Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
mächtiger oder reicher Mann, sondern nur ein einfacher Ladenbesitzer. Theron tobte vor Eifersucht und begann, diesen Mann zu hassen. Er zwang ihn, die erniedrigendsten Dinge für ihn zu tun, und er beschimpfte und verfluchte ihn ununterbrochen.
Eines Tages begegneten sie einander wieder, und bevor Theron den Mann noch zwingen konnte, irgendetwas zu tun, bot ihm der Mann seine Dienste an und verlieh seinem Kummer darüber Ausdruck, dass seine Liebe zu dieser Frau dem Eulenmeister solchen Schmerz bereitete.
Er meinte es zweifellos gut, aber das war zu viel für Theron. Zerrissen, wie er ohnehin war, weil diese Frau einen anderen ihm vorzog, machten ihn das Mitgefühl und das Mitleid seines Rivalen nur noch zorniger.
>Ich brauche nichts von einem Wurm<, tobte er. >Lass mich allein !< Und mit diesen Worten, und in seinem Zorn, wandte Theron, vielleicht ohne es wirklich zu wollen, seine Kraft gegen den Mann. Kurz darauf, noch bevor Theron begriff, was er getan hatte, brachte der Mann sich um.
Die Kunde von diesem Vorfall breitete sich rasch in der Stadt aus und weckte die alten Ängste vor der Magie und jenen, die sie anwendeten. Beinahe alle in Rholde forderten Rache, aber sie fürchteten den Eulenmeister zu sehr, um sie selbst auszuüben. Stattdessen schickten sie Botschaften an Amarid und den Rest des Ordens und forderten, dass Theron bestraft werden sollte. Und als auch andere in Tobyn-Ser von diese Vorfall hörten, schlossen sie sich den Forderungen an.
Die Diskussion, was aus Theron werden sollte, dominierte die nächste Versammlung, und die lang währende Fehde zwischen Theron und Amarid erreichte ihren Höhepunkt. Kein Ordensmitglied war bisher bestraft worden, also hatten die Magier noch nie darüber nachgedacht, wie man mit einer solchen Situation umgehen sollte. Alle waren allerdings der Ansicht, dass man Theron die Möglichkeit geben sollte, sich zu verteidigen, und dass Amarid als der Älteste des Ordens die Anklage führen müsse.
Theron erhob sich also und stützte sich dabei schwer auf seinen Stab. Es heißt, er habe zwar hager und bleich ausgesehen, und die meisten berichteten, er sei seit der letzten Versammlung sehr gealtert, aber seine wohlklingende Stimme erregte immer noch die Aufmerksamkeit aller.« Baden erhob sich, stützte sich auf seinen Stab, wie er es in Bezug auf Theron beschrieben hatte. Und als er dann weitersprach, kam es Jaryd so vor, als hätte sich seine Stimme verändert, als wäre sie noch tiefer geworden, aber mit einer Spur von Zorn und Wahnsinn, die nicht zu Baden selbst gehörte. Er war zu einer Erscheinung geworden, verkörperte diesen lange verstorbenen Eulenmeister.
»Ich bedauere zutiefst, was in diesem Frühjahr in Rholde geschehen ist«, begann Baden leise mit Therons Worten, und er sah nicht mehr seinen Schüler an, sondern den Boden vor sich. »Ich wollte dem armen Mann nichts tun, und ganz sicher wollte ich nicht, dass er sich umbrachte.« Er hielt inne, blickte sich am Feuer um, und Jaryd konnte dort beinahe die anderen Magier sehen, die sich versammelt hatten, um Theron anzuhören. »Aber werde ich nun bestraft, weil ein paar Leute in Rholde und anderen Teilen von Tobyn-Ser Vorurteile gegen unsere Fähigkeiten haben? Werde ich nun bestraft, weil diese Narren es verlangen? Wir hier in diesem Orden sind etwas Besonderes. Wir haben die Magie gemeistert. Wir sind keine Diener der Unwissenden, und wir lassen uns auch von ihren Schwächen nicht beeinflussen.« Die Stimme des Eulenmeisters wurde lauter, seine Gesten lebhafter, als er nun weitersprach. »Wenn ich bestraft werde, weil ihr, meine Mitmagier und -meister, es selbst so wünscht, nun gut, dann soll es so sein. Ich werde euer Urteil hinnehmen. Aber wenn ihr nur handelt, weil andere es von euch verlangen, dann muss ich euch fragen: Haben wir diesen Orden gegründet, um uns selbst zu regieren oder um von anderen regiert zu werden? Dieser bedauerliche Vorfall hat von uns allen seinen Preis gefordert; vergrößern wir die Tragödie nicht noch mit Fehlurteilen und schlecht durchdachten Taten.« Baden richtete sich auf, und als er weitersprach, geschah es wieder mit seiner eigenen Stimme. »Theron hatte die Zuhörer in seinen Bann geschlagen, mit seiner wohlklingenden Stimme ebenso wie mit seinen Worten. Aber nun war es an Amarid zu sprechen.«
Wieder veränderte sich Badens Haltung. Er stand aufrechter, lehnte sich weniger auf den Stab. Und als er fortfuhr, war seine Stimme nicht mehr die von Theron. Nun war er
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