Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
den Orden und schuf die Regeln, an die sich die Ordensmitglieder heute noch halten. Er begann mit vielem, was nun Tradition des Ordens ist, wie dem Tragen des grünen Umhangs und dass eine Feder als Zeichen eines Geschenks oder Dienstes zurückgelassen wird. Und«, fügte Jaryd mit einem schiefen Grinsen hinzu, in der Hoffnung, die Spannung ein wenig zu mildern, »er lebte ziemlich weit entfernt von Accalia.«
Baden nickte und lachte leise. »Das ist ein guter Anfang.« Aber dann sah er Jaryd erneut streng an, und sein Tonfall wurde wieder ernster. »Und was weißt du von Theron?«
Jaiyd erschauderte unwillkürlich. »Theron war ein abtrünniger Magier aus Amarids Zeit«, erwiderte er wachsam. »Was noch?«, wollte Baden wissen.
Jaryd holte tief Luft. »Er verfluchte den Orden. Therons Fluch.«
»Und worin besteht Therons Fluch?«
Baden starrte Jaryd nun direkt in die Augen, und Jaryds Mund war trocken geworden. »Ich ... ich bin nicht sicher«, stotterte er. »Es hat etwas mit Magiern zu tun, die sterben, ohne sich an einen Vogel gebunden zu haben.«
Baden nickte. »Gut.«
»Warum stellst du mir diese Fragen?«
»Warum hast du mich nach den Angriffen gefragt?«
Jaryd zögerte. »Wenn ich ein Magier werden soll, sollte ich begreifen, was innerhalb des Ordens vorgeht.«
Baden lächelte. »Und deshalb hatte ich dich nach Amarid und Theron gefragt. Jeder Magier sollte ihre Geschichte kennen, und bevor ich sie dir erzähle, wollte ich wissen, wie viel dir bereits bekannt ist.« Er starrte wieder ins Feuer. »Wusstest du, dass sie bei ihrer ersten Begegnung schnell enge Freunde wurden?«
»Amarid und Theron waren Freunde?«, fragte Jaryd zweifelnd.
Baden nickte. »Dann wird es dich auch überraschen zu hören, dass Theron der erste Eulenmeister war und dass viele ihrer Zeitgenossen glaubten, er - und nicht Amarid - sei auch der erste Falkenmagier gewesen.«
Jaryd saß schweigend da und versuchte zu verdauen, was Baden ihm erzählt hatte. In all den Geschichten über Amarid und die Gründung des Ordens, die er gehört hatte, beginnend mit jenen, die ihm seine Mutter erzählt hatte, als er noch ein Kind gewesen war, waren er diese Dinge nicht vorgekommen. Amarid war eine Gestalt von beinahe mythischen Ausmaßen. Er hatte die Magie entdeckt, er hatte den Orden verpflichtet, dem Land zu dienen. Zumindest war es das, was Jaryd gelernt hatte; und genau das hatte er auch vor nur ein paar Wochen an seine Schüler weitergegeben. Und Theron! Theron war die Hauptperson in den Alpträumen von Kindern im ganzen Land. Er hatte versucht, den Orden zu vernichten, und als ihm das nicht gelungen war, hatte er einen schrecklichen Fluch über alle Magier verhängt, die nach ihm kommen würden. Der Gedanke, dass Amarid und Theron Freunde gewesen waren, schien so unmöglich zu begreifen wie jener, dass tatsächlich Magier für die Angriffe auf die Dörfer verantwortlich sein sollten. Und das war es vielleicht, was Baden ihm hatte deutlich machen wollen.
»Ich erzähle dir diese Dinge«, fuhr der Magier nach einem Augenblick fort, »damit du dir, wenn du die Geschichte von Amarid und Theron hörst, darüber klar bist, dass einige der Dinge, an die du bisher fest geglaubt hast, falsch sein könnten.«
Jaryd setzte dazu an, etwas zu sagen, aber Baden hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen. »Ich verstehe, dass du diese Geschichten seit deiner Kindheit gehört hast. Ich will damit auch nicht sagen, dass es deine Schuld ist; ich möchte nur eine Verzerrung der Wahrheit wieder zurechtrücken.«
Baden hielt kurz inne und legte ein weiteres Stück Holz ins Feuer. Jaryd rutschte ein wenig hin und her und lehnte sich schließlich bequem an einen gewölbten Stein.
»In vielerlei Hinsicht«, begann Baden, und seine Stimme hatte wieder diesen tiefen, wohlklingenden Ton, an den Jaryd sich von dem Abend in der Küche seiner Eltern ein paar Wochen zuvor erinnerte, »ist die Legende von Amarid und Theron, wenn man einmal von der Geschichte von Lon und Tobyn absieht, vielleicht die wichtigste Legende in der Geschichte von Tobyn-Ser. Die Freundschaft dieser beiden Männer und ihr beklagenswertes Ende hat den Orden geprägt und beinahe zu seiner Zerstörung geführt. Es ist eine Geschichte, die so dramatisch und tragisch ist, als hätte Cearbhall selbst sie sich für die Bühne ausgedacht. Sie begegneten einander, als sie kaum mehr als Jungen waren, an einem Ort, der später als Hain der Begegnung bekannt wurde, zweihundert Meilen
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