Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Zimmer sauber und gemütlich. Es gab zwei schmale Betten, eines auf jeder Seite des Zimmers, und dazwischen ein Fenster mit Blick auf den mondbeschienenen Garten. Jaryd war erschöpft. Er wickelte sich in die warmen Decken und genoss den Luxus eines richtigen Bettes. Aber er musste feststellen, dass sein Kopf voll war von den Ereignissen dieses Tages, und zum zweiten Mal hintereinander konnte er nicht schlafen. Er lag lange schweigend im Dunkeln und fragte sich, ob Baden eingeschlafen war. Nach einiger Zeit hörte er die Betttücher auf der anderen Zimmerseite rascheln, als der Magier sich umdrehte, und er wagte eine Frage.
»Baden?«
»Du solltest lieber schlafen«, sagte der Magier leise.
»Ich kann nicht.«
»Und deshalb willst du mich ebenfalls wach halten?«
Jaryd schwieg. Schließlich hörte er, wie Baden sich abermals herumdrehte. »Ich kann auch nicht schlafen. Was geht dir denn durch den Kopf?«
Jaryd zögerte. »Wer, glaubst du, hat die Stadt angegriffen?«
»Du hast doch gehört, wie ich Cullen sagte, dass ich es nicht weiß.«
»Ich hörte, wie du Cullen sagtest, dass du eine Theorie hättest, aber nicht viel mehr«, sagte Jaryd ein wenig forscher. »Ich habe allerdings den Eindruck, dass du mehr hast als nur eine Theorie.«
Er hörte, wie der Eulenmeister leise lachte. »Aha. Und wie kommt es, dass du mich in so kurzer Zeit so gut kennen gelernt hast?«
»Wie ich dir schon an dem Tag sagte, an dem wir uns kennen gelernt haben«, antwortete Jaryd und lächelte im Dunkeln, »du bist meinem Vater ähnlicher, als es euch beiden vermutlich lieb ist.«
»Ah ja. Ich erinnere mich.« Und nach längerem Schweigen gab Baden endlich nach. »Ja, ich kann mir denken, wer Taima angegriffen und die anderen Verbrechen begangen hat, die dem Orden angelastet werden.« Wieder hielt er inne, und einen Augenblick später flackerte die Kerze neben dem Bett des Magiers auf, und Jaryd konnte Baden auf der Bettkante sitzen sehen. Sein Gesiebt sah im flackernden Licht noch hagerer aus als sonst. »Ich habe versucht herauszufinden, wer innerhalb oder außerhalb des Ordens vielleicht die Magier und Meister von Tobyn-Ser in Verruf bringen möchte«, erklärte Baden, und nun klang es ganz so, als wäre er sogar erleichtert, seine Gedanken endlich mit jemandem teilen zu können. »Mir fielen ein paar Ordensmitglieder ein, die vielleicht nicht mit allem zufrieden waren. Aber ich glaube nicht, dass irgendwer verbittert genug ist, so etwas zu tun. Und selbst wenn, dann sind sie nicht zahlreich genug, um die vielen Angriffe zu erklären, die überall im Land stattgefunden haben.« Bei diesen Worten starrte Baden in die Kerze, als hoffte er, den Schlüssel zu dem Geheimnis in der tanzenden gelben Flamme zu finden. Jaryd wagte nicht, sich zu rühren, befürchtete, dass jede Bewegung die Stimmung stören könnte, die zu dieser seltenen Offenheit seines Onkels geführt hatte. »Und dann fiel mir die einzige Person ein«, schloss der Magier, »die einzige Person, die sowohl Grund hätte, den Orden zu vernichten, als auch die Fähigkeit dazu.« Baden warf Jaryd einen Blick zu, der seinen Schüler beinahe erschreckte. »Ich habe noch niemandem davon erzählt, und selbst wenn wir die Versammlung erreicht haben, möchte ich nicht, dass du etwas davon ohne meine Zustimmung erwähnst. Ist das klar, Jaryd?«
Jaryd nickte. Sein Herz klopfte aufgeregt, weil er so begeistert war, dass der Meister ihn ins Vertrauen zog. Als Baden einen Augenblick später allerdings den Namen seines Verdächtigen aussprach, verschwand Jaryds Begeisterung und ließ nur kalte Angst zurück, die sich wie ein Stein in seine Magengrube senkte. Baden blies die Kerze aus, und Jaryd lag zusammengerollt unter der Decke, starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Dunkel und wusste, dass er den Magier lieber nicht gefragt hätte.
Cullen weckte sie, als es noch dunkel war, indem er die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und das Licht von einer Lampe im Flur hereinfallen ließ. »Es wird bald dämmern«, sagte er. »Wir haben euch Frühstück gemacht.«
Der Magier und sein Schüler standen rasch auf und zogen sich an. Jaryd hatte schlecht geschlafen, aber er war ebenso wie Baden darauf versessen, sich wieder auf den Weg zu machen. Als sie in die Küche kamen, stellten sie fest, dass Jaryds Rucksack mit Trockenobst, gesalzenem Fleisch, Käse, Fladenbrot und zwei Schläuchen mit Rotwein gefüllt worden war. Baden dankte Gayna und Cullen, und Jaryd tat dasselbe, nachdem er dem
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