Coffee, Love & Sugar - Roman
wenn du von ein paar Abenteuern berichten kannst.«
»Küss Fernando von mir!«, sagte ich. Auf diese Bemerkung hin lachte Sugar laut los und legte auf.
Ich ließ meinen Blick durch die Wohnung wandern und wusste nicht, was ich machen sollte. Wochenlang war ich in Alcatraz eingesperrt gewesen, und jetzt hatte ich jede Freiheit der Welt in der Stadt, die niemals schlief, und war wie gelähmt. Es gab anscheinend zu viele Möglichkeiten. Ich nahm Ingwerbrötchen in die Arme und stellte die Glotze an. Es kam eine Sendung über indische Frauen, die schöne Saris anhatten und einen sarimäßigen Tanz aufführten. Es sah ziemlich spektakulär aus, und Ingwerbrötchen und ich schlossen uns ihnen an, als würden wir bei einer Frühsportsendung mitmachen.
Ich war gerade total mit Kopfwackeln und Hüfte-Hand-Trallala beschäftigt, als ich hinter mir Applaus hörte. In der Annahme, es wäre Luu-iies, zog ich die Mundwinkel hoch, drehte mich um und sagte: »He ...«, aber es war nicht Luu-iies, der vor mir stand. In einem T-Shirt mit der Aufschrift »BRAUN«, das allerdings grau war, stand ein Mini-Frank vor mir. Na ja, nicht haargenau ein Mini-Frank, aber eine viel jüngere, dünnere und irgendwie kleinere Version von Bio-Dad.
Ich wusste, wer er war – wusste er, wer ich war?
»Du musst Cyd Charisse sein«, sagte Mini-Frank.
»Ich weiß auch, wer du bist. Du bist Daniel!«
Er blickte mich etwas spöttisch an und sagte: »Hat Dad dir gesagt, dass ich so heiße? So werde ich nur bei Abschlussfeiern und in Arztpraxen genannt.«
»Hast du einen total süßen Spitznamen wie Junior oder Kleiner oder Racker?«, fragte ich.
Er sah noch verwirrter aus und sagte: »Nein, bezauberndes Wesen. Man nennt mich einfach Danny.«
Ich sprang auf das Sofa – ich habe keine Ahnung, warum –, um meinen Arm nach Dannys Hand auf der anderen Sofaseite auszustrecken und sie zu schütteln. »Du kannst Cyd oder Cyd Charisse zu mir sagen. Mein anderer Dad heißt auch Sid, deshalb reden mich die Leute zu Hause immer mit beiden Namen an, aber hier in Manhattan starte ich ja quasi mit einer völlig neuen Identität, also kannst du meinen richtigen Namen benutzen oder dir sogar einen ausdenken, wenn du möchtest.«
»Mag dich, kleine Schwester«, sang Danny vor sich hin. Er war umwerfend. Er kam auf meine Sofaseite herüber und sprang neben mir auf das Sofa, um meine Hand zu schütteln. »Schön, dich kennen zu lernen, geheime Frucht der Liebe.«
»Das ist aber nicht der Spitzname, den du dir für mich ausgedacht hast, oder?«
Danny lächelte und sagte: »Nein, Cyd Charisse. Wenn mir ein guter Name für dich einfällt, sag ich dir Bescheid.«
Ich wollte wissen: »Du bist nicht sauer oder irgendso was, weil ich hier bin?« In seine Augen zu sehen war, als würde ich in mein eigenes Spiegelbild blicken: dasselbe Dunkelbraun, seine Haare genauso tiefschwarz wie meine, seine Lippen genauso rubinrot. Doch im Gegensatz zu Echt-Dad Frank spürte ich bei ihm sofort – KNALL-PENG! – eine Verbindung. Wenn ich Frank ansah und unsere Ähnlichkeit bemerkte, fühlte ich mich weit weg – abgetrennt von mir selbst –, ein wenig betrogen und überhaupt nicht wohl. Bei meiner Familie in San Francisco weiß ich zumindest mehr oder weniger, wo ich hingehöre, auch wenn Josh genau wie Nancy aussieht (er ist total die angehende Prinz-William-Schönheit), Ash nach Sid-Dad kommt und ich auf den Familienfotos wie die Antwort auf die Frage »Was stimmt auf diesem Bild nicht?« aussehe.
Danny sagte: »Sauer? Nein! Warum sollte ich denn auf dich sauer sein wegen etwas, wofür du gar nichts kannst?«
Er ließ sich aufs Sofa plumpsen und deutete mir an, mich neben ihn zu setzen. Total unheimlich – als wir dann auf dem Sofa saßen, wechselten wir exakt im selben Moment in den Schneidersitz.
»Ich wusste schon seit Jahren von dir und wollte dich unbedingt kennen lernen! Schließlich hat Daddy mir dann letzte Woche von dir erzählt – ich versuchte, überrascht zu wirken –, aber nun konnte ich nicht abwarten, bis er uns einander vorstellt. Ich wollte schon immer eine kleine Schwester haben.«
»Und ich wollte immer eine sein!«, stieß ich hervor.
»Dann sind wir ein Team!«, sagte Danny. Wie witzig, dass ich ihn mir immer als knallharten Football-Macho-Typen vorgestellt hatte, aber in Wirklichkeit und leibhaftig sah ich, dass er nur ein ganz normaler Kerl war, der sein Herz auf der Zunge trug.
»Kommt Rhonda auch, um mich kennen zu lernen?«, fragte ich. Denn
Weitere Kostenlose Bücher