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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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hatte. Wollte dort etwa ein Automarder das Navi oder die Airbags klauen? Dann säße er jetzt in der Falle! Senta war ausgebildet, wusste genau, wie ein Gegner in Schach zu halten war! Sollte er dennoch die Flucht wagen, er hätte verdammt schlechte Karten …
    Hans Obrig hatte die Übung sofort abgebrochen, trabte seinerseits auf das Auto zu, nicht allzu zu rasch, galt es doch sich zu vergewissern, ob aus dem Fahrzeuginnern Gefahr drohte. Oft genug waren die Ganoven aus dem Baltikum, die seit Jahren die Parkplätze des Reviers nach Stehlbarem abgrasten, bewaffnet.
    Senta bellte fortgesetzt, ihr Kopf flog zwischen Mercedes und nahendem Herrchen hin und her. Erst jetzt erkannte Hans Obrig, dass die hintere Tür des Mercedes einen Spalt weit offen stand. Das war alles andere als normal, jeder hätte, um sich vor dem Hund zu schützen, die Tür zugezogen! Was hatte das zu bedeuten? Da stimmte etwas nicht! Obrigs Trab verkümmerte spontan zu rollatorgerechter Schrittgeschwindigkeit. Er blieb in gebührender Entfernung stehen. ‚Neue S-Klasse, silber-metallic, Mülheimer Kennzeichen‘ durchfuhr es ihn. Dann sah er das Blut an der Scheibe der hinteren Tür. Senta bellte wie verrückt, sah ihn kurz an, um dann ein Stück weit vor, sogleich wieder zurück zu springen. Die Hündin schien nun völlig durchzudrehen. Kurzer Blick zum Herrchen, aufgeregtes Kläffen, ein Satz vor, sofort wieder zurück, Kläffen, das Ganze von neuem, wieder und wieder. Kein Zweifel, der Wagen barg ein Geheimnis, vermutlich ein grässliches Geheimnis. Obrigs Herzschlag begann zu rasen. Scheiße, er hatte sein Handy nicht mitgenommen.
    Er musste etwas tun! Sein Blick jagte in beiden Richtungen die Landstraße entlang. Kein Mensch weit und breit. Der Hund gab keine Ruhe, doch im Auto rührte sich nichts. Sollte er es wagen? Immerhin war Senta so gut wie eine Waffe. Er riss sich zusammen, machte einige Schritte auf den Wagen zu. „Hallo! Ist da jemand? Brauchen Sie Hilfe?“ Keine Antwort. Wenn jemand geantwortet hätte, Sentas hysterisches Gekläffe hätte es sicherlich übertönt.
    Es half nichts, er musste wissen, was sich dort im Wagen ereignet hatte. Entschlossen trat er an die Hecktür. „Kann ich Ihnen helfen?“ Wieder keine Antwort. Der Hund war von Sinnen, machte nun Anstalten, in den Wagen zu springen. „Aus!“ Senta schien ihn nicht zu hören. „Aus!“ Er ergriff die Hündin am Halsband, zerrte sie von der Tür. „Platz!“ Nur widerwillig folgte sie dem Kommando. Obrig zog die Tür auf, beugte sich in den Fond und erschrak zu Tode. Ein Mann saß dort vornübergebeugt, den Kopf zur Seite gedreht schien er ihn aus halbgeöffneten, wässrig-trüben Augen ratlos anzuschauen, eine Pistole seltsam verdreht in der Rechten, der Arm unnatürlich abgewinkelt. Der Mann war tot! Obrig starrte in das bläulich verfärbte Gesicht. Blut hatte eine schwärzlich-rote Bahn vom Mund hinab zum Kinn, von dort auf die Hemdbrust gezeichnet, darauf einen handtellergroßen feuchtschimmernden Flecken gebildet. Das ergraute Haar hing dem Toten wirr ins Gesicht, reichte fast bis an die Brauen. Dann sah er es! Obrig schnappte nach Luft, begann zu würgen, wandte sich angeekelt zur Seite und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Dem Mann im Fond fehlte der Hinterkopf! Das, was diesen einmal füllte, klebte, durchsetzt von Knochensplittern und blutgetränkten Haarbüscheln, schlierig an der Heckscheibe.
     
    Dr. Heisterkamp hatte gerade herzhaft in sein Brötchen gebissen, als eines seiner Handys klingelte. Störungen beim Frühstück mochte er überhaupt nicht, doch der Klingelton versetzte ihn in Alarmzustand. Diese Leitung war wenigen Auserwählten vorbehalten und dies ausschließlich bei Gefahr in Verzug! Hektisch würgte er den Bissen herunter. „Ich höre.“
    „Samir ist nicht erreichbar! Das ausgerechnet heute! Wissen Sie etwas?“
    „Keine Ahnung. Wir haben außerhalb der Sitzungen gewöhnlich keinerlei Kontakt. Ist er zu Hause wirklich nicht zu erreichen?“
    „Würde ich Sie dann anrufen? Die Entwicklung gefällt mir nicht. Haben Sie diesen Schöller unter Kontrolle? Mir wurde berichtet, dass er und der Professor Düsseldorf verlassen hätten. Wissen Sie, wohin?“
    „Nein. Aber was kann der schon anrichten? Der Fall wurde ihm entzogen. Meines Wissens befindet er sich in Behandlung. Burn-out -Syndrom, Sie verstehen?“ Heisterkamp quälte sich ein allzu auffälliges Lachen ab.
    „Wenn er alleine verschwunden wäre, könnte ich Ihnen ja folgen.

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