Coffee, Love & Sugar - Roman
inkompetente Stück Scheiße von Autumn rausgeschmissen?
Aber mein Mund erstarrte, und mein Körper wurde warm, und nahezu augenblicklich brach ein Feuer in mir aus, das gelöscht werden musste. Ich konnte die tosende Brandung vom Ocean Beach in der Ferne regelrecht hören und Java im Neoprenanzug auf dem Dach stehen sehen, wie er mit dem schnurlosen Telefon am Ohr voller Sehnsucht aufs Meer blickte und sich nach den kühlen Wellen sehnte.
Java antwortete dem Schweigen: »Wer ist dran? Hallo? Delia, bist du das? Hör zu, Kleines, du weißt, dass mir die Sache letzte Nacht leid tut ...«
Ich legte auf.
Ich erinnerte mich daran, was Blanko als Letztes zu mir gesagt hatte: »Und vielleicht brauchst du etwas Zeit, um dir über deine Gefühle für meinen Bruder klarzuwerden.« Ich blickte auf die Mickey-Uhr. Sah mir danach aus, als ob diese Zeit jetzt gekommen war.
Ich warf Ingwerbrötchen einen Blick zu, und sie schaute mich genauso an wie damals, bevor ich mich in Justins Zimmer geschlichen hatte, um mit ihm rumzumachen. Ich brachte Ingwerbrötchen ins Schlafzimmer, steckte sie ins Bett und flüsterte ihr ins Ohr: »Mach dir keine Sorgen, ich passe auf.« Ich gab ihr einen Eskimokuss und legte meine Schlafmaske über ihre Augen, damit das Mondlicht sie nicht vom Schlafen abhielt oder sie beunruhigte.
Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und rief Luis auf dem Handy an.
»He, Kumpel«, sagte ich in diesem gleichgültigen, aber ziemlich sexy Tonfall.
»Oho!«, erwiderte Luis. »Sag bloß, du bist am Samstagabend nicht gern allein zu Hause?«
»Vielleicht«, erwiderte ich neckisch-verschämt, »vielleicht auch nicht.«
So war ich immer bei Justin gewesen. Und er ist sogar tatsächlich drauf reingefallen. Männer! Ich verstehe sie nicht.
Luis sagte: »Also, was soll ich deiner Meinung nach dagegen tun?« Ich konnte Gelächter und Musik im Hintergrund hören, wo auch immer er gerade war.
Ich antwortete: »Ich dachte, ich ziehe mal los und seh mir ein paar Clubs an. Irgendwelche Empfehlungen?«
Luis sagte: »Nein, das tust du nicht! Frank bringt mich um!« Ich vermute, er legte die Hand über das Telefon, denn es entstand eine Pause, und es hörte sich an, als ob eine Stimme sanft »Scheiße!« schrie. Dann kehrte er zum Telefon zurück und sagte: »Was hältst du davon, wenn ich rüberkomme, und wir besorgen uns zusammen ’nen Kaffee oder Tee?«
»Long Island Ice Tea?«, fragte ich.
Luis sagte: »NEIN! Ich bin gleich da. O Mann, Mädchen, war mir doch auf den ersten Blick klar, dass es mit dir Ärger gibt.« Seine Stimme klang bei dieser Feststellung nicht ausschließlich genervt. »Bleib, wo du bist, ich bin gleich da.«
»Okay«, sagte ich und legte auf.
Ihre natürlichen hellseherischen Fähigkeiten mussten größer sein als die von Sugar Pie, denn ratet mal, wer kurz nach dem Telefonat mit Luis anrief? Meine Mutter. Woher wusste sie, dass ich gerade kurz davor war, einen abzuschleppen?
»Oh, hi«, sagte ich nervös. Seit meiner Ankunft in New York hatte ich nur einmal mit Nancy gesprochen. Auf dem Weg vom Flughafen zu Franks Wohnung hatte ich sie aus dem Auto angerufen, um ihr zu sagen, dass ich gut angekommen war. Sie hatte damals versprochen, dass sie mich nicht alle zwei Minuten anrufen würde, und das war ihr auch so ziemlich gelungen. Sie hatte versprochen, dass wir einander »Freiraum« geben würden.
»Wie sieht’s aus, mein Schatz?«, fragte sie. »Ist dein Da... ist er ... ist Frank da?« Ich frag mich, was die Leute für ein Problem haben. Keiner weiß, wie er das, was Frank und ich sind, nennen soll.
»Nein, er ist ausgegangen«, antwortete ich.
Nancy seufzte, selbstverständlich. »So eine Überraschung«, meinte sie. »Was machst du gerade? Bist du alleine zu Hause?«
»Ich schaue mit Ingwerbrötchen Fernsehen«, sagte ich.
Nancy seufzte erneut. »Findest du nicht, du solltest dich von dieser Puppe langsam trennen?«
Schweigen.
»Nein.«
»Habe ich richtig gehört, du hast gesagt, du schaust Fernsehen?«
Schweigen.
»Ja.«
Ich konnte hören, wie Ash und Josh im Hintergrund herumschrien und Sachen umschmissen.
»Ich kann überhaupt nichts verstehen!«, rief Nancy zu ihnen hinüber.
»Ich hab nichts gesagt«, sagte ich ihr. »Du hast nichts verpasst.«
»Nun ja«, sagte Nancy ernst. »Du fehlst uns hier. Halt dir Ärger vom Hals, und wenn du irgendwas brauchst, ruf mich an.«
Wahrscheinlich versuchte sie, nett zu mir zu sein, aber ich musste immer daran denken, dass sie mir
Weitere Kostenlose Bücher