Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Amarid, mit weniger vibrierendem Ton, aber ebenso entschlossen, und voller Weisheit und Macht.
»Gut gesprochen. Wahrhaft gut gesprochen. Du warst immer sehr gut, wenn es ums Reden ging, nicht wahr, Theron?«
»Ja«, erwiderte Theron eisig und tauchte dazu für einen kurzen Augenblick wieder in Badens Haltung auf. »Das denke ich schon.«
»Ein sehr guter Redner«, wiederholte Amarid, »und ebenso draufgängerisch. Diesmal hast du es wirklich geschafft, Theron.« Der Sarkasmus verschwand aus Badens Stimme - oder war es Amarids? Jaryd war so in der Geschichte versunken, dass er das nicht länger unterscheiden konnte. Der Eulenmeister klang müde und enttäuscht, als er mit Amarids Rede fortfuhr. »Das hier ist keine leichte Aufgabe für mich.«
»Da bin ich sicher«, schnaubte Theron verächtlich.
»Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, alter Freund«, erwiderte Amarid, und dann hob er die Stimme, um alle Anwesenden zu erreichen. »Alle hier in diesem Kreis wissen, dass Theron und ich nicht immer miteinander zurechtgekommen sind. Aber wir standen uns einmal nahe, und wir haben diesen Orden zusammen aufgebaut. Das ist keine Kleinigkeit. Er ist arrogant und schwierig, aber er ist mein Freund. Heute reden wir hier allerdings nicht nur über Therons Zukunft, sondern auch über die Zukunft des Ordens und der Magie. Die Älteren unter euch werden sich erinnern, was es bedeutet, ein Ausgestoßener zu sein, weil ihr Macht hattet. Wir waren alle einmal Ausgestoßene, verbannt aus unseren Heimatdörfern und -städten, weil die Menschen dieses Landes uns und unsere Magie fürchteten. Die Jüngeren unter euch werden sich nicht daran erinnern, weil dieser Orden inzwischen das Vertrauen der Menschen von Tobyn-Ser gewonnen hat, indem er ihnen diente: mit Heilungen von Wunden und Krankheiten und indem wir ihre Streitigkeiten schlichteten. Ich werde nicht zulassen, dass wir uns durch die Launen der Menschen einschränken lassen oder Geiseln ihrer Unwissenheit werden. Aber wir müssen uns ihr Vertrauen erhalten und ihre Angst lindern. Wir sind ebenso Bewohner dieses Landes wie sie, und letzten Endes sind wir seinen Gesetzen ebenso unterworfen. Therons Verbrechen - und ja, er hat ein Verbrechen begangen - muss bestraft werden. Weniger zu tun würde dem Orden Schande bereiten. Weniger zu tun würde uns wieder zu Ausgestoßenen machen.«
Erneut veränderte Baden seine Haltung und wurde abermals zu Theron. »Nun«, begann der Eulenmeister, »wer ist hier arrogant? Amarid erzählt uns allen, was wir zu tun haben und was dieser Orden sein soll. Den Menschen dienern, wiederholte er verächtlich. »Seit wann dienen die Starken den Schwachen? Seit wann unterwerfen sich die Weisen den Dummen? Ich werde mir diese Absurditäten nicht länger anhören.«
»Und dann«, erzählte Baden wieder mit seiner eigenen Stimme, »drehte sich Theron um und wollte den Hain der Begegnung verlassen. Aber Amarid hielt ihn auf, und als auch andere Magier verlangten, dass er bleiben sollte, darunter auch einige der jüngeren, die ihn in der Vergangenheit unterstützt hatten, begriff Theron endlich, wie groß seine Schwierigkeiten waren. Wenn die jüngeren Magier nicht zu ihm hielten, hatte er keine Chance.
Der Orden debattierte hitzig bis tief in die Nacht hinein. Amarid und die älteren Magier und Meister waren gegenüber Therons Anhängern immer in der Überzahl gewesen, und einige in der letzteren Gruppe waren aufgrund des Vorfalls in Rholde verunsichert. Jene, die den Eulenmeister immer noch unterstützten, sprachen sich störrisch für Milde aus, aber am Ende setzten sich Amarid und seine Anhänger durch.
Lange nach Mitternacht rief man Theron wieder vor die Versammlung, und er lauschte trotzig, als Amarid seine Strafe verkündete. Er erklärte, Theron habe dem Orden Schande gebracht und gegen seine grundlegenden Prinzipien verstoßen, also würde der Eulenmeister am nächsten Morgen im ersten Tageslicht hingerichtet werden.
Theron stand vollkommen verblüfft da und konnte nicht glauben, was er gehört hatte. Und dann tat der Eulenmeister, der seinem Rivalen nicht zugestehen wollte, die Strafe auszuführen, etwas, was selbst Amarid nicht hatte voraussehen können. Er schloss die Augen, hob den Stab über den Kopf und wirkte den mächtigsten Zauber, den je ein Magier gewirkt hat.«
»Von dieser Nacht an«, rief Baden nun wieder mit Therons Stimme, und er nahm die Haltung an, die er gerade beschrieben hatte, und seine Worte hallten von den Gipfeln
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