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Coe, Jonathan

Coe, Jonathan

Titel: Coe, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die ungeheurliche Einsamkeit des Maxwell Sim
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Zwischenstopps in der kürzesten
Zeit wieder in England einläuft.
    Ein Rennen! Und der Sieger
dieses Rennens würde Chichesters Leistung übertroffen haben, weil den
Teilnehmern eine noch härtere Bedingung gestellt wurde - die
Nonstop-Umsegelung. War es - ganz abgesehen von der seemännischen
Herausforderung - überhaupt möglich, ein solches Martyrium seelisch zu überstehen?
Wie gesagt, ich war schon auf ein, zwei Jachten mitgesegelt. Ich kannte die
Kabinen: erstaunlich gemütlich, erstaunlich gut ausgerüstet, aber vor allem winzig klein. Noch viel kleiner als
mein kleines Kinderzimmer zu Hause. So lange Zeit auf so beengtem Raum
zubringen zu können, war für mich beinahe die beeindruckendste von Chichesters
Heldentaten. Es erschien mir unglaublich, dass diese Männer bereit waren, sich
viele Monate auf so wenig Raum zu beschränken, um sich herum nur Wasser.
    Wer waren diese Masochisten?
Nachdem ich ein paar Berichte in der Sunday Times gelesen hatte, war ich schnell zu der Überzeugung
gekommen, dass ein französischer Segler namens Bernard Moitessier der stärkste
der Konkurrenten war. Er war ein fantastischer Seemann - schlank, sehnig, mit
Haut und Haar dem Dasein des einsamen Entdeckers verschrieben. Seine
12-Meter-Jacht Joshua hatte er bereits durch die furchterregenden Gewässer des
Südpolarmeers und um das Kap Hoorn herum gesegelt und dabei den
fürchterlichsten Stürmen standgehalten. Am Rennen nahm er offenbar nur teil,
weil die Regeln ihm keine Wahl ließen: Die Sunday Times hatte ihren Aufruf so
geschickt formuliert, dass sich jeder Segler, der zwischen Juni und Oktober zu
einer Einhand-Weltumseglung aufbrach, um ihren Siegespreis bewarb, ob er wollte
oder nicht. Ich setzte auf Moitessier und überredete meine Eltern, mir eine
teure Hardcoverausgabe seines Buchs Sai ling to the Reefs zum achten Geburtstag zu
schenken. Das Buch war so dicht und poetisch geschrieben, dass ich am Lesen
nicht viel Spaß hatte, aber ich konnte mich stundenlang in die
Schwarz-Weiß-Fotos vertiefen - ein muskulöser Moitessier, der sein Boot durch
die Wogen trieb und sich behände wie ein Tarzan zur See durch die Takelage
seiner Jacht hangelte.
    Die anderen Teilnehmer am
Rennen, der Reihe nach vorgestellt, vermochten meine Fantasie nicht annähernd
so stark zu fesseln. Da gab es noch Robin Knox-Johnston, einen
achtundzwanzigjährigen Offizier der englischen Handelsmarine; Chay Blyth, einen
ehemaligen Army-Sergeant, ein Jahr jünger; Donald Crowhurst, sechsunddreißig,
Ingenieur und Manager eines britischen Elektronikunternehmens; Nigel Tetley,
Korvettenkapitän der Royal Navy, und noch vier weitere. Keiner von ihnen schien
in Moitessiers Liga zu segeln. Ein oder zwei waren noch nicht einmal erfahrene
Seeleute. Und dann geschah etwas, das einen Sinnes- und Sympathiewandel bei
mir bewirkte. Eines Tages brachte mein Vater eine Ausgabe der Teignmouth Post and Gazette von der Arbeit mit nach Hause
und zeigte mir eine Geschichte auf der Titelseite - in der erstaunlicherweise
zu lesen stand, dass einer der Teilnehmer des Rennens, Donald Crowhurst, nicht
nur beschlossen hatte, von Teignmouth aus loszusegeln, sondern sogar bereit
war, seine Jacht auf den Namen >Teignmouth Electron< taufen zu lassen.
(Als Gegenleistung für ein paar Sponsorenverträge mit lokalen Unternehmen, wie
sich später herausstellte.)
    Der Name des Mannes, der
Crowhurst überredet hatte, einem Städtchen, zu dem er eigentlich keinerlei
Beziehung hatte, diese Gunst zu gewähren, war Rodney Hallworth, ein ehemaliger
Gerichtsreporter aus der Fleet Street, jetzt in Devon ansässig als Presseagent
und beflissener Promoter von allem und jedem, das oder der Teignmouth in den
Augen der großen Welt zu mehr Profil verhelfen konnte. Aus den Geschichten, mit
denen er die lokalen und nationalen Zeitungen jetzt fütterte, malte ich mir ein
geistiges Bild von Donald Crowhurst als einer Art Superheld der Seglerei: Er
war ein unbeschriebenes Blatt und deshalb der faszinierendste und verlockendste
Kandidat des Rennens. Anscheinend war Crowhurst nicht nur ein gestandener
Seemann, sondern obendrein ein Elektronikgenie und begnadeter Designer, der
trotz seines späten Eintritts ins Rennen seinen Rivalen den Sieg vor der Nase
wegschnappen würde, weil er auf einem schnittigen, modernen, radikal
innovativen Fahrzeug Segel setzte, das nach seinen eigenen detaillierten
Vorgaben gebaut worden war - nichts Geringeres als ein Trimaran, ausgerüstet
mit einem einzigartigen

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