, die er geliebt hatte, zusammen. Noch während er fiel, konnte Sartol allerdings hören, wie die anderen auf die Baumgruppe zugerannt kamen. Alayna und Badens Gör, nahm er an. Die Ereignisse gerieten beängstigend schnell außer Kontrolle; er konnte doch nicht alle Mitglieder der Delegation töten? Oder doch? Wenn er allein war, konnte ihm kein Magier im gesamten Orden mehr etwas antun. Er konnte die Delegation töten, sich selbst ein paar hässliche, aber harmlose Wunden zufügen und alles Theron in die Schuhe schieben und behaupten, nur durch Glück dem Tod entgangen zu sein. Jaryd und Alayna stellten keine Bedrohung dar: Sie hatte gerade erst begonnen, ihre Kraft zu entwickeln, und der Junge hatte nicht einmal einen Ceryll. Die einzig wirkliche Gefahr ging von Baden und Trahn aus, weil sie stets zusammen unterwegs waren, aber er war ziemlich sicher, dass er auch mit ihnen zurechtkommen würde. Sollte sich Orris allerdings mit ihnen zusammentun ... nun, daran wollte Sartol lieber nicht denken.
Die jungen Magier hatten ihn beinahe erreicht; er konnte das lila Licht des Cerylls sehen, den er Alayna gegeben hatte. Er musste eine Entscheidung treffen. Als er sich umsah, begriff er, dass er kaum eine Wahl haben würde. Huvan war immer noch damit beschäftigt, Peredurs Vogel zu fressen; die veränderte Fackel lag neben den Leichen der Eulenweisen und ihres Ersten am Boden. Er war unvorsichtig gewesen, er hatte seinen eigenen Plan ruiniert, und nun würde er die jungen Magier töten müssen, vielleicht auch die anderen. Aber mit ein wenig Glück würde das nicht geschehen. Wieder einmal würde er nach einer Gelegenheit Ausschau halten müssen.
Jaryd und Alayna stürzten durchs Unterholz und blieben ein paar Schritte von ihm entfernt stehen. Er sah ihre entsetzten Gesichter, als sie entdeckten, was sie vor sich hatten. Es begann, in großen, schweren Tropfen zu regnen. »Sartol, was ist passiert?«, fragte Alayna atemlos, und sie konnte den Blick nicht von den Leichen von Jessamyn und Peredur abwenden.
Arme Alayna, dachte er erheitert, du wirst tot sein, bevor du begreifst, wie sehr ich dich verraten habe. »Du hast sie getötet, nicht wahr?«, fragte Jaryd herausfordernd und starrte ihn an. Der Junge hatte Mut, das musste Sartol zugeben, obwohl nicht viel dahinter war. »Jaryd!« fauchte Alayna. »Wie kannst du das auch nur denken?«
»Deshalb!«, entgegnete Jaryd und zeigte zu Huvan und dem blutigen Kadaver von Peredurs Vogel. »Das ist die Eule des Ersten, die Huvan getötet hat, nicht wahr, Sartol?« Alayna starrte den Vogel ungläubig an. »Sartol?«, sagte sie beinahe schluchzend.
»Hast du auch nur die geringste
Weitere Kostenlose Bücher