Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
wenige Minuten bis zu Mr. Stones Wohnung, die im Erdgeschoss eines kleinen Hauses lag. Lilly klingelte bei ihm, doch niemand öffnete. War er vielleicht gar nicht da? Vielleicht verreist? An der Seite des Hauses gab es ein Tor, das wohl in einen Garten führte. Lilly prüfte, ob es sich öffnen ließ, und trat ein, als das Tor nachgab.
Kapitel 8 – Heimlicher Beschützer
„ Mr. Stone? Ich bin es ... Lilly Hawk!“, rief sie und ging zögerlich einige Schritte in den Garten. Plötzlich schlug das Tor hinter ihr zu und Lilly fühlte erneut diesen Schwindel. Es war das gleiche seltsame Gefühl, das sie auch in dem Bekleidungsgeschäft verspürt hatte, kurz bevor sie zusammengebrochen war.
„ Ich wollte … mit Ihnen reden!“ War das etwa seine Kraft? Schwindel zu erzeugen? Menschen ohnmächtig werden lassen, so dass sie leichtere Beute waren? Lilly sackte auf ihre Knie. Bilder schossen durch ihren Kopf. Sie sah ihre Eltern. Ihren kleinen Bruder. Susan, Sam, Cathya, Sebastian und Joshua. Caleb.
„ Caleb …“, wisperte Lilly, bevor sie ihre Kraft zurückerhielt und sich schlagartig besser fühlte. Keuchend kniete sie am Boden, fühlte den rauen Steinboden des gepflasterten Weges.
„ Was hast du hier zu suchen?“ Mr. Stone stand vor ihr, blickte wütend auf Lilly herab, zugleich wirkte er aber auch verunsichert, wie Lilly an seiner Stimme bemerkte.
Sie kniete vor ihm, blickte zu Mr. Stone hinauf und biss dabei auf ihrer Unterlippe herum.
„ Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich nicht vorhabe, Sie zu verraten. Sie sind ein guter Lehrer und ich weiß nicht, warum Sie sich als Mensch ausgeben. Aber ich ahne es. Es ist nicht leicht, in einem Cold Belt zu leben. Als Lehrer können Sie Wissen vermitteln und …“
Doch Mr. Stone unterbrach sie, schaute sie nur flüchtig an, blickte immer wieder in die Ferne, als ob dort etwas war, was ihn ablenkte.
„ Schon gut. Wenn dem so ist, akzeptiere ich es. Nun geh‘.“ So abweisend und kalt hatte Lilly ihn noch nie erlebt. Zugleich wunderte sie sich aber auch, warum er sich nicht richtig auf ihr Gespräch konzentrierte. Für Lilly war ebendieses aber noch lange nicht beendet.
„ Ich wollte nur sagen …“
Mr. Stone ging forsch einen Schritt auf sie zu. Lilly erschreckte sich und hielt sich schützend ihre Hände vor ihren Körper. Doch als nichts geschah, blinzelte sie zögerlich.
„ Es ist in Ordnung, Lilly. Bitte geh‘ jetzt.“
Er machte auf dem Absatz kehrt, drehte sich allerdings immer wieder zu Lilly um. Doch er schien nicht sie anzusehen, sondern einen Punkt zu fixieren, der sich hinter Lilly befand.
Als er durch den Hintereingang verschwunden war, drehte sie sich um, suchte nach dem, was Mr. Stone hätte sehen können und was ihn dazu bewegt haben könnte, von ihr abzulassen. Doch sie sah nichts. Ein Auto fuhr die Straße entlang. Ein Vogel landete auf einem Ast, zwitscherte vergnügt und erfreute sich an dem warmen Tag. Es war nichts zu sehen. Niemand. Und doch hatte sie das Gefühl, beschützt worden zu sein. Von Caleb? War er etwa hier? Doch sie sah ihn nicht. Neugierig ging sie den Weg zurück, doch roch sie sein Parfum nicht. Also konnte er auch nicht hier gewesen sein. Oder?
Die kommenden Tage verbrachte Lilly wie jede normale Schülerin, die gerade Ferien hatte. Sie schlief lange, traf sich mit ihren Freunden, hatte Spaß. Las einige Bücher, schaute Filme, arbeitete in ihrem Garten. Sie lernte sogar und bereitete sich auf ihr Referat vor.
Doch ihre Gedanken um Caleb und Mr. Stone rissen nicht ab. Konnte sie überhaupt je wieder von ihm unterrichtet werden, ohne dass sie im Hinterkopf hatte, dass er sie töten hatte wollen? Lilly warf sich auf ihr Bett und seufzte laut auf. Dann klopfte es an ihrer Tür und Leonhard kam herein.
„ Ich hab‘ noch nicht „herein“ gesagt.“ Lilly starrte an die Decke und warf ihrem kleinen Bruder einen bösen Blick zu.
„ Ich wollte nur fragen, ob ich kurz ins Internet darf?“ Dabei hatte er diesen typischen Bettelblick jüngerer Geschwister, wenn sie etwas wollten.
„ Ist dein Zimmer aufgeräumt?“ Da sie die Antwort kannte, musste sie ihren Laptop auch nicht abgeben.
„ Nur kurz …“, murrte Leonhard und fing an zu zappeln.
„ Mhh ... nein. Du weißt, dass Mom will, dass dein Zimmer aufgeräumt ist. Vorher darfst du nicht ins Internet.“ Noch immer starrte sie an die Decke und wünschte sich, dass sie auch nur solch kleine Probleme haben würde wie ihr Bruder. Stattdessen
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